Sergij (Korolev), Erzbischof

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Sergij (Korolev), Erzbischof von Kazan und Čistopol

Sergij (Korolev Arkadij Dmitrievič), Erzbischof von Kazan und Čistopol wurde am 18. Jänner (alter Kalender, 30. Jänner nach neuem Kalender) 1881 in Moskau in einer religiösen Familie geboren.

Die Jugend verbrachte er mit seiner Mutter in der Nähe des Blachernenklosters im Kreis Dmitrov, Gouvernement Moskau. Dort lernte er in einer Dorfschule und beteiligte sich an den Feldarbeiten. Nach dem Abschluss der Volksschule wurde er von der Mutter in die Geistliche Lehranstalt der Stadt Dmitrov gebracht, da es in dieser Stadt keine andere Mittelschule gab.

Aufgrund seiner guten Erfolge wurde Arkadij Korolev nach Beendigung der Geistlichen Lehranstalt in das Vifanskij-Priesterseminar (in der Nähe der Sergius-Dreifaltigkeits-Lavra) aufgenommen. Nach dessen Beendigung trat er in die Moskauer Geistliche Akademie ein.

1905 beendete A. Korolev das Studium an der Geistlichen Akademie. Er dachte nicht daran, Priester zu werden, da er annahm, in einem Priesterseminar einen Lehrerposten zu bekommen. Aber der Herr beschloss es anders. Ein Bekannter lud ihn ein, als Gast in das Kloster in Jablečna in der Diözese Cholm zu kommen. Dort wurde er dem Bischof von Cholm Evlogij vorgestellt und beschloss unter seinem Einfluss, den Weg des Mönchtums zu beschreiten.

Am 7. Juni 1907 wurde er mit dem Namen Sergij zum Mönch geschoren, 1908 zum Priestermönch geweiht.

Das Kloster von Jablečna übte zu der Zeit eine große missionarische Tätigkeit unter der Bevölkerung aus, die erst vor kurzer Zeit aus der Union zur Orthodoxie übergetreten war. Dem Kloster waren eine Schule für Lektoren und eine Landwirtschaftsschule angeschlossen. Außerdem sammelte man im Kloster alte Gesangsweisen aus den verschiedensten Kirchen und verbreitete sie durch die Lektorenschüler in verschiedenen Pfarrkirchen. Es kam vor, dass Einwohner Österreich-Ungarns im Kloster ihre geistliche ‚Ausbildung erhielten. Die Würdigen unter ihnen wurden zu Priestern geweiht und kehrten als ausgebildete Streiter für die Orthodoxie nach Hause zurück. An all dem nahm der junge Priestermönch Sergij regen Anteil; es interessierten ihn auch die Besonderheiten des regionalen Lebens, Prozessionen, „Entlassungsgebete“, geistliche Volkslieder und anderes. Im Jahre 1914 wurde er zum Archimandriten geweiht und zum Klostervorsteher ernannt, aber im folgenden Jahr musste man das Kloster aufgrund der herannahenden Frontlinie in das Innere des Landkreises evakuieren. Erst 1920 kehrte Archimandrit Sergij nach Jablečna zurück, das sich nun schon innerhalb der neu entstandenen Republik Polen befand. Das Kloster war stark beschädigt, man musste alles wieder aufbauen.

Am 17 April 1920 wurde er in der Kathedrale des Dreifaltigkeitsklosters in Vilnius zum Bischof von Bel'sk geweiht.

Da die Diözese von Cholm verwaist war, wurde der neue Bischof mit ihrer provisorischen Administration betraut, und die orthodoxe Bevölkerung von Cholm freute sich, wieder einen Bischof zu haben.

Anders sah dies die polnische Regierung von Pilsudsky. 1922 wurde Bischof Sergij verhaftet, und es stand ihm die Verbannung aus der Republik Polen bevor. Dabei fragte man ihn, in welches Land er fahren möchte, aber der Bischof gab keine Antwort, und überließ sein Schicksal vollends dem Willen Gottes. Er wurde an die tschechische Grenze gebracht und nachdem er erfahren hatte, dass es in Prag eine orthodoxe Kirche gab, übersiedelte Bischof Sergij in die Hauptstadt der Republik. In der Kirche zum hl. Nikolaus in der Altstadt von Prag wurden damals nach dem Krieg wieder orthodoxe Gottesdienste gefeiert, doch es gab keinen ständigen Priester. Nachdem der in Prag befindliche Metropolit Evlogij, damals Metropolit der Westeuropäischen Russischen Orthodoxen Kirchen, erfahren hatte, dass sich Bischof Sergij in Prag aufhielt, ernannte er ihn zu seinem Vikarbischof und gleichzeitig zum Vorsteher der Kirche zum hl. Nikolaus in Prag. In dieser Stellung verbrachte Bischof Sergij 24 Jahre in Prag, unter der Jurisdiktion von Metropolit Evlogij; er hatte keine Beziehung zum Moskauer Patriarchat.

Hier entfaltete sich auch seine ganze Begabung: sein fester Glaube, die Gebetsfreude, Güte, Einfachheit und Demut. Er liebte den orthodoxen Gottesdienst und den Kirchengesang sehr. Er hatte die Fähigkeit, jedem Festtag und jedem Gottesdienst seinen eigenen Charakter zu geben, und durchlebte in seiner Seele ihren geistlichen Inhalt. Damit gewann er sehr viele Gläubige für die Kirche und vermittelte ihnen seine liebevolle Beziehung zum Gottesdienst. Viele Menschen, die schon lange dem kirchlichen Leben entfremdet waren, begannen unter seinem Einfluss, die Kirche wieder zu besuchen, zu beten und zu fasten.

Bischof Sergij bewohnte in Prag ein kleines Zimmer in der Wohnung einer älteren Dame namens Černoglavkova. Hier empfing der Bischof die vielen Bittsteller; Metropoliten und Bischöfe, aber auch einfache Leute, sogar Analphabeten kamen dorthin, und alle waren ihm aus ganzer Seele ergeben. Jeden Donnerstag versammelten sich in diesem Zimmer Menschen verschiedenster Bildung, Stellung und verschiedenen Alters. Der Bischof selbst reichte ihnen allen Tee mit Marmelade und fand für jeden Worte der Zärtlichkeit und des Trostes. Der Bischof wurde nicht nur von Russen, sondern auch von Tschechen verehrt, manchmal waren es auch Leute, die ungläubig waren. Der Bischof kannte seine Herde sehr gut, den Charakter, die Stellung und den Familienstand eines jeden. Er liebte es, seine Gläubigen zu besuchen, führte mit ihnen herzliche Gespräche und nahm Anteil an ihren Familienangelegenheiten. Zu den Namenstagen und Familienfesten kam er selbst und zelebrierte Bittgottesdienste. Als Geistlicher Vater hatte er viele geistliche Kinder, von denen manche in andere Länder übersiedelten, aber die Verbindung mit ihm stets aufrecht erhielten. Er bekam viele Briefe aus allen Enden der Welt, in denen ihm seine geistlichen Kinder ihre Herzen ausschütteten, ihn um Rat, geistliche Hilfe und Gebet baten.

Lange Zeit war Bischof Sergij der einzige Geistliche in der Kirche und zelebrierte alle liturgischen Feiern allein: Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten; er besuchte Krankenhäuser und brachte den Kranken die Kommunion. Erst 1929 wurde ihm der Priestermönch Isaakij zu Hilfe geschickt, der sein engster Helfer und Freund wurde.

Außer Prag hatte Bischof Sergij noch die orthodoxen Gemeinden in Brünn und Bratislava zu betreuen. Ebenso waren ihm die Kirchen in den Kurorten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad anvertraut, wo nur im Sommer Gottesdienste gefeiert wurden. Der Besuch des Bischofs in einer orthodoxen Gemeinde war für diese immer ein Festtag, jeder Gläubige wollte den teuren Gast bei sich aufnehmen.

Durch die Bemühungen des Bischofs Sergij wurde von den Russen in den Jahren 1924-1925 die Mariä Entschlafungskirche auf dem Friedhof Olšany gebaut. Diese Kirche wurde einige Zeit dem Prager Bischof Gorazd für Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Dank der Autorität des Bischofs Sergij konnte für den Bau der Kirche eine bedeutende Geldsumme gesammelt werden.

Unweit der Kirche zum hl. Nikolaus in Prag - in der Altstadt - wurde eine Wohnung gemietet, die sogenannte „Residenz“. Nach den Gottesdiensten versammelten sich dort die Gläubigen, um mit dem Klerus zu sprechen. Abends las Bischof Sergij dort Akathistos-Hymnen und führte geistliche Gespräche. Darin vertrat der Bischof vorrangig den Gedanken, dass die Befolgung der Gebote Christi nicht nur den Weg zum Heil eröffnet, sondern auch hier auf der Erde das Leben glücklich macht und gelingen lässt. Einige Male fuhr der Bischof auch über die Grenzen der Tschechoslowakei: nach Frankreich, Deutschland, Italien, einmal unternahm er eine Reise nach Schweden und Finnland. Während jeder Reise machte er neue Bekanntschaften, knüpfte neue Beziehungen und vergrößerte so seinen Wirkungskreis.

Am 17. April 1946 wurde er zum Erzbischof erhoben. Am 7. Juni 1946 wurde er zum Erzbischof von Wien und Vikarbischof des Westeuropäischen Exarchats bestellt, mit Sitz in Wien.

Im Oktober desselben Jahres wurde er zum Exarchen der Mitteleuropäischen Orthodoxen Kirchen des Moskauer Patriarchats ernannt, mit den Rechten eines selbständigen Diözesanbischofs.

Vom 8. bis zum 18. Juli 1948 nahm er an den Feierlichkeiten „500 Jahre Autokephalie der Russischen Orthodoxen Kirche“ in Moskau teil. Er war auch Teilnehmer an den Konferenzen der Patriarchen und Vertreter der autokephalen Orthodoxen Kirchen über die vom Moskauer Patriarchat vorgeschlagenen Themen:

a) Der Vatikan und die Orthodoxe Kirche

b) Die ökumenische Bewegung und die Orthodoxe Kirche

c) Über die Hierarchie der Anglikanischen Kirche

d) Über den Kirchenkalender.

Ab 16. November 1948: Erzbischof von Berlin und Deutschland.

Ab 20. September 1950: Erzbischof von Kazan' und Čistopol'.

Gestorben am 18. Dezember 1952 in Kazan'.

Er wurde in der Nähe der Friedhofskirche (auf dem Arsfeld) begraben, neben dem Grab des Bischofs Iustin (Mal'cev).

Es sollen zur Charakteristik des Erzbischofs Sergij noch einige von Augenzeugen berichtete Episoden hinzufügt werden:

1. Über seine Ankunft in Wien erzählte ein Mitarbeiter unserer Botschaft folgendes:

Alle Mitglieder der Botschaft empfingen ihn am Bahnhof in Paradeuniform und kamen zu ihm um den Segen. Auf die Frage, wie man ihn ansprechen sollte, antwortete er: „Vladyka“.

2. Während seines Dienstes in Kazan' wurde er zu Feierlichkeiten nach Čeboksary geschickt. Als er in der Kirche empfangen wurde, hielt der Bischof von Čeboksary Iov eine lange Rede, in der er die Vorzüge des Erzbischofs Sergij pries. Der Erzbischof hörte ihm eine Weile zu und fiel dann plötzlich vor ihm auf die Knie. Bischof Iov war verwirrt und fragte: „Was machst du, Vladyka?“. „Ich verneige mich vor der Gabe deiner Redekunst, ich habe eine solche nicht“, antwortete Erzbischof Sergij.

3. In Kazan' half er vielen Armen. Dazu wählte er folgende Vorgangsweise: Er ging zu Fuß in die Kirche, jeden Tag auf einem anderen Weg, und sprach unterwegs immer mit arm gekleideten Kindern und begleitete sie in ihre Wohnungen. Nachdem er mit der Mutter gesprochen und ihre Nöte erfahren hatte, ließ er große Geldsummen zurück – für Holz, Medikamente, den Ankauf von warmer Kleidung für die Kinder usw. Als dies bekannt wurde, kamen die Menschen mit ihren Bitten selbst zu ihm, und er stellte sie zufrieden.

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Nikolsobor.Org