Neuer Stil: Unterschied zwischen den Versionen

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Allerdings beziehen sich solche Datumsangaben, wenn sie einen Bezug zur orthodoxen Kirche haben, eigentlich nicht auf den gregorianischen, sondern auf den neu-julianischen Kalender. Dieser Kalender mit einer zugrundeliegenden Jahreslänge von 365,242222 Tagen (im Gegensatz zum gregorianischen Kalenderwerk mit seiner etwas ungenaueren Jahreslänge von 365,2425 Tagen) entspricht derzeit dem weltlichen Kalender, in einigen hundert Jahren können wieder Differenzen auftreten (siehe unten). Er liegt dem liturgischen Jahreskreis in denjenigen orthodoxen Kirchen zugrunde, die sich nach dem "neuen Stil" richten und daher viele Hochfeste und Heiligengedenken (Christi Geburt, Maria Entschlafen, St. Nikolaus usw.) zeitgleich zu den westlichen Christen begehen.   
Allerdings beziehen sich solche Datumsangaben, wenn sie einen Bezug zur orthodoxen Kirche haben, eigentlich nicht auf den gregorianischen, sondern auf den neu-julianischen Kalender. Dieser Kalender mit einer zugrundeliegenden Jahreslänge von 365,242222 Tagen (im Gegensatz zum gregorianischen Kalenderwerk mit seiner etwas ungenaueren Jahreslänge von 365,2425 Tagen) entspricht derzeit dem weltlichen Kalender, in einigen hundert Jahren können wieder Differenzen auftreten (siehe unten). Er liegt dem liturgischen Jahreskreis in denjenigen orthodoxen Kirchen zugrunde, die sich nach dem "neuen Stil" richten und daher viele Hochfeste und Heiligengedenken (Christi Geburt, Maria Entschlafen, St. Nikolaus usw.) zeitgleich zu den westlichen Christen begehen.   


Die Entscheidung, sich statt am [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] künftig am neu-julianischen Stil zu orientieren, fiel auf einem Konzil, das im Mai 1923 vom Ökumenischen Patriarchen Meletios IV. in Konstantinopel einberufen wurde. Im Jahr 1924 nahmen das Ökumenische Patriarchat und die Rumänische orthodoxe Kirche, im Jahr 1928 die orthodoxen Kirchen von Antiochia und Alexandria den neuen Stil an. Die Russische und die Serbische Kirche sowie das Patriarchat von Jerusalem blieben bei dem althergebrachten Kalenderwerk, das auf dem julianischen Kalender beruht. Die Kalenderdaten des Jahreskreises liegen in diesen Kirchen derzeit dreizehn Tage gegenüber dem Alltagskalender und dem "neuen Stil" zurück.  
Die Entscheidung, sich statt am [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] künftig am neu-julianischen Stil zu orientieren, fiel auf einem Konzil, das im Mai 1923 vom Ökumenischen Patriarchen Meletios IV. in [[Konstantinopel]] einberufen wurde. Im Jahr 1924 nahmen das [[Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel|Ökumenische Patriarchat]] und die [[Rumänische Orthodoxe Kirche|Rumänische orthodoxe Kirche]], im Jahr 1928 die Antiochenische orthodoxe Kirche sowie das Griechisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandria den neuen Stil an. Die [[Russische Orthodoxe Kirche|Russische]] und die [[Serbische Orthodoxe Kirche|Serbische]] Kirche sowie das [[Jerusalemer Patriarchat|Patriarchat von Jerusalem]] blieben bei dem althergebrachten Kalenderwerk, das auf dem julianischen Kalender beruht. Die Kalenderdaten des Jahreskreises liegen in diesen Kirchen derzeit dreizehn Tage gegenüber dem Alltagskalender und dem "neuen Stil" zurück.  


== Daten des Übergangs auf den neuen Stil<ref name=":0" />==
== Daten des Übergangs auf den neuen Stil<ref name=":0" />==


* <abbr>10</abbr> (23) März 1924 — Ökumenisches Patriarchat, Orthodoxe Kirche von Zypern und Griechische Orthodoxe Kirche
* <abbr>10.</abbr> (23.) März 1924 — [[Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel|Ökumenisches Patriarcha]]<nowiki/>t, Orthodoxe Kirche von Zypern und [[Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa|Griechische Orthodoxe Kirche]]
* <abbr>1</abbr> (14) Oktober 1924 — Polnische orthodoxe Kirche (nur einige Gemeinden); <abbr>am 2</abbr> (15) Juni 2014 kehrte die Kirche offiziell zum julianischen Kalender zurück, wobei der Gebrauch des neues Stils weiterhin zulässig bleibt.
* <abbr>1.</abbr> (14.) Oktober 1924 — [[Polnische Orthodoxe Kirche|Polnische orthodoxe Kirche]] (nur einige Gemeinden); <abbr>am 2</abbr>. (15) Juni 2014 kehrte die Kirche offiziell zum julianischen Kalender zurück, wobei der Gebrauch des neues Stils weiterhin zulässig bleibt.
* <abbr>1</abbr> (14) Oktober 1924 — Rumänische orthodoxe Kirche
* <abbr>1.</abbr> (14.) Oktober 1924 — [[Rumänische Orthodoxe Kirche|Rumänische orthodoxe Kirche]]
* <abbr>1</abbr> (14) Oktober 1928 — Patriarchate von Alexandria und Antiochien
* <abbr>1.</abbr> (14.) Oktober 1928 — Griechisch-orthodoxe Patriarchate von Alexandria und Antiochien
* Die albanische orthodoxe Kirche wurde am 12 April 1937 autokephal.
* Die albanische orthodoxe Kirche wurde am 12 April 1937 autokephal.
* <abbr>7</abbr> (20) декабря 1968 — Bulgarische orthodoxe Kirche.
* <abbr>7.</abbr> (20.) Dezember 1968 — [[Bulgarische Orthodoxe Kirche|Bulgarische orthodoxe Kirche]].


Derzeit folgen 9 von 15 orthodoxen Teilkirchen dem neuen Kalenderstil.
Derzeit folgen 9 von 15 orthodoxen Teilkirchen dem neuen Kalenderstil.
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!Jahrhundert
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("neuer Stil" − "Alltagsstil")
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Somit feiern z.B. viele orthodoxe Kirchen, die sich weiter dem julianischen Kalender verpflichtetet fühlen, Weihnachten nach dem bürgerlichen Kalender erst am 7. Januar, da eben dann nach dem julianischen Kalender der 25. Dezember ist. Danach ist also umgangssprachlich "am 7. Januar Weihnachten".
Somit feiern z.B. viele orthodoxe Kirchen, die sich weiter dem [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] verpflichtetet fühlen, [[Weihnachten]] nach dem bürgerlichen Kalender erst am 7. Januar, da eben dann nach dem julianischen Kalender der 25. Dezember ist. Danach ist also umgangssprachlich "am 7. Januar Weihnachten".


Allerdings folgen die meisten Ortskirchen beim Osterdatum auch weiterhin der althergebrachten Berechnung (den Ostertafeln des Dionysios Exiguus von 530 n.Chr), die u.a. auf dem julianischen Kalender fußt. Daher feiern alle orthodoxen Christen (bis auf die Finnische orthodoxe Kirche) das [[Ostern|Paschafest]] gemeinsam, und in der Regel später als die westlichen Christen.
Allerdings folgen die meisten Ortskirchen beim Osterdatum auch weiterhin der althergebrachten Berechnung, also den Ostertafeln des Dionysios Exiguus von 530 n.Chr., die u.a. auf dem julianischen Kalender fußen. Daher feiern alle orthodoxen Christen (bis auf die Finnische orthodoxe Kirche) das [[Ostern|Paschafest]] gemeinsam, in der Regel später als die westlichen Christen.


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />
[[Kategorie:Kalender]]
[[Kategorie:Kalender]]

Version vom 5. April 2021, 18:53 Uhr

Der Begriff "Neuer Stil" wird gewöhnlich für Datumsangaben verwendet, die dem alltagsüblichen gregorianischen Kalender entsprechen.

Allerdings beziehen sich solche Datumsangaben, wenn sie einen Bezug zur orthodoxen Kirche haben, eigentlich nicht auf den gregorianischen, sondern auf den neu-julianischen Kalender. Dieser Kalender mit einer zugrundeliegenden Jahreslänge von 365,242222 Tagen (im Gegensatz zum gregorianischen Kalenderwerk mit seiner etwas ungenaueren Jahreslänge von 365,2425 Tagen) entspricht derzeit dem weltlichen Kalender, in einigen hundert Jahren können wieder Differenzen auftreten (siehe unten). Er liegt dem liturgischen Jahreskreis in denjenigen orthodoxen Kirchen zugrunde, die sich nach dem "neuen Stil" richten und daher viele Hochfeste und Heiligengedenken (Christi Geburt, Maria Entschlafen, St. Nikolaus usw.) zeitgleich zu den westlichen Christen begehen.

Die Entscheidung, sich statt am julianischen Kalender künftig am neu-julianischen Stil zu orientieren, fiel auf einem Konzil, das im Mai 1923 vom Ökumenischen Patriarchen Meletios IV. in Konstantinopel einberufen wurde. Im Jahr 1924 nahmen das Ökumenische Patriarchat und die Rumänische orthodoxe Kirche, im Jahr 1928 die Antiochenische orthodoxe Kirche sowie das Griechisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandria den neuen Stil an. Die Russische und die Serbische Kirche sowie das Patriarchat von Jerusalem blieben bei dem althergebrachten Kalenderwerk, das auf dem julianischen Kalender beruht. Die Kalenderdaten des Jahreskreises liegen in diesen Kirchen derzeit dreizehn Tage gegenüber dem Alltagskalender und dem "neuen Stil" zurück.

Daten des Übergangs auf den neuen Stil<ref name=":0" />

Derzeit folgen 9 von 15 orthodoxen Teilkirchen dem neuen Kalenderstil.

Der Unterschied zwischen julianisch (alter Stil), gregorianisch (westlicher Stil) und neu-julianisch (neuer Stil)

Aufgrund der unterschiedlichen angenommenen Jahreslängen wird in einigen hundert Jahren der neu-julianische Kalender möglicherweise vorübergehend vom gregorianischen um einen Tag abweichen. Eine exakte Vorhersage wird dadurch erschwert, dass mittlerweile die Uhrzeit und damit auch der gregorianische (alltägliche) Kalenderstil durch Einfügung von Schaltsekunden zusätzlich an die jeweilige, in geringem Maße schwankende astronomische Jahreslänge angepasst wird.

Abweichungen zwischen den Kalendern in Tagen:<ref name=":0">Wikipedia.ru</ref>

Jahrhundert Abweichung gregorianisch − julianisch

("neuer Stil" − "alter Stil")

Abweichung neu-julianisch − gregorianisch

("neuer Stil" − "Alltagsstil")

1. −2 0
2. −1 0
3. 0 −1
4. +1 −1
5. +1 0
6. +2 0
7. +3 −1
8. +4 −1
9. +4 0
10. +5 0
11. +6 0
12. +7 −1
13. +7 0
14. +8 0
15. +9 0
16. +10 −1
17. +10 0
18. +11 0
19. +12 0
20. +13 0
21. +13 0
22. +14 0
23. +15 0
24. +16 0
25. +16 0
26. +17 0
27. +18 0
28. +19 0
29. +19 +1
30. +20 0
31. +21 0
32. +22 0
33. +22 +1
34. +23 0
35. +24 0
36. +25 0
37. +25 +1
38. +26 +1
39. +27 0
40. +28 0

Somit feiern z.B. viele orthodoxe Kirchen, die sich weiter dem julianischen Kalender verpflichtetet fühlen, Weihnachten nach dem bürgerlichen Kalender erst am 7. Januar, da eben dann nach dem julianischen Kalender der 25. Dezember ist. Danach ist also umgangssprachlich "am 7. Januar Weihnachten".

Allerdings folgen die meisten Ortskirchen beim Osterdatum auch weiterhin der althergebrachten Berechnung, also den Ostertafeln des Dionysios Exiguus von 530 n.Chr., die u.a. auf dem julianischen Kalender fußen. Daher feiern alle orthodoxen Christen (bis auf die Finnische orthodoxe Kirche) das Paschafest gemeinsam, in der Regel später als die westlichen Christen.

Quellen

<references />