Alexander Bucharew
Alexander Buсharew (russ. Александр Матвеевич Бухарев) (im Mönchstum Archimandrit Theodor (Feodor), 1824—1871) war Professor an der Geistlichen Akademie zu Kazan, Theologe, geistlicher Schriftsteller und Kritiker.
Kurz vor der Absolvierung der Moskauer Geistlichen Akademie (1846) wurde er Mönch und blieb dann als Lehrer am Lehrstuhl für die Heilige Schrift. 1854 wurde er Ordinarius und wurde an die Kasaner Geistliche Akademie berufen. Im Weiteren war er Mitglied des St. Petersburger Ausschusses für geistliche Zensur.
1860 veröffentlichter er ein Buch namens «Über die Orthodoxie in Bezug auf die Gegenwart» ("О Православии в отношении к современности"), die eine Polemik hervorrief. Nachdem sein anderes Buch, „Eine Studie über die Apokalypse“ («Исследование Апокалипсиса») vom Synod verboten worden war (erst 1916 veröffentlicht), stellte er einen Antrag auf Niederlegung seines Priesteramtes und den Austritt aus dem Mönchstum, der 1863 genehmigt wurde.
Unter seinem profanen Namen veröffentlichte er mehrere theologische und kritisch-publizistische Artikel, u.a. über die Werke von Dostojewski, Turgenjew und Tschernyschewski, und war eng mit Gogol befreundet.
Theologisch befasste er sich vor allem mit Bibel-Studien. Im Christentum hielt er die Menschwerdung des Gottessohnes, der durch sein erlösendes Opfer alle Sünden der Menschheit auf sich genommen habe, für das Wichtigste. Aus dieser Quelle leitete er seine Ideen zur Vereinigung des Säkularen mit dem Geistlichen, zur Einbringung der orthodoxen Prinzipien ins Leben und zur Betonung der persönlich-humanistischen Fragen her. Seiner Ansicht nach sei jedes wahre Wissen und alle Arten menschlicher Tätigkeiten (wie Wissenschaft, Kunst, Geschäft, Unterhaltung usw.) gottgefällig, da in sie die Wahrheit Christi hineingebracht werden könne.
Ähnlich wie bei den Slawophilen bestand seine Hauptidee in der Einkirchlichung der Gesellschaft, also der Integration der Menschen ins kirchliche Leben, die er als „Theologie der Kultur“ bezeichnete. Er bezichtigte die Gottlosigkeit der zeitgenössischen säkularen Zivilisation und der Christen selbst, die sich mit einem bescheidenen Tribut an die Kirche und ihren Testamenten begnügten, anstatt in der Kirche zu leben. Diese nannte Bukharew „Orthodoxe nur dem Namen nach“. Seine Ideen zur Verkirchlichung der Gesellschaft und zur„Theologie der Kultur“ wurden seitens der synodalen Verwaltung als Renegatentum empfunden, die ihn der Nicht-Rechtgläubigkeit verdächtigen.
Bukharew war seiner Zeit voraus und tat seine Ideen zu früh kund, um Unterstützung zu erhalten. Interessant wäre es, zwischen Bukharew und den Slawophilen eine Parallele zu ziehen: die Slawophilen (und auch Wladimir Solowjow) kamen von der säkularen Kultur zur Religion, während Bukharew umgekehrt vom orthodoxen Christentum ausging, um mit seinem Lichte die säkulare Kultur zu erhellen.