Michael, Metropolit von Kiev, hl. Erleuchter

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Michael, Metropolit von Kiev.jpg

Gedenktag: 15. Juni, 30. September (Übertragung der Gebeine)

Nach einer allerdings erst im 16. Jahrhundert verfestigten Tradition war Michael der erste Kiever Metropolit. Er soll nach einigen Chroniken ein geborener Syrer, nach anderen ein Bulgare oder Serbe gewesen sein, der auf Anordnung des Konstantinopler Patriarchen Ni-kolaos II. Chrysoberges (984—996) im Jahre 989 aus Chersones nach Kiev gekommen sei, um dort, aber auch in Novgorod und Rostov die hierarchischen Grundlagen für ein geregeltes christliches Leben zu legen. 992 sei er gestorben und in der Zehntkirche begraben worden. Um 1103 wurden dann unter dem Abt Feoktist seine Gebeine in die Antonios-Höhle des Kiever Höhlen-Klosters übertragen und dann 1730 in die Mariä-Entschlafen-Kathedrale.

Der Tag seiner Festfeier hat stark gewechselt: ursprünglich wohl am 2. September, wurde er dann auf den 15. Juli und seit 1730 auf den 30. September verlegt. Neuere Forschungen bestreiten allerdings die Existenz des Metropoliten Michael als erstem kirchlichen Oberhaupt der Rus' und sehen hier eine Verwechslung mit jenem anonymen Bischof, den der hl. Patriarch Photios mit der Bekehrung der Rus' beauftragt habe. Die dann in der Nestorchronik aufgenommene „Belehrung über den wahren Glauben" vor Vladimir soll ebenfalls von diesem Bischof stammen, ist aber wohl nichts anderes als eine gekürzte Übersetzung des Symbolons, das Michael Synkellos in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts verfasst hat. Spätere Autoren, besonders die Verfasser des „Kirchenstatuts" (Ustav) vom 12./13. Jahrhundert, haben diese „Belehrung" dann als speziell an Wladimir gerichtet aufgefasst und daraus abgeleitet, dass ihr Verfasser auch der erste Kiever Metropolit gewesen sein müsse.
(© "Gottesdienst zum Ehren aller Heiligen der Rus", Würzburg, 1987.)