Mariä Verkündigung

Aus Orthpedia
Version vom 13. August 2009, 15:39 Uhr von Alexandros (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „=Orthodoxes Glaubensbuch - Mariä Verkündigung= Das Fest Mariä Verkündigung wird von der Kirche am 7. April (am 25. März nach altem Kalender) gefeiert. Zwi...“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Orthodoxes Glaubensbuch - Mariä Verkündigung

Das Fest Mariä Verkündigung wird von der Kirche am 7. April (am 25. März nach altem Kalender) gefeiert.


Zwischen Mariä Verkündigung und der Geburt Christi liegen neun Monate – das entspricht der Zeit zum Austragen eines Kindes. Die Bezeichnung des Festes – Mariä Verkündigung – gibt seinen Sinn wieder: der Jungfrau Maria wird die frohe Botschaft über die Empfängnis und die Geburt des Gottessohnes Christus verkündigt. Es geschah so:

Als sich die Zeit erfüllt hatte und die Menschheit vom Fluch des Todes durch die Ankunft des Erlösers in der Welt errettet werden sollte, musste eine reine und makellose Jungfrau gefunden werden, die würdig war, der Menschwerdung Gottes zu dienen. Und sie wurde gefunden, die Reinste und Makelloseste, die Frömmste aller Menschen, die Allheilige, die Allreine und über alles gesegnete Jungfrau Maria. Sie stammte aus königlichem und hohepriesterlichem Geschlecht; ihre Eltern waren die gerechten Joachim und Anna. Die Frucht ihrer Gebete, ihres Fastens und ihres ganzen frommen Lebens war Maria. Die Allreine Jungfrau war im Alter von drei Jahren in den Tempel gekommen und lebte dort etwa zwölf Jahre und verbrachte die Zeit mit Gebet und Handarbeit.

Als Maria vierzehn Jahre alt geworden war, während des zwölften Jahres ihres Lebens im Tempel, sagten ihr der Hohepriester und die Priester, dass nach dem Brauch des Gesetzes die Zeit gekommen war, nach Hause zurückzukehren und eine Ehe zu gründen. Sie antwortete, dass sie gelobt habe, sich Gott allein zu weihen, und deshalb möchte sie nicht heiraten. Die Priester waren über das ungewöhnliche Gelübde erstaunt, da sie bis dahin noch nie ein derartiges Mädchen getroffen hatten.

Sie wollten sie nicht im Tempel lassen, da dies gegen die Sitte war, gleichzeitig wagten sie es aber nicht, sie zur Ehe zu nötigen, da sie sich Gott allein geweiht hatte. Sie waren lange in Verlegenheit und dachten darüber nach, wie sie ihr Leben einrichten könnten, ohne Gott zu erzürnen. Die Priester hielten beides für eine Sünde: sie zur Ehe zu zwingen, da sie sich Gott geweiht hatte, oder sie im Tempel zu belassen.

Sie gingen zur Bundeslade, beteten inständig und bekamen von Gott die Antwort: es müsse für die Jungfrau ein ehrfürchtiger Mann gefunden werden, der unter dem Anschein der Ehe ihre Reinheit bewahren würde. Dieser Mann sollte aus dem Hause und Geschlecht Davids sein. Auf wessen Stab Blumen erblühen würden, nachdem man ihn auf den Altar gelegt hatte, dem sollte die Jungfrau Maria anvertraut werden.

Zu jener Zeit kam das Weihefest. Aus den umliegenden Dörfern kamen viele Menschen in den Tempel, darunter auch Männer aus dem Geschlecht Davids. Der große Zacharias, der Vater Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, wählte zwölf Männer aus, die keine Frauen hatten, unter ihnen war auch der heilige Josef, ein gerechter Mann in vorgerücktem Alter. Zacharias nahm ihre zwölf Stäbe, legte sie auf den Altar und betete so: “Herr, Gott, zeige den Mann, der würdig ist, mit der Jungfrau Maria vermählt zu werden!” Danach gingen alle weg und ließen die Stäbe die Nacht über auf dem Altar liegen. Am Morgen sahen alle, dass der Stab Josefs erblüht war und auf ihm eine Taube saß. Damit verstanden sie, dass Gott Josef für die Jungfrau Maria erwählt hatte. Sie wurden verlobt, aber Josef war nur ihr vermeintlicher Ehemann und hatte die Aufgabe, die Jungfräulichkeit und Reinheit Marias zu bewahren. Nachdem die Allheilige Jungfrau aus dem Tempel in das Haus Josefs gekommen war, veränderte sie ihr Leben nicht. Sie betete wie früher, studierte die Heilige Schrift und beschäftigte sich mit Handarbeiten. Sie lebte hier abgeschieden, sprach nur mit den Hausbewohnern, d. h. nur mit Josef und seinen zwei Töchtern. Denn Josef war Witwer.

Schließlich kam die Zeit, die der Allheiligen Jungfrau vorhergesagt war, die Zeit, auf welche die Menschheit seit dem Tag des Sündenfalls der ersten Menschen schon Tausende von Jahren gewartet hatte. Gott sandte den Seinem Thron am nächsten stehenden Erzengel Gabriel mit der Kunde von dem Geheimnis, das mit dem menschlichen Verstand nicht begreifbar ist. Der Erzengel Gabriel sollte der Jungfrau von der wunderbaren Empfängnis des Sohnes Gottes künden, der in die Welt kommen würde, um die Menschen zu erretten.

Im Evangelium wird davon so gesprochen: “Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret gesandt.” Es war der sechste Monat seit der Empfängnis Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, die seinem Vater Zacharias von demselben Erzengel Gabriel verkündet worden war.

Galiläa, wo sich Nazaret befand, war damals ein überwiegend heidnisches Gebiet, seine sündigen und ungläubigen Bewohner wurden von den Juden verachtet. Nazaret galt als eine so unbedeutende Stadt, dass von ihr gesagt wurde: “Kann denn aus Nazaret etwas Gutes kommen?” Aber der Herr wollte nicht aus dem berühmten Jerusalem stammen, nicht aus dem Land Judäa, sondern aus dem “heidnischen Galiläa”, aus dem armseligen Nazaret, um zu zeigen, dass Er der Sünder wegen in die Welt kam und den irdischen Stolz und Hochmut ablehnte.

Der Erzengel Gabriel kam in das Haus, in dem die Jungfrau Maria wohnte, und sprach mit sanfter Stimme zu ihr: “Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir! Du bist gesegnet unter den Frauen. Der, der vor dir war, ist jetzt mit dir und wird bald von dir geboren werden. Der, der vor der Ewigkeit war, unterwirft sich jetzt der Zeit.”

Als die Jungfrau den Gruß hörte, erschrak sie, obwohl ihr der freundschaftliche Umgang mit Engeln schon seit der Zeit ihres Lebens im Tempel vertraut war.

Der Engel sagte: “Fürchte dich nicht! Denke an die Jungfrau, die Jesaja vorausgesagt hat, und zweifle nicht: Du bist diese Jungfrau. Du hast die Gnade Gottes gefunden durch dein ganzes Leben, das erfüllt war mit guten Taten, aber zuallererst durch diese drei: erstens durch die Demut, da Gott Seine Gnade den Demütigen gibt; zweitens durch die Reinheit, da der Seinem Wesen nach Allerreinste Gott von einer reinen und allreinen Jungfrau geboren werden will; und schließlich durch deine feurige Liebe zu Ihm, denn der Herr liebt die, welche Ihn lieben, und schenkt denen Seine Gnade, die Ihn suchen.

Du wirst einen Sohn gebären und ihm den Namen Jesus geben, Er wird die ganze Welt erretten und wird ein ruhmvollerer König sein als der Vorvater David und alle früheren Könige. Und Sein Reich wird ewig sein.

Die Kraft des Allerhöchsten wird über dich kommen, der Heilige Geist wird in dir dem körperlosen Sohn Gottes menschliche Gestalt geben. Der Herr wird durch dich hindurchgehen, wie ein Sonnenstrahl durch Glas oder Kristall geht, und dich heiligen und erleuchten durch Seine Göttliche Herrlichkeit. Du wirst die Mutter Gottes werden, da du den Sohn gebären sollst, den vollkommenen Gott und vollkommenen Menschen, aber du wirst Jungfrau bleiben vor der Geburt, während der Geburt und nach der Geburt.

Und das soll dir ein Zeichen sein, dass Gott dies alles bewirken kann: Deine Verwandte Elisabet, die unfruchtbar war und jetzt schon alt ist, wird bald einen Sohn gebären. Den Menschen schien dies unmöglich, aber Gott gefällt es so: Gemäß Seinem Willen wird eine unfruchtbare alte Frau Mutter. Und auch du, Jungfrau, wirst Mutter werden.”

Nachdem die Allreine Jungfrau Maria dies vom Engel gehört hatte, verbeugte sie sich in tiefer Demut vor dem Herrn und sagte: “Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.”

Und in diesem Augenblick empfing sie geheimnisvoll vom Heiligen Geist.

Nachdem der Erzengel Gabriel alles getan hatte, was ihm der Herr aufgetragen hatte, verneigte er sich ehrfürchtig vor der Mutter Gottes und kehrte zum Thron des Allherrschers zurück, wo er mit allen himmlischen Mächten das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes verherrlicht.


Die Beteiligung des Erzengels Gabriel an der Verkündigung wird am zweiten Tag des Festes gefeiert: am 8. April wird das Mitfest des Erz­engels Gabriel begangen.

Mit Mariä Verkündigung sind im russischen Volk einige Bräuche verbunden. An diesem Tag zu arbeiten, sogar im Haushalt, wurde als eine große Sünde angesehen. Man sagt, dass zu Mariä Verkündigung “kein Vogel ein Nest baut, und kein Mädchen einen Zopf flicht”. Zu Mariä Verkündigung wurden Vögel freigelassen. An diesem Tag gab es ein reges Treiben auf dem Vogelmarkt. Viele Eltern gingen dorthin, um mit ihren Kindern Vögel zu kaufen und sie dann frei zu lassen.

Für diesen Tag wurden auch Lerchen aus Teig gebacken und aus Papier Engelfiguren geklebt, zur Ehre des Erzengels Gabriel. Die Farbe der liturgischen Gewänder ist Blau.


Troparion, 4. Ton:

Heute ist der Anfang unserer Erlösung und die Offenbarung des Geheimnisses von Ewigkeit her. Gottes Sohn wird als Sohn der Jungfrau geboren, und Gabriel bringt die frohe Botschaft der Gnade. Deshalb rufen auch wir mit ihm der Gottesgebärerin zu: Freue Dich, Du Gnadenerfüllte, der Herr ist mit Dir!

Kondakion, 8. Ton:

Dir, der überlegen kämpfenden Heerführerin, bringen wir, Deine vom Bösen befreiten Diener, dankerfüllte Siegeslieder dar, o Gottesmutter! Du, deren Macht unüberwindlich ist, errette uns aus allen Gefahren, damit wir zu Dir rufen: Sei gegrüßt, Du unvermählte Braut!

Orthodoxes Glaubensbuch

Vorheriges Kapitel ( Die Begegnung des Herrn )

Inhaltsverzeichnis & Copyright

Nächstes Kapitel ( Der Einzug des Herrn in Jerusalem )