Christenverfolgung unter Diokletian

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Während der Zeit des „Römischen Friedens“ (Pax Romana) vom Beginn der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus im Jahre 27 vor Christus bis zum Beginn der römischen Reichskrise des 3. Jahrhunderts durch die Ermordung des letzten Kaisers aus der Dynastie der Severer, Severus Alexander, im Jahre 235 in Mogontiacum (Mainz) wuchs durch den stabilen Wohlstand die Einwohnerzahl des Imperiums auf geschätzt 70 Millionen.

Nachdem in den innerrömischen Kämpfen bis 249 bereits acht Soldatenkaiser und zehn Gegenkaiser gefallen waren, versuchte der Ursurpator Decius mittels reichsweiten Loyalitätskundgebungen für sein Kaisertum die Machtverhältnisse wieder zu festigen. Jeder römische Bürger mußte den Göttern, zu denen die früheren Kaiser gehörten, opfern: "Wer die Götter Roms nicht verehrt und dem allmächtigen Kaiser das Opfer verweigert, ist des Religionsfrevels [sacrilegium] und des Majestätsverbrechens [crimen laesae maiestatis] schuldig." Hierbei wurden die Christen auffällig, wodurch es erstmals zu systematisch im gesamten Römischen Reich durchgeführten Christenverfolgung kam. Viele Christen opferten pro forma, erkauften sich Opferbescheinigungen (sogenannte libelli) oder wichen über die Grenzen in den Bereich der Sassaniden, der Alemannen und erstmalig auch zu den Goten aus, welche unter ihrem König Kniva den römischen Kaiser Decius und seinen Sohn Herennius als Mitkaiser in der Schlacht von Abrittus (jetzt Rasgrad in Bulgarien) in der Dobrudscha erschlugen. Dieser erste Tod eines Kaisers gegen sogenannte Barbaren wurde als Strafe des Himmels angesehen. Da die Christenverfolgungen abrupt aufhörten, erhielten die christlichen Gemeinden nun reichsweit großen Zulauf, zumal die Krisenzeit noch lange nicht überwunden war. Das Blut der Märtyrer wurde so zum Samen der Kirche.

Nach vier weiteren Kaisern und vier Gegenkaisern hatte sich die innenpolitische Situation ab 254 mit den Kaisern Valerian und seinem Sohn Gallienus (Mitkaiser im Westen) wieder soweit stabilisiert, dass Valerian nach der Verteidigung der Reichsgrenzen im Osten im Jahre 257 die reichsweiten Christenverfolgungen gezielt mit einem Versammlungsverbot für Christen wieder aufnahm und 258 die christlichen Bischöfe verhaften und ohne Prozess hinrichten ließ. Die Christen wurden regelrecht dafür verantwortlich gemacht, daß der Frieden mit den römischen Göttern gestört war und es wegen dieser Störung des Staatskultes dem Reich schlechter erging als zu Zeiten der Pax Romanum vor 235. Erneut fielen viele Christen, vor allem Neugetaufte, vom Glauben ab oder wichen wieder in den Bereich des Sassanidenreiches (dort insbesondere nach Armenien), nach Iberien (Kartlien), in das Bosporanische Reich sowie zu den Alemannen und Goten aus. Doch schon 260 geriet Kaiser Valerian schmachvoll in persische Gefangenschaft als eine einmalige und beispielhafte Strafe Gottes für seine Vergehen gegen die Christen. Valerians Sohn und nun alleiniger Kaiser Gallienus hob die valerianischen Dekrete auf und ließ die Verfolgungen einstellen.

Valerian starb in Gefangenschaft. Er mußte dem Perserkönig als eine Art „lebendige Leiter“ zur Besteigung seines Pferdes dienen. Nach seinem Tod wurde ihm die Haut abgezogen, diese dann mit Zinnober gefärbt und in einem Tempel als Warnung an Rom aufgehängt. Durch diesen großen Verlust an Ansehen und Macht verlor das römische Kaisertum erhebliche Teile des Reiches nicht nur im Osten an die Perser oder an das Sonderreich von Palmyra, sondern auch im Westen. Hier entstand das Gallische Sonderreich (Imperium Galliarum), zu welchem anfänglich sogar noch Britannien und Spanien gehörten. Das Dekumatsland östlich des Rheins mußte sogar dauerhaft geräumt, der 550 km lange Obergermanisch-Raetische Limes aufgegeben werden. In diesem Bereich konnten die Christen als damalige Reichsfeinde unter alemannischer Gastfreundschaft große Teile der ehedem römischen Struktur übernehmen. Von hier aus verbreitete sich auch der alemannische Begriff kilche (chile) für Kirche in den germanischen Sprachraum.

Durch diesen herben Verlust für das römische Imperium nach fast 300 Jahren der Stabilität und des Wohlstandes herrschte eine Untergangsstimmung, welche den wiedererstarkten christlichen Gemeinden erneut starken Zulauf brachte. Die Verkündung der Erlösung und des ewigen Lebens nach dem Tode zog die damals oft verzweifelten Menschen stark an. Die missionarischen Bestrebungen des Christentums fielen daher auf einen äußerst fruchtbaren Boden.

Nach 260 gab es bis zur Ursurpation durch Diokletian (284) 24 Gegenkaiser (also durchschnittlich einen Gegenkaiser pro Jahr) und nach dem Tod von Gallienus 268 nochmals neun Kaiser bis Diokletian. Hinzu kamen zehn Kaiser des Imperium Galliarum bis 274 sowie der Kaiser Vaballathus von Palmyra.

Im November 284 erkrankte der Kaiser der östlichen Reichshälfte, Numerian, an einer Augenentzündung und musste in einer geschlossenen Sänfte durch Kleinasien transportiert werden. Diese Gelegenheit nutzte Numerians Berater und Schwiegervater, der Prätorianerpräfekt Aper, zur Ermordung des Kaisers. Daraufhin rief die Armee den Befehlshaber der Gardeeinheit protectores domestici (der kaiserlichen Leibgarde) am 20. November 284 in Nikomedia zum römischen Kaiser aus. Nach dieser Ausrufung zum imperator erschlug Diokletian seinen Rivalen Aper mit eigener Hand. Im Juli 285 kam es in der Schlacht am Margus (heute der Fluß Morava in Serbien) zum Kampf zwischen Diokletian und dem legitimen Kaisers Carinus, des älteren Bruders und Mitkaisers (für den westlichen Reichsteil) seines Vorgängers Numerian. Carinus wurde nach der Schlacht von seinen eigenen Leuten ermordet.

Zunächst stabilisierte Diokletian das Imperium durch das Herrschaftssystem der Tetrarchie. Zwei Seniorkaiser (Augusti) und zwei Unterkaiser (Caesares) herrschten über einen jeweils eigenen Reichsteil, wodurch sich immer ein Mitglied des Kaiserkollegiums in der Nähe der kämpfenden Truppen am Rhein, an der Donau und am Euphrat aufhalten konnte, was die Gefahr einer Usurpation verminderte. 285 ernannte Diokletian seinen alten Kameraden Maximian zum Caesar, am 1. April 286 sogar zum Augustus des Westens. Zur sakralen Legitimierung nahm Diokletian den Namen Iovius („Abkömmling des Gottes Jupiter“) und Maximian den Namen Herculius an. 293 ernannte Diokletian zwei Caesares als Unterkaiser: Constantius Chlorus (seit 289 Schwiegersohn des Maximian) für den Westen, Galerius für den Osten, der im gleichen Jahr Diokletians Tochter Valeria heiratete. Zusätzlich wurden die Caesares von den Augusti adoptiert, um die Tetrarchie zu stärken. Constantius als auch Galerius waren erfahrene Soldaten und somit für die Sicherung der Außengrenzen geeignet. Im Inneren teilte Diokletian die Provinzen in kleinere Verwaltungseinheiten, die Diözesen (lat. dioecēsis, von griech. διοίκησις), auf.

Nach der politischen Theologie der Tetrarchie waren Staat und Religion nicht zu trennen. Dies führte von Anfang an zu einem Konflikt mit den Christen, aber auch mit den Mänichäern, welche seit etwa 290 vor allem in Ägypten sehr erstarkt waren. Diokletian erließ 296 ein strenges Verfolgungsedikt gegen diese Religion, welche dadurch im römischen Imperium nahezu vernichtet wurde. Gegen das starke Christentum wurde vorerst noch nichts derartiges unternommen. Diokletians Frau und Tochter wie auch Helena, die Frau des Caesars für den Westen, Constantius Chlorus, waren aktive Christen. Durch den Erfolg gegen die Manichäer ermutigt, drängte vor allem der Caesar des Ostens Galerius, der über Griechenland und den Balkan herrschte, auf eine nachfolgende Christenverfolgung. Mit dieser Maßnahme sollte die römische Staatsreligion gestärkt werden, indem die Verweigerer des Tempelopfers ausgeschaltet werden. Man erhoffte sich durch diese Intoleranz eine Rückkehr zur Pax Romanorum vor 235. Am 23. Februar 303 verabschiedeten die vier Kaiser in Nikomedia, der Hauptstadt des Diokletian, ein Edikt gegen die Christen. Diese verloren jetzt ihre Bürgerrechte. Alle Gemeindevorsteher, Bischöfe und Presbyter sollten eingekerkert und bis zum Abschwören ihres Glaubens verhört und gefoltert werden. Für alle, die das Kaiseropfer weiterhin verweigerten, war die Todesstrafe vorgesehen.

In der Diokletianischen Verfolgung erlangten folgende Heilige die Krone des Martyrium:


  • Aaron von Quadra Legionum, heute Caerleon-on-Usk in Wales 22. Juni
  • Acacius‎ (Achatius)
  • Alban von England aus Verulamium, heute St-Albans in England 22. Juni
    • mit ihm starben sein Priester Amphibalus und sein bekehrter Henker Heraclius sowie 2000 weitere Märtyrer
  • Anatolia von Rom und ihre Schwester Victoria 23. Dezember
  • Anatolia von Tyra (Tyrus) 9. Juli
  • Anthimos, Bischof von Nikomedia 18. März, 3. September, und Gefährten (der Priester Glykerios, der Diakon Migdonius, der Diakon Theophilus, Agathia (Agape) , Antonia , Clericus der Ältere, die Jungfrau Domna , Dorotheus, Euthymios, Gorgonius, Indes, General Mardonius, Gouverneur Mygdonius, Nikostrates, Peter, Theophila, Secundos, Zeno, sowie 20.000 weitere Märtyrer - 28. Dezember und 30. Dezember)
  • Artemon Priester in Laodicea in Syrien, Mönch, und Sisinios, Bischof - 13. April
  • Barbara von Heliopolis 4. Dezember - nach anderen Quellen: Barbara von Nikomedia - nach anderen Quellen Martyrium zur Zeit des Imperators Maximian (305-311)
  • Barlaam der Greis von Antiochia 19. November
  • Cajus, Bekenner, und Crescens (Crementius), Bekenner in Saragossa 16. April
  • Candidus bei Agaunum, heute St-Maurice in der Schweiz, senator militium, also Leutnant der Thebäischen Legion des Mauritius 10. März, 22. September, 27. Dezember (durch Maximian)
  • Caprasius von Agen‎, Bischof
  • Castulus in Rom, 26. März. Hofbeamter (Kämmerer des Kaisers Diokletian ?), seine Witwe Irene 22. Januar pflegte den heiligen Sebastian
  • Chrysanthus und Daria (ehemalige Vestalin) in Rom 19. März
  • Chrysogonus von Aquileia, Bischof - von einem alten Priester namens Zoilus begraben 24. November, 22. Dezember
  • Cosmas und Damian, aus Arabien, lebten in Aigeai in Kilikien, Uneigennützige Ärzte
  • Crescentianus von Rom,
  • Cyriaca von Nicomedien , Tochter des Dorotheos, wurde zusammen mit fünf anderen - namentlich nicht bekannten - Frauen verbrannt 7. Juli
  • Cyriacus‎
  • Cyril, Bischof von Gortyna auf Kreta 6. September
  • Dadas, Quinctillian und Maximus (Lektoren) 13. April
  • Dominica in Tropea in Kampanien in Italien
  • Engratia (Enkratis, Encratides, Encratide, Engracia, Engratia), Jungfrau, Märtyrerin in Saragossa und 18 Gefährten 16. April
  • Ephysius‎
  • Erasmus von Antiochia
  • Erasmus (Elmo) von Formiae
  • Eulalia von Barcelona
  • Euphemia von Chalkedon 16. September
  • Expedit (Expeditus)
  • Exuperantius in Zürich in der Schweiz vgl. Felix
  • Exuperius in Agaunum, heute St-Maurice im Wallis in der Schweiz
  • Mark und Marcellian in Rom 18. Juni
  • Nicasius, Quirinus, Scubiculus und Pientia in Gallien
  • Sebastian (* in Mailand oder Narbonne; † in Rom) römischer Soldat 20. Januar, 24. Oktober und 18. September
  • Susanna von Concordia in Rom 11. August - Nichte des Papstes Cajus und Tochter des hl. Gabinus, Diokletians Gattin Serena, selbst heimliche Christin, begrub die Tote in einem silbernen Sarg in den Katakomben des Calixtus
  • Tiburtius von Rom 22. November