Nikodemos der Hagiorit

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Nikodemos der Hagiorit

Gedächtnis: 14. Juli

Der ehrwürdige und gotttragende Vater Nikodemos vom Heiligen Berg (auch: Nikodemos der Hagiorit, griech. Νικόδημος γιορείτης, 1749 - 14. Juli 1809) war ein asketischer Mönch, ein großer Theologe, Mystiker und Philosoph, Kirchenrechtler, Hagiologe und Autor liturgischer Hymnen. Er schrieb Anleitungen zu asketischen Gebeten und beeinflusste die Wiederentdeckung des Hesychasmus (eine Methode des inneres inneren Gebets aus Byzantinischer Zeit). Er wurde vor allem bekannt durch seine gemeinsame Arbeit mit dem Hl. Makarios von Korinth an der Anthologie monastischer Schriften, den „Philokalia“. Er wurde im Jahr 1955 durch die Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel heiliggesprochen.

Frühes Leben und Ausbildung

Der hl. Nikodemos wurde 1749 als Nicholas Kallivourtsis auf der griechischen Insel Naxos geboren, der die damals zum Osmanischen Reich gehörte. Gemäß seinem Biografen verfügte er über „großen Scharfsinn, eine genaue Wahrnehmung, intellektuelle Klarsicht und ein enormes Gedächtnis“, Qualitäten, die denjenigen schnell offenbarten, die ihn in seinem Lernen förderten.

Nachdem er zunächst von seinem Gemeindepfarrer unterrichtet worden war, wechselte er zu Archimandrit Chrysanthos, einem Bruder des Hl. Kosmas von Ätolien. Von dort ging er nach Smyrna (heute Izmir in der Türkei) an die Akademie, die später als Evangeliki bekannt werden sollte. Dort studierte er Theologie, Altgriechisch, Latein, Französisch und Italienisch.

Die Unterdrückung durch die Türken, die damals über die griechische Welt herrschten, zwang ihn, sein Studium zu unterbrechen, und so kehrte er 1770 nach Naxos zurück.

Leben als Mönch

Einige Jahre darauf machte Nicholas die Bekanntschaft des Hl. Makarios Notaras, womit eine lebenslange Freundschaft begann. Kurz darauf entschied er sich, ins Kloster zu gehen und so dem Beispiel von drei Mönchen zu folgen, denen er begegnet war: Gregorios, Niphon und Arsenios. Diese waren vom Berg Athos, der seit mehr als siebenhundert Jahren ein wichtiges Zentrum des Mönchstums war, und hatten Nicholas überzeugt, mit ihnen zu gehen. 1775 kam er im Alter von sechsundzwanzig Jahren dort an.

Bei der Mönchsweihe erhielt er, wie es Brauch ist für diejenigen, die die Welt aufgeben, einen neuen Namen: Nikodemos. Er wurde in die Praxis der Hesychia eingeweiht, eine Methode des Gebets, das innere Stille, kontrolliertes Atmen und die immerwährende Wiederholung des Jesusgebets einschließt („Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner, des Sünders“). Nikodemos schloss sich den als Kollyvades bekannten Mönchen an, die eine Wiederbelebung der traditionellen orthodoxen Methoden und der patristischen Literatur anstrebten, und verbrachte den Rest seines Lebens damit, deren Texte zu übersetzen und zu veröffentlichen. Viele Textsammlungen bewerkstelligte er auch selbst.

Hauptwerke

In Zusammenarbeit mit dem hl. Makarios Notaras von Korinth kompilierte der hl. Nikodemos die Philokalia, eine wichtige Arbeit über monastische Spiritualität. Es enthält einige der Lehren vieler alter Wüstenväter. Nikodemos veröffentlichte auch moderne Ausgaben anderer theologischer Schriften, etwa von Simeon dem Neuen Theologen und Gregor Palamas. Außerdem schrieb er eigene Arbeiten, wie das Pedalion, eine Abhandlung über das Kirchenrecht, und das Exomologetarion, einen Leitfaden für Beichtväter.

Eine andere seiner berühmten Arbeiten ist das „Enchiridion für Anwälte“ (auch: „Handbuch des Geistlichen Anwalts“; 1801), geschrieben von Nikodemos auf Anregung seines Vetters Ierotheos, der kurz zuvor Bischof von Euripos geworden war. Dieses Handbuch zum religiösen Leben, für den Klerus und Laien allgemein geschrieben, hat bis heute großen Einfluss auf die griechische Spiritualität, denn es ist ein theologisch-moralisches Traktat von psychologischer Tiefe und wissenschaftlichem Scharfsinn.

Makarios von Korinth übergab ihm auch andere Texte zur Bearbeitung, darunter „Über die häufige Heilige Kommunion“ und den „Evergetinos“. Daneben schrieb Nikodemos auch Heiligenviten.

Er war stark von der westlichen Spiritualität, Kirchenrecht und Theologie beeinflusst. Er übersetzte und editierte „Den geistlichen Kampf“ (1589) von Lorenzo Scupoli und benannte es um in „Unsichtbarer Kampf“, sowie die „Geistlichen Übungen“ des Ignatius von Loyola. Er schrieb über römisches Kirchenrecht („Das Steuerruder“) und die Lehre des Anselm über die Erlösung. Römische Einflüsse zeigen sich auch im Exomologetarion, seinem Handbuch über das Bußsakrament. Der Einfluss des westlichen, frömmelnden Moralismus wird vielleicht am deutlichsten in seinem Werk Chrestoethia für Christen (1803), wo er Musik, Tanz, (nichtliturgisches) Singen, das Erzählen von Witzen usw. verurteilt. Er warnt die Christen, dass solcherlei Verhalten nicht nur zu ihrer eigenen Strafe, sondern sogar zum Tod ihrer zukünftigen Kinder führen werde.

Schönheit wird die Welt retten

Die Textsammlung Philokalia (griech. φιλοκαλία ‚Liebe zur Schönheit‘) enthält die Geschichte der Praktizierung des Jesusgebets (Gebet des Herzens), die auch Hesychasmus genannt wird. Das griechische Wort Philokalia bedeutet Liebe zur Schönheit, d.h. zur Tugend oder geistlichen Schönheit, und wird auch mit Tugendliebe übersetzt, die den Hoffnungslosen wieder zum Glauben verhelfen soll. Die Geschichte des Gebets beginnt mit den frühesten Vätern, unter ihnen Antonios der Große und Gregor Palamas. Der Titel der Sammlung weist auf die kontemplative Tradition hin. Darin wird gelehrt, das innere, mystische Reich Gottes, das innerhalb jedes Menschen verborgen ist, zu begreifen. Der Geist Gottes ist eine Glut, und es gilt, aus dieser Glut ein loderndes Feuer zu entfachen. Dieses Feuer brennt fortwährend im Herzen, in der Liebe zu allen Dingen, durch die Energie Gottes, welche die Liebe ist (Lev. 9,24). Es gehört auch zur Philokalia, dass man erfährt, wie man mit den Leidenschaften und weltlichen Verführungen fertig wird. Gegenstand der Kontemplation ist „die Liebe zur Schönheit“ bzw. unendlichen Schönheit, welche Gott ist. Denn wenn die Existenz von Grund auf böse ist, vermag sie Schönheit weder zu enthalten noch auszudrücken. Diese Erkenntnis befördert die Wahrheit über das göttliche (asketische) Leben und den Zweck, den das Herz durch die Praxis des Gebets des Herzens erfährt, die wir „Hesychasmus“ nennen. Gottes Energie ist Liebe. Jedoch ist Gott auch die Quelle von allem, was aufrichtig schön ist und in göttlichem Glanz erstrahlt. Diese Schönheit ist es, die nach Meinung Dostojewskis „die Welt retten“ wird.