Benutzer:Christian/Akedia

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"Überdruß, geistige Trägheit, Lustlosigkeit, eines der acht Hauptlaster"

Sergius Heitz (Hrsg.): Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit. Orthodoxes Glaubensbuch. Verlag Vandenhoeck Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN: 3-525-56832-0, S. 231

vgl. Gabriel Bunge: Akedia - Die geistliche Lehre des Evagrios Pontikos vom Überdruss. Verlag Der Christliche Osten, Würzburg 2009.

"Im 4. Jahrhundert n. Chr. setzte der Mönch Euagrios Pontikos den Mittagsdämon mit dem der akedia (griech. ἀκήδεια ‘Sorglosigkeit, Nachlässigkeit, Nichtsmachenwollen‘ von κῆδος ‘Sorge’) gleich, ihm zufolge eins der acht Hauptlaster, aus denen später die sieben Todsünden wurden...

Ein weiterer Charakter der Mittagsstunde, der die bisher genannten Merkmale in sich zusammenfasst, ist die Versuchung zur Trägheit (griech. akedia), zum Sichgehenlassen. Thematisiert wurde dieser Zusammenhang von Euagrios Pontikos, einem Griechen, der sich in den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts als Mönch in die ägyptische Wüste südlich von Alexandria zurückzog, wo damals zahlreiche Mönche als Einsiedler lebten:

„Der Dämon der Trägheit, der auch Mittagsdämon genannt wird, ist belastender als alle anderen Dämonen.“

Von Origenes hatte Euagrios die Vorstellung übernommen, dass der Kampf gegen die Sünde ein Kampf gegen Dämonen sei und dass „jeder Sünde ein Engel Satans entspricht“, so Origenes (Übersetzung R. Augst). Origenes beruft sich für diese Idee seinerseits auf das jüdische Testament der zwölf Patriarchen, das aber nicht von Dämonen spricht, sondern vom „Trachten“ des Menschen (hebr. yeser, im erhaltenen griech. Text diaboulion).

Euagrios beschreibt als Symptome der akedia:

  • Das Gefühl, dass die Zeit besonders langsam vergehe.
  • Den Drang des Mönchs nach draußen, heraus aus seiner Zelle.
  • Hass auf das eigene Leben und die eigene Arbeit.
  • Die Freunde und Kollegen werden als verständnislos erlebt.
  • Ein anderes Leben scheint leichter und glücklicher.

Die Gleichsetzung von akedia und Mittagsdämon wird manchmal schon Origenes zugeschrieben. Die hierbei zitierten Texte des Origenes werden aber neuerdings als unecht angesehen und stammen wohl von Euagrios.

Johannes Cassian, ein Schüler und Freund des Euagrios, der später in Marseille wirkte und die Gedanken des Euagrios dem Abendland vermittelte, nennt als Ursachen für diesen Zustand neben den klimatischen Bedingungen die Einsamkeit und die besondere Ernährung der Mönche, d. h. ihr häufiges Fasten bzw. ihr nur gelegentliches, abendliches Essen. Im 12. Jahrhundert brachte – vielleicht auch aufgrund einer anderen Erfahrung mönchischen Lebens – Euthymios Zigabenos, ein griechischer Theologe, den Mittagsdämon mit dem Geist der Unzucht in Verbindung, der bei vollem Magen auftrete.

Als gelebte Erfahrung verlor sich die Verknüpfung von Mittagsdämon und Trägheit nach Euagrios allmählich wieder. Sein Trägheitsbegriff blieb jedoch virulent, da er ihn innerhalb einer Lehre der acht Haupt-„Laster“ entwickelte, aus denen, vermittelt durch Johannes Cassian, später die sieben Todsünden wurden." https://de.wikipedia.org/wiki/Mittagsd%C3%A4mon