Pleskau: Unterschied zwischen den Versionen

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Als die '''Heiligen von Pleskau'''<ref>deutsch für ''Pskow''</ref> werden die [[Abt|Äbte]] von [[Pskow]] bezeichnet, die 1299 von den Lateinern umgebracht wurden<ref>von den Deutschen lebendigen Leibes verbrannt worden sind</ref>:
Als die '''Heiligen von Pleskau'''<ref>deutsch für ''Pskow''</ref> werden die [[Abt|Äbte]] von [[Pskow]] bezeichnet, die 1299 von den Lateinern umgebracht wurden<ref>von den Deutschen lebendigen Leibes verbrannt worden sind</ref>:
*Hl. JOASAPH vom Snjatnaja-Gora-Kloster (auch: Snetogorski-Kloster) mit Mariä-Geburts-Kathedrale mit dem ältesten erhaltenen mittelalterlichen Freskenprogramm Russlands
*Hl. JOASAPH vom Snjatnaja-Gora-Kloster (auch: Snetogorski-Kloster) mit Mariä-Geburts-Kathedrale<ref>mit dem ältesten erhaltenen mittelalterlichen Freskenprogramm Russlands</ref>
*Hl. BASILIOS (WASILIJ) vom Mirosch-Kloster mit Mirosch-Kathedrale  aus dem 12. Jahrhundert
*Hl. BASILIOS (WASILIJ) vom Mirosch-Kloster mit Mirosch-Kathedrale  aus dem 12. Jahrhundert


Der Deutsche Orden besetzte 1240 Pskow, wurde jedoch am 5. April 1242 von [[Alexander Newski]] in der Schlacht auf dem nahen [[Peipussee]] vernichtend geschlagen, sodass die Stadt wieder geräumt werden mußte. Als Zentrum einer selbständigen Republik, dem westlichsten Teil von Kernrussland, war Pskow danach immer wieder Angriffen aus dem Westen ausgesetzt, welche auch in zahlreichen Belagerungen mündeten.
== Historischer Hintergrund ==
Der [[Deutscher Orden|Deutsche Orden]] besetzte 1241 Pskow, wurde jedoch am 5. April 1242 von [[Alexander Newski]] in der Schlacht auf dem nahen [[Peipussee]] vernichtend geschlagen, sodass die Stadt wieder geräumt werden mußte. Als Zentrum des nordwestlichsten Teiles von Kernrussland war Pskow<ref>1348–1510 [[Republik Pskow]]</ref> danach immer wieder Angriffen aus dem Westen ausgesetzt. Formal gehörte die Stadt mit ihrem Territorium seinerzeit zur [[Republik Nowgorod]], faktisch bestand durch die militärischen Erfolge des Prinzen [[Daumantas]] von Pskow (1266-1299) eine Autonomie. Im Jahr 1299 fiel der [[Livländischer Orden|Livländische Orden]]<ref>neben dem preußischen der zweite Zweig des Deutschen Ordens</ref>  unerwartet in das nordwestliche Russland ein und belagerte Pskow. Nachdem Daumantas aus der Republik vertrieben worden war, erkrankte er und starb, überlebt von seinem Sohn David von Hrodna. Sein Körper wurde in der Dreifaltigkeitskathedrale Pskow begraben, wo sein Schwert und persönliche Gegenstände bis zum 20. Jahrhundert ausgestellt waren.
 
Vorgeblich ging es dem Deutschen Orden und dem mit ihm seit 1237 vereinten [[Meistertum Livland]]<ref>''Brüder der Ritterschaft Christi von Livland'', lateinisch ''Fratres miliciae Christi de Livonia''</ref> um die Verbreitung des Christentums. Tatsächlich betrieb der Orden jedoch hauptsächlich Gebiets- und Machtausdehnung sowie Bereicherung - auch auf Kosten der rechtgläubigen orthodoxen Kirche, gegen deren Repräsentanten wie die Äbte von Pskow besonders militant vorgegangen wurde, weil sie eine Bedrohung durch wahre Konkurrenz darstellten, welche ausgeschaltet werden mußte.
 
Bereits Hochmeister Hermann von Salza strebte die Errichtung eines zusammenhängenden, vom Deutschen Orden dominierten Territoriums an und versuchte dazu, 1211 ein Hilfeersuchen des Königreichs Ungarn gegen die Kumanen auszunutzen. Im Ergebnis kam es dann 1225 sogar zu einem Krieg zwischen dem römisch-katholischem Ungarn und dem römisch-katholischen Deutschen Orden um das Burzenland in Siebenbürgen, der mit der Vertreibung des Ordens und der Vernichtung seiner Burgen endete. Hier liegt schon Jahrzehnte vor den Ereignissen im Baltikum und Westrußland der Beweis, daß es dem Deutschen Orden nicht um die ''Verbreitung des christlichen Glaubens'' ging.


== Anmerkungen ==  
== Anmerkungen ==  

Aktuelle Version vom 10. März 2018, 12:10 Uhr

Gedächtnis: 4. März

Als die Heiligen von Pleskau<ref>deutsch für Pskow</ref> werden die Äbte von Pskow bezeichnet, die 1299 von den Lateinern umgebracht wurden<ref>von den Deutschen lebendigen Leibes verbrannt worden sind</ref>:

  • Hl. JOASAPH vom Snjatnaja-Gora-Kloster (auch: Snetogorski-Kloster) mit Mariä-Geburts-Kathedrale<ref>mit dem ältesten erhaltenen mittelalterlichen Freskenprogramm Russlands</ref>
  • Hl. BASILIOS (WASILIJ) vom Mirosch-Kloster mit Mirosch-Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert

Historischer Hintergrund

Der Deutsche Orden besetzte 1241 Pskow, wurde jedoch am 5. April 1242 von Alexander Newski in der Schlacht auf dem nahen Peipussee vernichtend geschlagen, sodass die Stadt wieder geräumt werden mußte. Als Zentrum des nordwestlichsten Teiles von Kernrussland war Pskow<ref>1348–1510 Republik Pskow</ref> danach immer wieder Angriffen aus dem Westen ausgesetzt. Formal gehörte die Stadt mit ihrem Territorium seinerzeit zur Republik Nowgorod, faktisch bestand durch die militärischen Erfolge des Prinzen Daumantas von Pskow (1266-1299) eine Autonomie. Im Jahr 1299 fiel der Livländische Orden<ref>neben dem preußischen der zweite Zweig des Deutschen Ordens</ref> unerwartet in das nordwestliche Russland ein und belagerte Pskow. Nachdem Daumantas aus der Republik vertrieben worden war, erkrankte er und starb, überlebt von seinem Sohn David von Hrodna. Sein Körper wurde in der Dreifaltigkeitskathedrale Pskow begraben, wo sein Schwert und persönliche Gegenstände bis zum 20. Jahrhundert ausgestellt waren.

Vorgeblich ging es dem Deutschen Orden und dem mit ihm seit 1237 vereinten Meistertum Livland<ref>Brüder der Ritterschaft Christi von Livland, lateinisch Fratres miliciae Christi de Livonia</ref> um die Verbreitung des Christentums. Tatsächlich betrieb der Orden jedoch hauptsächlich Gebiets- und Machtausdehnung sowie Bereicherung - auch auf Kosten der rechtgläubigen orthodoxen Kirche, gegen deren Repräsentanten wie die Äbte von Pskow besonders militant vorgegangen wurde, weil sie eine Bedrohung durch wahre Konkurrenz darstellten, welche ausgeschaltet werden mußte.

Bereits Hochmeister Hermann von Salza strebte die Errichtung eines zusammenhängenden, vom Deutschen Orden dominierten Territoriums an und versuchte dazu, 1211 ein Hilfeersuchen des Königreichs Ungarn gegen die Kumanen auszunutzen. Im Ergebnis kam es dann 1225 sogar zu einem Krieg zwischen dem römisch-katholischem Ungarn und dem römisch-katholischen Deutschen Orden um das Burzenland in Siebenbürgen, der mit der Vertreibung des Ordens und der Vernichtung seiner Burgen endete. Hier liegt schon Jahrzehnte vor den Ereignissen im Baltikum und Westrußland der Beweis, daß es dem Deutschen Orden nicht um die Verbreitung des christlichen Glaubens ging.

Anmerkungen

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