Theophan der Klausner

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Theophan der Klausner (Freskenikone in der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde zur hl. Großmärtyrerin Barbara in Krefeld)
Kiewer Höhlenkloster
Russische Mission in Jerusalem
Der Wyscha-Kloster
Die Klause des hl.Theophan dem Klausner
Die Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone von Kasan des Klosters Wyscha

Gedächtnis: 10. Januar, 16. Juni

Der Heilige Theophan der Einsiedler (Theophan der Klausner, russ. Феофан Затворник) (1815-1894), heilig gesprochen 1988, war ein bedeutender russischer Starez im 19. Jahrhundert, der einen Großteil seiner Seelenführung auch auf brieflichem Wege durchführte. Als zutiefst frommer Asket und Glaubenszeuge übte er beachtlichen Einfluss auf die geistliche Wiedergeburt der zeitgenössischen Gesellschaft aus. Er vermittelte seine Erfahrungen mit dem Gebets- und Asketenleben in einer Form, die auch Laien zugänglich war. Zu einem der Schätze seiner Erben als Theologen und Bibelwissenschaftler gehört seine umfangreiche Auslegung des Neuen Testaments.

Georgij Goworow, der spätere hl. Theophan, wurde am 10. Januar 1815 im Dorf Tschernawsk in der Provinz Orlow geboren, wo sein Vater Priester war.

Georg besuchte zunächst eine Grundschule in Liwen und danach eine Militärschule. Von 1837 bis 1841 studierte er an der Theologischen Akademie Kiew und besuchte wahrscheinlich mehrmals das dortige Höhlenkloster. In dieser Umgebung war es keine Überraschung, dass er noch als Student die Mönchstonsur erhielt. Nach seinem Abschluss wurde Mönchspriester Theophan zum Rektor der Kiewer Kirchenschulen ernannt und später Rektor am Seminar in Nowgorod. Bevor er sich aus der Lehre zurückzog, diente er noch als Professor und Assistenzinspektor an der Akademie Petersburg.

Der hl. Theophan war nicht ganz glücklich mit dem akademischen Dienst und bat um Befreiung von seinen Pflichten. Er wurde daraufhin zum Mitglied der Russischen Mission in Jerusalem abgeordnet. Nachdem er in den Rang eines Archimandriten aufgestiegen war, wurde er Rektor am Seminar Olonets. Bald wurde er zum obersten Priester der Botschaftskirche in Konstantinopel ernannt. Schließlich wurde er wieder nach Russland zurückbeordert, um Rektor an der Akademie Petersburg zu werden und die religiöse Erziehung in den säkularen Schulen der Hauptstadt zu beaufsichtigen.

Am 9. Mai 1859 wurde der hl. Theophan als Bischof von Tambow geweiht, wo er eine Diözesan-Schule für Mädchen gründete. In seiner Zeit in Tambow lernte er das abgeschiedene Wyscha-Kloster in seiner Diözese lieben. 1863 wurde er für drei Jahre nach Wladimir versetzt, wo er ebenfalls eine Diözesan-Schule für Mädchen gründete.

Der heilige Bischof besuchte Gemeinden in seiner gesamten Diözese, hielt Gottesdienste ab, predigte, setzte Kirchen instand und teilte Freud und Leid mit seiner Herde. Es fiel ihm jedoch sehr schwer, so in der Welt zu leben und in nutzlose Dispute verwickelt zu werden. Viele missbrauchten sein Vertrauen, aber er brachte es nicht über sich, jemanden zu bestrafen, und überließ diese unerfreuliche Aufgabe dem Erzpriester seiner Kathedrale.

Bei der Freilegung der Überreste des hl. Tichon von Sadonsk im Jahre 1861 war er zugegen und wurde sehr ergriffen, denn er hatte viel mit diesem Heiligen gemeinsam. Seit seiner frühen Kindheit hatte er ihn geliebt und immer mit großer Begeisterung von ihm gesprochen. Als der hl. Tichon am 13. August zum Heiligen erhoben wurde, kannte die Freude von Bischof Theophan keine Grenzen.

Im Jahre 1866 wurde ihm der Wunsch gewährt, sich von seinen Pflichten als Bischof von Wladimir zu entbinden. Er wurde zum Vorsteher des Wyscha-Klosters ernannt, trat aber von diesem Amt bald wieder zurück. Ihm wurde gewährt, dort zu leben und immer, wenn er es wünschte, den Gottesdienst zu zelebrieren, sowie eine Pension in Höhe von tausend Rubeln.

Als er sich darauf vorbereitete, seine Diözese zu verlassen, wollte er vor allem um die eigene Erlösung kümmern und sich auf eine ungestörte Kommunion mit Gott konzentrieren. Am 24. Juli 1866 sagte er seiner Diözese Lebewohl und verließ die Welt für ein Leben in Abgeschiedenheit, um sich dem Schreiben spiritueller Bücher zu widmen. Durch diese Werke wurde der hl. Theophan zum Wohltäter aller orthodoxer Christen. Obwohl er “nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ trachtete (Mt 6,33), errang er auch den Ruhm eines Autors von großer Bedeutung für die ganze Welt.

Bischof Theophan schrieb viele Bücher, profitierte aber nicht von deren Verkauf. Er versuchte sie so preisgünstig wie möglich zu halten, und sie waren immer schnell ausverkauft. Er schrieb über Themen, die vor ihm noch niemand erschöpfend behandelt hatte, etwa über christliche Lebensführung, wie man sündhafte Angewohnheiten überwindet oder Verzweiflung vermeidet. Er versuchte die Stufen der spirituellen Perfektion systematisch zu erklären als einer, der sie selber bestiegen hatte. Einige seiner Bücher sind «Духовная жизнь и как на нее настроиться» („Das spirituelle Leben und wie man sich darauf einstellt“), „Путь ко спасению» („Der Weg zur Erlösung“) und «Письма о духовной жизни» („Briefe über das spirituelle Leben“). Er übersetzte außerdem die PHILOKALIE in fünf Bänden und „Die Predigten des hl. Simeon, dem Neuen Theologen“.

In seinen ersten sechs Jahren im Kloster nahm Bischof Theophan an allen Gottesdiensten teil, auch an der Frühliturgie. Er stand ganz ruhig und mit geschlossenen Augen in der Kirche, um nicht abgelenkt zu werden. Oft leitete er die Zeremonien an Sonn- und Feiertagen.

Ab 1872 kappte er alle Verbindungen (außer zu seinem Beichtvater) und verließ auch seine Zelle nicht mehr für den Kirchbesuch. Er baute sich in seinem Winkel eine kleine Kapelle und weihte sie der Taufe des Herrn. Zehn Jahre lang beging er dort die Sonn- und Feiertage. In den letzten elf Jahren seines Lebens feierte er den Gottesdienst alleine; manchmal sang er dabei, andere Male verharrte er in vollkommenen Schweigen.

Wenn er dienstlichen Besuch bekam, antwortete er so knapp wie möglich und versank wieder im Gebet. Wenn ihm jemand Geld zukommen ließ, verteilte er es an die Armen und behielt nur einen kleinen Teil, um Bücher anzuschaffen.

Wenn er nicht gerade mit Schreiben oder Beten beschäftigt war, schreinerte dieser in der Klause lebende Bischof oder malte Ikonen. Er bekam 20 bis 40 Briefe am Tag und beantwortete sie alle. Er war in der Lage, die spirituelle Verfassung jeden Schreibers zu erspüren, und antwortete dann ausführlich auf die Fragen derer, die um die Errettung ihrer Seelen rangen.

Im Alter ließ sein Augenlicht nach, ohne dass er davon seine Arbeit beeinträchtigen ließ. Am Abend bereitete sein Zellenwart alles vor, damit der Bischof am nächsten Morgen den Gottesdienst begehen konnte. Hiernach klopfte er an die Wand, auf dass ihm der Zellenwart den Tee servieren käme. Wenn nicht gerade Fastenzeit war, nahm er um 13 Uhr sein Mittagessen: ein Ei und ein Glas Milch. Um vier Uhr nachmittags trank er Tee und aß sonst den ganzen Tag über nichts.

Anfang 1894 begannen seine Kräfte nachzulassen. Am Nachmittag des 6. Januars war er mit Schreiben beschäftigt, aber als der Zellenwart um halb fünf zu ihm kam, fand er den Bischof entschlafen im Herrn.

Der Körper des hl. Theophan wurde drei Tage in der kleinen Kirche in seiner Zelle und weitere drei Tage in der Kathedrale aufgebahrt, ohne eine Spur von Verwesung. Er wurde in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone von Kasan des Klosters Wyscha bestattet.

Einige seiner Bücher wurden ins Englische übersetzt und stellen noch heute zuverlässige Leitfäden für orthodoxe Christen dar. Die besondere Gabe des hl. Theophan war es, die Weisheit der Väter in moderner Form wiederzugeben. Da er uns zeitlich relativ nahesteht, finden viele Leser seine Bücher „zugänglicher“ als die frühere patristische Literatur. Er behandelt das Leben der Seele und das Leben des Körpers als Ganzes, nicht als zwei getrennte Elemente, und weist den Menschen den Weg zur Erlösung.


Siehe auch

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