Griechische Orthodoxe Kirche von Antiochien

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„In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt“ (Apg 11,26).

Petrus und Paulus
Ausschnitt einer vierteiligen Ikone.
Holz. 57,5 x 45 cm; 18. Jh.; Neemeh al-Moussawir zugeschrieben; Libanon.

Die Griechische Orthodoxe Kirche von Antiochia, die sich auch als „Rum-Orthodoxe Kirche" bezeichnet, ist ebenfalls der byzantinischen Tradition zuzurechnen. Bis ins 13. Jahrhundert war ihre Liturgiesprache das Syrische, dann setzte sich das Griechische durch. Im 19. Jahrhundert wurde es vom Arabischen verdrängt. Die Rum-Orthodoxe Kirche versteht sich seitdem als eine arabische Kirche. Auch der Klerus ist arabisch.

Die Kirche von Antiochia versteht sich – anders als die meisten anderen Kirchen der byzantinischen Tradition und die Armenische Kirche - nicht als Nationalkirche, sondern als Teil ihrer arabischen Umwelt. Ihre Heimat ist das heutige Syrien und der Libanon. Antiochia/Antakya, wo die Bezeichnung „Christen“ aufkam, liegt heute in der Türkei. Heute residiert der Patriarch in Damaskus/Syrien.

Die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia blickt auf 2000 Jahre christlicher Geschichte und führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Das [[ organisierte sich um Antiochia am Orontes (heute: Antakya in der Südosttürkei) herum, Hauptstadt der römischen Provinz „Oriens“. Es war neben Rom, Konstantinopel, Alexandria, und Jerusalem eines der fünf alten Patriarchate der römischen Reichskirche.

Im 5. Jahrhundert folgte ein Teil der antiochenischen Christen, die später als „rum-orthodox“ („rum“ steht für rhomaios = Oströmer bzw. Byzantiner) bezeichnet wurden, dem ökumenischen Konzil von Chalzedon (451), dass sich zu Jesus Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen in zwei Naturen bekannt hatte.

Johannes Chrysostomos
Ausschnitt einer neunteiligen Ikone.
Holz. 79 x 60 cm; 18. Jh.; Neemeh al-Moussawir zugeschrieben; Libanon.

Ein anderer Teil der zum Patriarchat von Antiochia gehörenden Christen verwarf Chalzedon, bekannte sich zu Jesus als wahrem Gott und wahrem Menschen in einer Natur und verselbständigte sich allmählich unter dem “Syrisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochia”.

Joasaph und Barlaam
Ausschnitt einer Handschrift.
13. Jh.; Balamand-Kloster; Libanon.

Als die muslimischen Araber im 7. Jahrhundert die östlichen Provinzen des römischen Reiches besetzten, verloren die Rum-Orthodoxen ihren Status als Reichskirche und galten als Geschützte der Muslime. Unter den Kreuzfahrern (11-13. Jh.) wurde ein lateinisches Patriarchat von Antiochia gegründet. Der rum-orthodoxe Patriarch musste im byzantinischen Exil Zuflucht finden. Nach der Zerstörung von Antiochia (1268) durch die Mameluken residierte er an verschiedenen Orten, bis er sich im 16. Jahrhundert endgültig in Damaskus etablierte. Unter osmanischer Herrschaft (ab 1517) gehörten die Rum-Orthodoxen zum Rum-Millet und standen unter dem Einfluss des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Die Gründung eines mit Rom unierten “Griechisch-Katholischen Patriarchats” durch westliche Missionare (1724) bewirkte, dass sich der Einfluss des Patriarchen von Konstantinopel auf die rum-orthodoxe Kirche verstärkte. Die rum-orthodoxe Kirche erhielt mehrere griechische Patriarchen, während die meisten Gläubigen Arabisch als Muttersprache hatten. 1899 wurde wieder ein arabischer Patriarch gewählt.

Sankt Georg
Ausschnitt einer elfteiligen Ikone.
125,5 x 94 cm; 1701; Neemeh al-Moussawir zugeschrieben; Balamand-Kloster; Libanon.
Liturgisches Manuskript in syrischer und arabischer Sprache, 12. Jh. Balamand-Kloster; Libanon.

Im 19. und 20. Jahrhundert trugen viele Faktoren zur Schwächung der rum-orthodoxen Kirche bei: Der Verlust einiger Mitglieder durch die Tätigkeit protestantischer Missionare, die Auswanderungswellen, die Teilung der Levante in mehrere Staaten (bes. Libanon und Syrien), die Vergabe des Antakya-Gebiets (Provinz Hatay) durch die Franzosen an den junge türkischen Staat. Seit 1941 erlebt die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia einen spirituellen und kulturellen Aufbruch vor allem dank der “Orthodoxen Jugendbewegung” (MJO). Im Rahmen des historischen Balamand-Klosters im Libanon wird die einzige orthodoxe kirchliche Universität im Vorderen Orient (University of Balamand), zu der eine theologische Fakultät gehört, betrieben. Die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia folgt dem Synodalsystem. Jetziger Patriarch ist Seine Seligkeit JOHANNES (Yohanna) X.

Wer sind rum-orthodoxe Christen in Deutschland?

Ende des 19. Jh. fingen rum-orthodoxe Christen an, den Vorderen Orient zu verlassen. Die ersten Auswanderungswellen waren politisch und wirtschaftlich bedingt. Vor allem in den 1960/70er Jahren kamen Rum-Orthodoxe auch nach Deutschland. Sie stammen aus Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien und Irak, vor allem aber aus der Hatay-Provinz in der Südosttürkei mit Hauptstadt „Antakya“, dem historischen Antiochia. Diese Gegend gilt als der Gründungsort ihrer Mutterkirche und gehört zu den ruhmreichsten Wiegen des Christentums.

Tagung im Balamand-Kloster; Libanon; 2007; Balamand-Universität.

In den 40er Jahren ist in der Rum-Orthodoxen Kirche eine sehr aktive Jugendbewegung entstanden. Ihr verdankt sie viele ihrer gegenwärtig führenden Persönlichkeiten. Die Orthodoxie wird als eine spirituelle und nicht als eine nationale Größe betrachtet.

Die Kirche von Antiochia hat eigene Bildungseinrichtungen höheren Standards. Im ehemaligen Zisterzienserkloster Balamand bei Tripoli im Libanon betreibt sie eine eigene Universität, wo sie auch ihren Klerus ausbildet. Etwa 40 % der Studierenden an dieser Universität sind Muslime.

Die Rum-Orthodoxe Kirche fuhrt einen intensiven Dialog mit dem Islam, den sie als „Dialog des Lebens“ versteht. Darin stellt sie ihre Identität als arabische Kirche heraus und formuliert, in einer bewussten Distanzierung vom Westen, einen christlichen Panarabismus. Der Dialog befasst sich vornehmlich mit politischen und gesellschaftlichen, nicht mit theologischen Themen. Obwohl der Dialog der Rum-Orthodoxen Kirche mit dem Islam nur aus der Situation des Nahen Ostens heraus verstanden werden kann, ist die Griechische Orthodoxe Kirche von Antiochien gerade durch diesen Dialog für die Kirchen in Deutschland eine wichtige Gesprächspartnerin.

Die Rum-Orthodoxe Kirche gehört zu den Gründungskirchen des Ökumenischen Rats der Kirchen. In der gegenwärtigen gespannten Situation zwischen dem ORK und den Orthodoxen Kirchen nimmt sie eine vermittelnde Stellung ein. Sie ist ökumenisch stark im „Middle East Council of Churches“ engagiert. Tarek Mitri, im ORK für christlich-islamische Beziehungen zuständig, gehört zur Rum-Orthodoxen Kirche. Seit 1991 besteht zwischen der Rum-Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche von Kurhessen- Waldeck eine freundschaftliche Beziehung. Die Kirchen besuchen sich gegenseitig, um sich gegenseitig in ihrem Leben kennen zu lernen, orthodoxe Stipendiaten werden an der Universität Marburg gefordert. Es wird angestrebt, dass zwischen Kirchenkreisen und Diözesen Beziehungen entstehen.

Die Kirchenleitung in Deutschland

Mitte der 1970er Jahre gründeten die Rum-Orthodoxen in Deutschland die ersten Kirchengemeinden. Die Mutterkirche förderte diese Bemühungen durch Entsendung von Priestern nach Deutschland und Etablierung der Metropolie für Mittel- und Westeuropa mit Sitz in Paris.

In der Bundesrepublik Deutschland betreuen sieben Priester und ein Diakon die gegenwärtig 14 Gemeinden, u.a. in Hamburg, Bremen, Dortmund, Köln, Stuttgart, Heidelberg, Kassel, Butzbach und Wiesbaden. Zurzeit gehören dieser Kirche ungefähr 20.000 Menschen an: Studierende, Wissenschaftler, Praktikanten, Geschäftsleute, sogenannte Gastarbeiter und Asylsuchende aus dem Libanon, aus Syrien und vor allem der Türkei, die aufgrund erschwerter Lebensbedingungen oder des Bürgerkrieges im Libanon ihre Heimat verlassen haben.

Die Rum-Orthodoxe Kirche hat relativ viele liturgische Texte ins Deutsche übertragen und verwendet sie zunehmend in der Liturgie. Sie betreibt eine rege Jugendarbeit. Ihre Mitglieder mochten ihren orthodoxen Glauben bewusst in Deutschland leben und verstehen sich längst nicht mehr als Exilkirche. Die Gemeinden der Rum-Orthodoxen Kirche sind in einem Rat der Gemeindevorsitzenden, einem Laiengremium, zusammengeschlossen.

Bislang unterstanden die Gemeinden dem Metropoliten für Westeuropa, Bischof Gabriel (Saliby) von Palmyra in Paris, der in Deutschland durch Priester Elias Esber vertreten wurde. Ende 2001 hat die Heilige Synode des Patriarchats von Antiochien den ständigen Vertreter der Rum-Orthodoxen Kirche in Moskau, Bischof Nifon (Saikali) von Philipopolis, zum Vikarbischof des Metropoliten Gabriel für Deutschland ernannt. Er wird jedoch seinen Wohn- und Amtssitz in Moskau beibehalten.

Heutzutage leben ca. 10.000 Rum-Orthodoxe in Deutschland, von denen ca. die Hälfte kirchlich organisiert sind (Näheres siehe http://rum-orthodox.de/) und deren Interessen von einem Dachverband vertreten werden. Die Rum-Orthodoxen sind ökumenisch engagiert und dem Dialog mit Juden und Muslimen gegenüber aufgeschlossen, mit denen ihre orientalischen Vorfahren jahrhundertelang zusammen gelebt haben.

Kontaktadressen


Rum-Orthodoxe Kirche

Exarchat für Westeuropa
Bischof Gabriel (Saliby)
22 Avenue Kleber
F-75116 Paris
Tel. 0033-1 – 45018356
IT: www.rum-orthodox.de


Gemeinden in Deutschland

In in Deutschland bestehen Gemeinden in Wiesbaden und Butzbach.
Pfarrei des Heiligen Johannes Chrysostomus in Wiesbaden
Kontaktadresse
Griechische Orthodoxe Kirche von Antiochia
Pfarrei des Heiligen Johannes Chrysostomus
Am Schulberg 7-9
65183 Wiesbaden


Gemeindebüro:

Pfarrer Jürgen Grosch
Wellritzstr. 37
65183 Wiesbaden
Tel/Fax: 0611- 407933


Pfarrei der Heiligen Petrus und Paulus in Butzbach

Kontaktadresse
Griechische Orthodoxe Kirche von Antiochia
Pfarrei der Heiligen Petrus und Paulus
C.-J. Melchior-Str-6 3
5510 Butzbach
Priester Fayez Mansour
Moltkestraße 56
76344 Eggenstein-Leopoldshafen
Tel. 0721 - 786765
Gottesdienst: jeden 1. und 3. Sonntag im Monat in der kath. Kirche in Fauerbach vor der Hohe


Quelle und Copyright

Siehe auch: