Narr in Christo: Unterschied zwischen den Versionen

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== Orthodoxes Glaubensbuch - Narren in Christo  ==


== Orthodoxes Glaubensbuch - Narren in Christo  ==
Narrentum bedeutet eigentlich „Verrücktheit.“ Das Narrentum in Christus stellt eine besondere, überaus hohe Art des christlichen [[Askese|Asketentums]] dar. Die von glühendem Eifer und flammender Liebe zu Gott beseelten Narren um Christi willen begnügen sich nicht mit allen anderen Entbehrungen und Selbstverleugnung, sondern entsagen der Haupteigenschaft des Menschen in der Reihe der irdischen Wesen, nämlich dem gewöhnlichen Gebrauch des [[Verstand]]es, indem sie freiwillig das Aussehen eines irrsinnigen Menschen annehmen, der nicht das Gefühl des Anstandes oder der Scham kennt, und der sich manchmal anscheinend anstößige Handlungen erlaubt. Sich bei vollem Bewusstsein als geisteskrank (des Verstandes beraubt) darstellend, unterzogen sich die Narren in Christus unaufhörlichen Beleidigungen und waren meist verlassen und ausgestoßen; in der Gesellschaft lebend waren sie nicht weniger einsam als jene, die in der wilden Einöde lebten. Indem sie vollständig auf jede Gemeinschaft, jegliche Annehmlichkeiten und alle Güter des Lebens verzichteten, frei waren von jeglicher Bindung an Irdisches, keine bestimmte Zufluchtsstätte hatten und allen Zufälligkeiten eines obdachlosen Lebens ausgesetzt waren, schienen diese Erwählten Gottes gleichsam Fremdlinge aus einer anderen Welt. Speise, Kleidung und Behausung schien für sie keine existentielle Erfordernis und keine unentbehrliche Ausrüstung des Lebens zu sein. Bei all diesem bewahrten die Narren immer einen erhabenen Geist und wandten unablässig die Augen ihres Verstandes und Herzens zu Gott, indem sie beständig im Geist für ihn brannten. Da sie unschuldig so viel Kränkung und Entbehrung ertrugen, waren sie dem geistlichen Hochmut entfremdet, sich selbst für große Sünder zu halten. Das Narrentum um Christi willen ist ein freiwilliges, beständiges [[Martyrium]], ein beständiger Kampf gegen sich, gegen die Welt und den Teufel, und dieser Kampf ist der schwerste und grausamste.
 
Obwohl sie anscheinend des einfachen, gesunden Menschenverstandes beraubt waren, vollbrachten die Narren dennoch derartige bürgerliche (soziale) Werke der Liebe, wie sie anderen Menschen unerreichbar waren. Indem sie sich nicht scheuten, jedermann die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, überführten oder entblößten sie mit ihren Worten oder ihrem ungewöhnlichen Vorgehen Ungerechte und Sünder, oft Mächtige und Starke der Welt, oder erfreuten und trösteten fromme und gottesfürchtige Menschen. Die Narren verkehrten nicht selten unter den verdorbensten Gliedern der Gesellschaft mit dem Ziel, sie zu bessern und zu retten, und viele solcher Verstoßener kehrten auf den Weg der Wahrheit und des Guten zurück. Weil sie die Gabe hatten, Zukünftiges vorherzusagen, bewahrten sie durch ihre Gebete nicht selten Mitbürger vor drohendem Elend und wandten den Zorn Gottes von ihnen ab.
 
Bei allen Schwierigkeiten forderte das Narrentum von den den heiligen Asketen auch hohe Weisheit, um ihre Ruhmlosigkeit zur Ehre Gottes und zur Erbauung ihrer Nächsten zu wenden, damit im Lächerlichen nichts Sündiges Einlass fand und im Ungewöhnlichen (Aufsehenerregenden, Unanständigem) nichts Anstößiges oder Beleidigendes für andere.


Narren in Christo können nackt oder in Lumpen gehüllt dargestellt werden, z. B. Vasilij (Basilius) der Selige, der Wundertäter von Moskau,
Die ersten Kämpfer Christi (Podwischniki) des Narrentums erschienen sehr früh in der Wiege des uranfänglichen Mönchtums – Ägypten – in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.


Narren in Christo können nackt oder in Lumpen gehüllt dargestellt werden, z. B. Basilios (Wassilij) der Selige, der Wundertäter von Moskau,
oder Xenija von St. Petersburg:<br>
oder Xenija von St. Petersburg:<br>


Xenija war die Frau von Andrei Theodorowitch Petrow, einem vermögenden Offizier der russischen Armee. Dieser Offizier, der auch Mitglied der Andrejewski-Kirchengemeinde war, verstarb jedoch überraschend. In Xenija reifte durch den plötzlichen Tod ihres Mannes die Erkenntnis über die Vergänglichkeit allen Lebens, sie zog sich mit 26 Jahren in eine Einsiedelei nahe Petersburg zurück. Nach acht Jahren spartanischen Lebens kehrte sie nach Sankt Petersburg zurück und setzte sich fortan rastlos für die Armen und Hilfsbedürftigen in der gesamten Stadt ein. Sie half so gut sie konnte und bald sprach man sogar von Wundern, die sie vollbringen könne. Diese Samaritertätigkeit brachte ihr die Beinamen „Xenija die Gerechte“ und „Närrin in Christus“ ein. So selbstlos verbrachte sie 45 lange Jahre, bis sie im Alter von 71 Jahren verstarb. Die Menschen verehrten sie nach ihrem Tode weiter, über ihrem Grab auf dem Smolensker Friedhof in Sankt Petersburg wurde eine Kapelle errichtet.<br>
Xenija war die Frau von Andrei Theodorowitch Petrow, einem vermögenden Offizier der russischen Armee. Dieser Offizier, der auch Mitglied der Andrejewski-Kirchengemeinde war, verstarb jedoch überraschend. In Xenija reifte durch den plötzlichen Tod ihres Mannes die Erkenntnis über die Vergänglichkeit allen Lebens, sie zog sich mit 26 Jahren in eine Einsiedelei nahe Petersburg zurück. Nach acht Jahren spartanischen Lebens kehrte sie nach Sankt Petersburg zurück und setzte sich fortan rastlos für die Armen und Hilfsbedürftigen in der gesamten Stadt ein. Sie half so gut sie konnte und bald sprach man sogar von Wundern, die sie vollbringen könne. Diese Samaritertätigkeit brachte ihr die Beinamen „Xenija die Gerechte“ und „Närrin in Christus“ ein. So selbstlos verbrachte sie 45 lange Jahre, bis sie im Alter von 71 Jahren verstarb. Die Menschen verehrten sie nach ihrem Tode weiter, über ihrem Grab auf dem Smolensker Friedhof in Sankt Petersburg wurde eine Kapelle errichtet.<br>


In allen Kategorien der Heiligen – außer bei den Hierarchen – kann man auch Frauen antreffen. Es unterscheiden sie die längeren Gewänder, die auch das Haupt bedecken.  
In allen Kategorien der Heiligen – außer bei den Hierarchen – kann man auch Frauen antreffen. Es unterscheiden sie die längeren Gewänder, die auch das Haupt bedecken
 
'''Quelle:''' Dieser Text stammt z.T. aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet]. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.


<br> {{Orthodoxes Glaubensbuch|[[Ehrwürdiger]]|[[Ikonenweihe|Die Ikonenweihe]]}}  
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{{Orthodoxes Glaubensbuch|[[Ehrwürdiger]]|[[Ikonenweihe|Die Ikonenweihe]]}}  


[[Category:Ikonen]]
[[Category:Ikonen]] [[Category:Geistliches Leben]]

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2022, 22:58 Uhr

Andreas Narr in Christo.jpg
Basilios von Moskau.jpg
Xenija von St. Petersburg.jpg

Orthodoxes Glaubensbuch - Narren in Christo

Narrentum bedeutet eigentlich „Verrücktheit.“ Das Narrentum in Christus stellt eine besondere, überaus hohe Art des christlichen Asketentums dar. Die von glühendem Eifer und flammender Liebe zu Gott beseelten Narren um Christi willen begnügen sich nicht mit allen anderen Entbehrungen und Selbstverleugnung, sondern entsagen der Haupteigenschaft des Menschen in der Reihe der irdischen Wesen, nämlich dem gewöhnlichen Gebrauch des Verstandes, indem sie freiwillig das Aussehen eines irrsinnigen Menschen annehmen, der nicht das Gefühl des Anstandes oder der Scham kennt, und der sich manchmal anscheinend anstößige Handlungen erlaubt. Sich bei vollem Bewusstsein als geisteskrank (des Verstandes beraubt) darstellend, unterzogen sich die Narren in Christus unaufhörlichen Beleidigungen und waren meist verlassen und ausgestoßen; in der Gesellschaft lebend waren sie nicht weniger einsam als jene, die in der wilden Einöde lebten. Indem sie vollständig auf jede Gemeinschaft, jegliche Annehmlichkeiten und alle Güter des Lebens verzichteten, frei waren von jeglicher Bindung an Irdisches, keine bestimmte Zufluchtsstätte hatten und allen Zufälligkeiten eines obdachlosen Lebens ausgesetzt waren, schienen diese Erwählten Gottes gleichsam Fremdlinge aus einer anderen Welt. Speise, Kleidung und Behausung schien für sie keine existentielle Erfordernis und keine unentbehrliche Ausrüstung des Lebens zu sein. Bei all diesem bewahrten die Narren immer einen erhabenen Geist und wandten unablässig die Augen ihres Verstandes und Herzens zu Gott, indem sie beständig im Geist für ihn brannten. Da sie unschuldig so viel Kränkung und Entbehrung ertrugen, waren sie dem geistlichen Hochmut entfremdet, sich selbst für große Sünder zu halten. Das Narrentum um Christi willen ist ein freiwilliges, beständiges Martyrium, ein beständiger Kampf gegen sich, gegen die Welt und den Teufel, und dieser Kampf ist der schwerste und grausamste.

Obwohl sie anscheinend des einfachen, gesunden Menschenverstandes beraubt waren, vollbrachten die Narren dennoch derartige bürgerliche (soziale) Werke der Liebe, wie sie anderen Menschen unerreichbar waren. Indem sie sich nicht scheuten, jedermann die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, überführten oder entblößten sie mit ihren Worten oder ihrem ungewöhnlichen Vorgehen Ungerechte und Sünder, oft Mächtige und Starke der Welt, oder erfreuten und trösteten fromme und gottesfürchtige Menschen. Die Narren verkehrten nicht selten unter den verdorbensten Gliedern der Gesellschaft mit dem Ziel, sie zu bessern und zu retten, und viele solcher Verstoßener kehrten auf den Weg der Wahrheit und des Guten zurück. Weil sie die Gabe hatten, Zukünftiges vorherzusagen, bewahrten sie durch ihre Gebete nicht selten Mitbürger vor drohendem Elend und wandten den Zorn Gottes von ihnen ab.

Bei allen Schwierigkeiten forderte das Narrentum von den den heiligen Asketen auch hohe Weisheit, um ihre Ruhmlosigkeit zur Ehre Gottes und zur Erbauung ihrer Nächsten zu wenden, damit im Lächerlichen nichts Sündiges Einlass fand und im Ungewöhnlichen (Aufsehenerregenden, Unanständigem) nichts Anstößiges oder Beleidigendes für andere.

Die ersten Kämpfer Christi (Podwischniki) des Narrentums erschienen sehr früh in der Wiege des uranfänglichen Mönchtums – Ägypten – in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.

Narren in Christo können nackt oder in Lumpen gehüllt dargestellt werden, z. B. Basilios (Wassilij) der Selige, der Wundertäter von Moskau, oder Xenija von St. Petersburg:

Xenija war die Frau von Andrei Theodorowitch Petrow, einem vermögenden Offizier der russischen Armee. Dieser Offizier, der auch Mitglied der Andrejewski-Kirchengemeinde war, verstarb jedoch überraschend. In Xenija reifte durch den plötzlichen Tod ihres Mannes die Erkenntnis über die Vergänglichkeit allen Lebens, sie zog sich mit 26 Jahren in eine Einsiedelei nahe Petersburg zurück. Nach acht Jahren spartanischen Lebens kehrte sie nach Sankt Petersburg zurück und setzte sich fortan rastlos für die Armen und Hilfsbedürftigen in der gesamten Stadt ein. Sie half so gut sie konnte und bald sprach man sogar von Wundern, die sie vollbringen könne. Diese Samaritertätigkeit brachte ihr die Beinamen „Xenija die Gerechte“ und „Närrin in Christus“ ein. So selbstlos verbrachte sie 45 lange Jahre, bis sie im Alter von 71 Jahren verstarb. Die Menschen verehrten sie nach ihrem Tode weiter, über ihrem Grab auf dem Smolensker Friedhof in Sankt Petersburg wurde eine Kapelle errichtet.

In allen Kategorien der Heiligen – außer bei den Hierarchen – kann man auch Frauen antreffen. Es unterscheiden sie die längeren Gewänder, die auch das Haupt bedecken.

Quelle: Dieser Text stammt z.T. aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet]. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.




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