Theophylaktus von Ochrid

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Gedenktag: 31. Dezember

Der Selige Theophylaktus von Ochrid (griech. Θεοφύλακτος, Beiname¨Ηφαιστος; * um 1050/1060, † um 1108) war Erzbischof von Ochrid (heute Mazedonien) und einer der berühmtesten byzantinischen Bibelgelehrten.

Leben

Der Selige Theophylaktus von Ochrid

Geboren wurde er wahrscheinlich in Euripos auf Euböa um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Er wurde Diakon in Konstantinopel und erwarb sich einen hohen Ruf als Gelehrter und als Professor für Rhetorik an der Patriarchalen Akademie. Als noch ziemlich junger Mann (um 1078) wurde er zum Erzbischof ernannt und gegen seinen Willen nach Achrida (heute Ochrid) gesandt, wo er 25 Jahre lang Metropolit der Bulgarischen Kirche war und Lehrer von Konstantin Dukas wurde, Sohn von Kaiser Michael VII., für den er Die Prinzen-Erziehung schrieb.

Ochrid war eine der wichtigsten Städte des Ersten Bulgarischen Reiches, das sechs Jahre vorher von den Byzantinern erobert worden war. In dieser herausgehobenen Stellung in einem eroberten Gebiet am Rande des Byzantinischen Reiches übte Theophylaktus seine pastoralen Pflichten 20 Jahre lang höchst gewissenhaft und energisch aus. Obwohl von Aussehen und Herkommen Byzantiner, war er der Bulgarischen Kirche ein sorgsamer Erzbischof und verteidigte deren Interessen und deren Unanbhängigkeit (vom Patriarchat in Konstantinopel). Vehement schützte er seine Diözese vor den Häresien der Paulikianer und Bogumilen. Durch seinen Einsatz für die Interessen des bulgarischen Volkes erwarb er dessen Respekt und Liebe.

In seinen Briefen beschwerte sich Theophylaktus oft über die rauhen Sitten der Bulgaren und wünschte von seinem Amt abberufen zu werden, aber offenbar ohne Erfolg. „Seine Briefe aus Ochrid sind eine wertvolle Quelle sowohl für die Wirtschafts-, Sozial- und Politikgeschichte Bulgariens als auch für die byzantinische Prosopographie. Sie sind voller Beschwerden über sein ‚barbarisches’ Umfeld, obwohl er stark mit der lokalen Kulturentwicklung verbunden war und einen Lobpreis auf die 15 Märtyrer von Tiberioupolis und eine Vita des Clemens von Ochrid verfasste.“ (The Oxford Dictionary of Byzantium, Oxford University Press, 1991, Bd. 3, S. 2068) Außerdem schrieb er (in seinen Briefen) Berichte über die Zerstörungen und Hungersnöte, die die ständigen Kriege des Byzantinischen Reiches mit Petschenegen, Magyaren und Warägern verursachten und viele Menschen zwangen, aus den Städten in die Wälder zu flüchten.

In seinen letzten Jahren ging er nach Thessaloniki, wo er schließlich friedlich entschlief. Das genaue Jahr seines Todes ist unbekannt; aber das letzte Lebenszeichen, das durch seine Briefe verbürgt ist, stammt von 1108.

Die heutigen Orthodoxen Kirchen von Serbien, Bulgarien, Griechenland und Russland betrachten ihn als Heiligen und gedenken seiner am 31. Dezember.

Werke

Titelblatt einer lateinischen Übersetzung der Bibelkommentare des Theophylaktus (16. Jh.)

Als begeisterter Theologe hat Theophylaktus zahlreiche Homilien und vor allem einen Kommentar des vollständigen Neuen Testaments hinterlassen, welcher von der Orthodoxen Christenheit immer hoch geschätzt wurde. Die Patrologia Graeca enthält eine lange Predigt über das Kreuz, eine weitere über Johannes den Täufer und eine dritte über die Feier der Begegnung des Herrn.

Seine Kommentare zu den Evangelien, der Apostelgeschichte, den Briefen des Paulus und zu den Zwölf Propheten basieren zwar auf den Werken des Chrysostomos, haben aber wegen ihrer Eleganz, Nüchternheit, Präzision und Gewitztheit einen festen Platz in der exegetischen Literatur. Außerdem sind 530 Briefe und verschiedene Homilien und Gebete überliefert sowie das Leben des Clemens von Ochrid und andere kleinere Schriften. Eine behutsame Edition fast all seiner Schriften in Griechisch und Latein sowie einer ausführlichen Einleitung wurde von JFBM de Rossi veröffentlicht (4 Bände, Venedig), die 1869 von J.-P. Migne in den Patrologia Graeca (Bde. 123-126) nachgedruckt wurde.

Moderne Übersetzungen der Bibelkommentare des Theophylaktus sind auf Neugriechisch, Russisch, Serbisch, Bulgarisch und Rumänisch erhältlich, was den großen Einfluss seines exegetischen Werkes in der Orthodoxen Kirche und darüber hinaus unterstreicht. Der Hl. Bischof Nikolai (Velimirovic) von Ochrid aus dem 20. Jh., schrieb: “Theophylaktus’ Kommentare zu den vier Evangelien und den anderen Büchern des Neuen Testaments sind die besten Arbeiten ihrer Art nach denen des Hl. Johannes Chrysostomos und werden bis zum heutigen Tage mit großem Gewinn gelesen.“