Große und Heilige Woche (Karwoche)
Strenges Fasten. Alle Gottesdienste enthalten Besonderheiten.
An den ersten drei Tagen hören wir die Gesänge: “Siehe, der Bräutigam kommt um Mitternacht...” und “Dein Gemach...” Sie erinnern uns an die bevorstehende Begegnung mit Christus, dem himmlischen Bräutigam unserer Seelen, in Seinem Reich – gleichsam einem herrlichen Gemach. An diesen Tagen wird die Liturgie der vorgeweihten Gaben zelebriert.
Wir werden mit dem Herrn Schritt für Schritt die Tage erleben, die seinen Tod gesehen haben und dem Triumph seiner Auferstehung vorausgegangen sind. Die Liturgie lässt uns so jedes Jahr die letzten Botschaften, die letzten Beispiele, das letzte Mahl, den Tod unseres Herrn wieder erleben. Sie vergegenwärtigt auf geheimnisvolle Weise jede seiner Handlungen, jedes Wort der Herrn, damit wir in der Lage seien, daran teilzunehmen und aus ihnen die ganze Gnade zu gewinnen.
Da der Herr auf geheimnisvolle Weise für uns diese größeren Ereignisse seines Lebens erneuert, lasst uns darauf achten, dass wir mit Glauben und in Liebe mit Ihm wachen, wozu das „Gebet des Bräutigam“ einlädt, das am Abend der ersten vier Tage der Heiligen Woche gesungen wird.
Die Evangelien- Lesungen dieser Woche geben die letzten Predigten des Meisters wieder. Ihr wesentliches Thema ist, wachsam und bereit zu sein für die unerwartete Rückkehr des Meisters, der wiederkommen muss, um das All zu richten. Auch das Offizium ist von diesen Gedanken an die letzte „Parusie“ erfüllt.
Großer Montag (Karmontag)
Die Kirche ruft an diesem Tage außer dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen die Geschichte des gerechten Joseph ins Gedächtnis, der von seinen Brüdern verkauft wurde: Vorbild des von den Seinen ungerecht verfolgten Christus. Außerdem ist uns das Gleichnis vom unfruchtbaren und verfluchten Feigenbaums eine heilsame Lehre, nicht nur über die Unfruchtbarkeit des Synagoge am Tage vor ihrer endgültigen Verwerfung, sondern auch über die Gefahr, die uns bedroht, wenn wir nicht die Früchte tragen, die Gott auf die Freuden der Welt.
Großer Dienstag (Kardienstag)
An diesem Tag zieht die Liturgie wiederum unsere Aufmerksamkeit auf das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und auf den heilsamen und furchtbaren Gedanken an das Ende der Zeiten und das Letzte Gericht.
Großer Mittwoch (Karmittwoch)
An diesem Tage stellt uns die Liturgie die Gestalt der Magdalena vor, die mit ihren Tränen die Füße des Herrn wäscht, die mit ihren Haaren trocknet, mit einer kostbaren Salbe bestreicht, mit Küssen bedeckt und durch all diese Liebeserweise sich die Verzeihung für ein Leben der Unordnung verdient.
Im Gegensatz zu dieser so bewegenden Szene sehen wir Judas hinausgehen seinen Meister „um den Preis eines schlechten Sklaven“ zu verkaufen.
Am Mittwochabend gibt es eine Beichte für alle, die ihr Gewissen vor Ostern erleichtern möchten.
Am Großen Donnerstag (Gründonnerstag) wird des Letzten Abendmahls gedacht, während dessen der Herr das Sakrament der Eucharistie eingesetzt hat – die Kommunion. An diesem Tag kommunizieren alle, welche die Möglichkeit dazu haben. Am Abend findet der Gottesdienst des Leidens Christi statt. In seinem Verlauf werden zwölf ausgewählte Abschnitte aus den Evangelien gelesen, die über das Leiden und den Tod Jesu Christi berichten. Diese “Zwölf Evangelien” sind auch die Besonderheit des Gottesdienstes. Während der Verkündigung der Evangelien stehen alle mit Kerzen in der Hand. Die Kerze, die während der Lesung der “Zwölf Evangelien” gebrannt hat, heißt “Donnerstagskerze”, sie wird brennend nach Hause getragen, um damit das Öllicht vor den Ikonen anzuzünden und mit der Flamme ein Kreuz auf dem Türbalken zu zeichnen.
Am Großen Freitag (Karfreitag) gibt es keine Liturgie. In der Frühe werden die Königlichen Horen gelesen. In der Mittagszeit wird das Grabtuch Christi – eine auf Stoff gestickte Ikone des Erlösers, der vom Kreuz abgenommen und für das Begräbnis bereit gemacht worden ist – aus dem Altarraum getragen. Das Grabtuch wird mit reichem Blumenschmuck in der Mitte der Kirche aufgelegt. Alle verbeugen sich vor ihm und küssen es. Am Abend wird das Begräbnis Christi gefeiert. Am Ende des Gottesdienstes wird das Grabtuch in einer Prozession um die Kirche getragen.
Am Großen Samstag (Karsamstag) in der Frühe werden die Horen, die Vesper und die Liturgie des heiligen Basileios des Großen gefeiert. Während der Vesper werden 15 Lesungen aus dem Alten Testament gelesen, die Prophezeiungen über Christus und Seine Auferstehung enthalten. Im ersten Teil der Liturgie werden alle Gewänder von Schwarz auf Weiß gewechselt.
An diesem Tag beginnt von der Frühe an die Weihe der Osterspeisen – Kulitsch, Pascha, Eier und Fleisch. Diese Speisen können bis zum Osterfest gesegnet werden.
Damit enden die Gottesdienste des Fastentriodions, und damit endet auch die Fastenzeit selbst.