Kirchenverfolgung in der Sowjetunion

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Die Verfolgung der Kirche in der Sowjetunion begann 1917 direkt nach der sog. Oktoberrevolution. Erzpriester Ioann Kotschurow war der erste Geistliche, der durch die Bolschewiki vor den Augen seines Sohneswegen einer Predigt für den Frieden brutal gefoltert und ermordet wurde. Wenige Wochen später wurde Erzbischof Wladimir Bogojawlensky, Metropolit von Kiew und Galizien, in Kiew ebenfalls wie ein Märtyrer gefoltert und umgebracht. Im Jahre 1923 betrug die Anzahl der ermordeten Geistlichen um die 18.000 Menschen.

Basis der massenhaften und skrupellosen Verfolgung war das sog. Dekret über die Trennung von Kirche und Staat (20.01.1918). So verbat dieses Dekret religiösen Vereinigungen den Besitz von Eigentum und verweigerte ihnen die Rechte von juristischen Subjekten. Jeglicher religiöser Unterricht und die Publikation religiöser Literatur wurden verboten. Bis zum Sommer 1920 wurde das wichtigste Eigentum der Kirche verstaatlicht; enteignet wurden Wohnhäuser, Geschäftshäuser, Schulen, Altenheime, Kinderheime und Krankenhäuser sowie Kapital und Landbesitz. Bis zum Jahre 1921 wurden ca. 1.500 teilweise Jahrhunderte alte Klöster vernichtet. Im Laufe einer speziellen Kampagne zur Vernichtung Heiliger Reliquien wurden Heilige Gebeine geschändet und zerstört. Bis zum Jahre 1935 wurden ca. 25.000 Kirchenhäuser geschlossen oder demoliert.

Laut Verfassung besaßen weder Geistliche noch ihre Familienmitglieder das Wahlrecht; ihre Kinder durften an den Hochschulen nicht studieren. In den 1920er Jahren traten Gesetze in Kraft, die es wesentlich erleichterten, Geistliche der Konterrevolution zu bezichtigen. So konnte ein Priester bereits für eine traditionelle Predigt oder einen Gottesdienst an einem Sonntag, an dem die Menschen zur Arbeit gezwungen waren, im Gulag [Straflager] landen. Besonders intensive Repressionen fanden im Zeitraum von 1929 bis 1933 statt, als ca. 40.000 Kirchendiener verhaftet bzw. liquidiert, sowie im Zeitraum von 1937 bis 1940, als ca. 175.000 Orthodoxe Geistliche verhaftet wurden (davon ca. 100.000 ermordert). Bis zum Jahre 1935 wurden ca. 25.000 Kirchenhäuser geschlossen oder zerstört (im Jahre 1914 gab es in Russland ca. 50.000 Kirchenhäuser). Nach der Verfolgung der Jahre 1938 und 1939 blieben in Russland nur 1.277 Kirchenhäuser übrig. Nach dem Beginn des Angriffs Hitlers auf die Sowjetunion und der Neueröffnung der Kirchenhäuser auf dem durch die Deutschen okkupierten Terrirorium (insgesamt ca 9.000 Kirchen) und der Notwendigkeit der geistlichen Unterstützung des Volkes wurde die Sowjetische Verfolgung etwas milder. Allerdings wurden weiterhin Gotteshäuser und Klöster geschlossen und Geistliche verhaftet und die Jugend daran gehindert, eine Ausbildung zum Priester zu absolvieren. Falls gläubige Eltern ihre Kinder in die Kirche mitnahmen, wurde angedroht, ihnen die Kinder wegzunehmen. Diese Verfolgung dauerte bis zur Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 an.