Alexander Sturdza

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Alexander Sturdza

Alexander Sturdza (russ.: Александр Скарлатович Стурдза, 1791-1854) war russischer Diplomat, religiöser Denker und Publizist, der die russischen orthodoxen Traditionen und eine konservative Innenpolitik befürwortete und ein Vorläufer der Slawophilen war. Der berühmte russische Dichter Wassili Schukowski nannte ihn „unser christlicher Platon“.

In seiner Haupttätigkeit als Diplomat und Übersetzer staatlicher Texte tätig, war er u.a. beauftragt, den Text des Aktes über die Heilige Allianz zu editieren und das Edikt über die Verweisung der Jesuiten aus Russland zusammenzustellen. Seit 1816 war er Mitglied des Gelehrten Ausschusses des Ministeriums für Volksbildung und seit 1818 in der Hauptverwaltung der Schulen beim Ministerium für geistliches Wesen tätig. Die von ihm erstellten Anweisungen bestimmten weitgehend die Hauptrichtungen der Politik im Bereiche des Volksausbildung, deren Hauptziel es war, „den Einklang zwischen dem Glauben, dem Wissen und der Staatsmacht (…) zwischen der christlichen Gerechtigkeit, der Aufklärung des Verstandes und der bürgerlichen Existenz zu erreichen“. Diese Anweisungen sahen wesentliche Einschränkung in der Unterrichtung von Philosophie und die Einführung einer strengen Zensurordnung zum Schutz der Religions- und Moralprinzipien vor.

1818 nahm Sturdza an der Arbeit des Aachener Kongresses der Heiligen Allianz teil. Im Auftrag von Zar Alexander dem Ersten stellte er den „Bericht über die gegenwärtige Situation in Deutschland“ zusammen, in dem er behauptete, dass die vorrevolutionäre politische Situation in den deutschen Ländern durch die Traditionen der deutschen Hochschule verursacht worden war. Sturdza unterzog die Autonomie der Universitäten, den Universalismus der Wissenschaft und den Rationalismus einer scharfen Kritik.

Nach dem Frieden von Adrianopol trat Sturdza in den Ruhestand und widmete sich literarischen, sozialen und karitativen Tätigkeiten. Er schrieb auch viel zu religionsphilosophischen und kirchlichen Themen, propagierte die Orthodoxie und polemisierte gegen die Vertreter anderer christlichen Konfessionen. Sturdza verfocht eine vollständige geistliche und politische Erneuerung Europas und propagierte als deren Grundlage nicht die Ideologie der Aufklärung bzw. revolutionäre Tumulte, sondern die konservative Interpretation der christlichen Ideen. Er hielt die Religion für die Hauptquelle von Moral und Kultur und die Volkstraditionen für die Hauptstützen der Gesellschaft. Sturdza betonte, dass die Orthodoxie und die ökumenische Idee der Heiligen Allianz sich wohl vereinbaren und sich die Kräfte aller Christen gegen den „Unglauben des Rationalismus“ vereinigen ließen. Innenpolitisch befürwortete Sturdza die Monarchie, die im Bund mit der Kirche und dem Volke das Land regieren sollte, sowie Ausbildung im orthodoxen Geiste und Abschaffung der Leibeigenschaft.