Zehnter: Unterschied zwischen den Versionen

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==Artikel: Der Zehnte in der Hl. Schrift==
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==Das Alte Testament==
[http://orthodoxe-bibliothek.de/index.php?option=com_mtree&task=viewlink&link_id=270&Itemid=60 Faltblatt in der Orthodoxen Bibliothek]
Die Abgabe des Zehnten ist für die meisten Christen ein Relikt alttestamentlicher Frömmigkeit, von dem sie sich durch den Neuen Bund befreit sehen, wenn sie überhaupt das Thema bedenken. Entspricht diese negative Sicht des Zehnten den Aussagen der Heiligen Schrift? Zum ersten Mal wird der Zehnte erwähnt in der Begegnung Abrahams mit der geheimnisvollen Gestalt des Königs Melchisedek (übersetzt: König der Gerechtigkeit). Er ist ein Priester Gottes und segnet Abraham, er lobt Gott und verkündet Abraham den Beistand Gottes gegen seine Feinde. Er vollzieht an Abraham einen priesterlichen Dienst. Da heißt es dann im Anschluss: „'''Und demselben gab Abraham den Zehnten von allem'''“ (Gen 14,18-20). Diese Antwort Abrahams auf das Handeln des Priesters und Königs Melchisedek erscheint hier wie ein Zeichen der Dankbarkeit und Zuwendung zu dessen priesterlichem Dienst. Dem gegenüber steht die Abwendung Abrahams von dem Angebot des Königs von Sodom (Gen 14,21ff.)
 
Die Abgabe des Zehnten schließt ein die soziale Verantwortung für die Minderbemittelten in der Gemeinschaft: “ '''Wenn Du alle Zehnten deines Einkommens zusammengebracht hast, ... so sollst du dem Leviten, dem Fremdling, dem Waisen und der Witwe geben, dass sie essen in deinem Tor und satt werden. Und sollst du sprechen vor dem Herrn, deinem Gott: Ich habe gebracht, was geheiligt ist aus meinem Haus … nach all deinem Gebot, das du mir gegeben hast. Ich habe dein Gebote nicht übertreten, noch vergessen; ich habe … nichts davongetan … und habe alles getan, wie du mir geboten hast. Siehe herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel und segne Dein Volk Israel und das Land …'''“(Dtn. 26,12-15). Es geht hier nicht nur um die Fürsorge für den Priester, sondern auch für die Armen in der Gemeinde. Die Abgabe ist heilige Pflicht, weil sie als „geheiligt“ und „dein Gebot“ bezeichnet  wird und davon nichts genommen werden darf. Auf diese Erfüllung des Gebotes Gottes hin, kann der fromme Israelit um den Segen Gottes für sein Volk und das Land bitten.
 
Die Stelle in Lev. 27,30 ff. zeigt, wie das Wort „geheiligt“ zu verstehen ist: „'''Ferner sollen alle Zehnten des Landes vom Saatertrag des Feldes wie von den Früchten der Bäume, dem Herrn gehören. … Was ferner allen Zehnten von Rindern und vom Kleinvieh betrifft … so soll immer das zehnte Stück dem Herrn geheiligt sein'''“. <br>
„Geheiligt“ oder „dem Herrn heilig“ bezeichnet das Zehnten als Eigentum Gottes. Diese Denkweise des Menschen über seine Güter, nicht als sein Besitz, sondern als Gabe Gottes verdeutlichen die Verse Dtn. 8,17-18:
 
„'''Denke nicht etwa bei dir selbst: ‚Meine Kraft und meine starken Arme haben mir diesen Wohlstand verschafft’. Denke viel mehr daran, dass der Herr, dein Gott, es ist, der dir die Kraft verliehen hat, solchen Wohlstand zu erwerben. '''“
 
Als abschließende Stelle zur Frage des Zehnten soll Maleachi 3,8-12 dienen, wo das Gericht Gottes über das Verkürzen oder Einbehalten des Zehnten behandelt wird: <br>
„'''Ist’s recht, dass ein Mensch Gott betrügt, wie ihr mich betrügt und noch dazu fragt: womit haben wir dich betrogen? Nun, mit dem Zehnten und mit den Abgaben. Dem Fluch seid ihr verfallen und doch betrügt ihr mich weiter, ihr, das ganze Volk. Bringt den  Zehnten unverkürzt in mein Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Stellt mich doch auf diese Weise auf die Probe, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte. '''“
 
Die Abgabe des Zehnten, der durch  eigene Arbeit erworbenen Güter zieht sich somit durch das ganze  Alte Testaments. Der Zehnte ist keine Erfindung des Menschen oder einer Priesterkaste zum eigenen Gewinn. Er ist Gebot Gottes, auf  dessen Nichtbeachtung das Gericht und auf dessen Einhaltung der Segen Gottes folgt. Die Abgabe ist Ausdruck der Gottesliebe.
 
==Das Neue Testament==
Wie steht das Neue Testament zur Abgabe des Zehnten? Ist das, was im Alten Testament Gebot Gottes war, nicht durch den Neuen Bund aufgehoben? Sind wir Christen nicht „'''vom Gesetz los und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, also dass wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten des Buchstabens“ (Rm. 7,6)? Ist nicht Christus „des Gesetzes Ende? '''“ (Rm 10,4). <br>
Steht Er nicht in direktem Gegensatz zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, wenn er ihnen zuruft: „'''Ihr Heuchler, ihr entrichtet den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, lasst aber das Gewichtigere des Gesetzes außer Acht, nämlich Recht und Barmherzigkeit und den Glauben'''“ (Mt 23,23)? <br>
Dann wäre das Gesetz den Menschen zum Un-heil von Gott auf dem Sinai offenbart worden! Diesen Rückschluss verneint der Herr, indem er unmittelbar anfügt: „'''Diese sollte man tun und jene nicht lassen'''“. Der Zehnte ist als Handlungsweise von Christus nicht nur akzeptiert, sondern sogar empfohlen.
 
Aber ist das die rechte christliche Motivation, wenn wir unser Opfer für die Kirche nach einem Prozentsatz berechnen? Wer handelt so, wenn er den ihm nahe stehenden Menschen eine Freude machen oder helfen will? Hat nicht die Kirche aller Zeiten bei ihrem Aufwand an Kirchbauten, Ikonen, Altargeräten, karitativer Hilfe aus Liebe zu Gott und den Menschen alle Erfüllung des Gesetzes überbietend gehandelt?
 
Diese Erfüllung meint der Herr wohl in der Bergpredigt mit dem Ausspruch: <br>
''' „Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich  kommen“ ''' (Mt. 5,20). <br>
Das aber bedeutet, dass wir im Neuen Bund das Gesetz des Alten Bundes ( hier den Zehnten ) nicht nur erfüllen, sondern es sogar überbieten. Diese Worte des Herrn treffen den Menschen in seinem Herzen. Selig der Mensch, dessen Herz frei ist von allem materiellen Ballast. Der Christ, der bereit ist, in dieser Weise Gott zu dienen, Ihm gilt Jesu Verheißung: <br>
''' „Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Weib oder Kinder, Äcker oder Häuser verlassen wird, der wird’s hundertfältig empfangen und das ewige Leben ererben“ ''' (Mt. 19,29).
 
Macht uns nicht das Lob des Herrn über den kleinen Geldbetrag, den die Witwe in den Gotteskasten vor dem Tempel warf, deutlich, wie er die Überbietung des Gesetzes versteht, wenn er seine Jünger herbeirief und zu ihnen sagte: <br>
''' „Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle anderen. Denn jene haben alle von ihrem Überfluss eingelegt, sie aber hat aus ihrer Bedürftigkeit heraus … eingelegt …“ ''' (Mk 12, 43 – 44)?
 
'''Der Artikel als Faltblatt: [[File:Der Zehnte.doc]]'''
 
===Autor und Copyright===
[[Johannes R. Nothhaas, Priester|Priester Johannes R. Nothhaas]]<br>
Orthodoxe [[Gemeinde des Hl. Christophorus]], Mainz
Bei Fragen an den Autor zum Artikel und dem orthodoxen Glauben: nothhaas@googlemail.com


[[Kategorie:Faltblätter]]
[[Kategorie:Faltblätter]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Theologie]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2011, 13:20 Uhr