Gottesmutterikone des Andronikos: Unterschied zwischen den Versionen

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== oder "Andronikova" oder "Andronikovskaya" oder "Andronicus"<br>  ==
== oder "Andronikova" oder "Andronikovskaya" oder "Andronicus"<br>  ==


'''Historischer Hintergrund:'''[[Image:Ik_d_GM_Andronikovskaja.jpg|thumb|right]]<br>  
'''Historischer Hintergrund:'''[[Image:Ik d GM Andronikovskaja.jpg|thumb|right]]<br>  


Unter den mehr als 300 verschiedenen Darstellungsweisen der Gottesmutter, die die russische Ikonenmalerei kennt, nimmt die „Ikone des Andronikos“ (russisch: Андроникова) in mehrfacher Hinsicht einen besonderen Platz ein.
Unter den mehr als 300 verschiedenen Darstellungsweisen der Gottesmutter, die die russische Ikonenmalerei kennt, nimmt die „Ikone des Andronikos“ (russisch: Андроникова) in mehrfacher Hinsicht einen besonderen Platz ein.  


'''Ikonen-Typ:'''<br>Zum einen ist ihre Geschichte relativ gut bezeugt, zumindest was den Aufenthalt des Urbildes in Russland angeht., zum andern handelt es sich um '''eine der verhältnismäßig selteneren autonomen Kopfbilddarstellungen Mariens''', während bekanntlich der Großteil der Gottesmutterikonen diese zusammen mit ihren göttlichen Sohn zeigt. Drittens zeichnet sie sich durch eine malerische Umsetzung des Metallbeschlages des Urbildes aus, wobei diese Nachgestaltung zum festen Bestandteil aller Ikonen des Typus handelt, von denen es allerdings nie allzu viele gegeben haben dürfte und sicher nur wenige erhalten geblieben sind.  
'''Ikonen-Typ:'''<br>Zum einen ist ihre Geschichte relativ gut bezeugt, zumindest was den Aufenthalt des Urbildes in Russland angeht., zum andern handelt es sich um '''eine der verhältnismäßig selteneren autonomen Kopfbilddarstellungen Mariens''', während bekanntlich der Großteil der Gottesmutterikonen diese zusammen mit ihren göttlichen Sohn zeigt. Drittens zeichnet sie sich durch eine malerische Umsetzung des Metallbeschlages des Urbildes aus, wobei diese Nachgestaltung zum festen Bestandteil aller Ikonen des Typus handelt, von denen es allerdings nie allzu viele gegeben haben dürfte und sicher nur wenige erhalten geblieben sind.  


<br>Der Überlieferung nach soll das Urbild dieser Ikone, das von einigen zu den Bildern gerechnet wird, die der Apostel und Evangelist Lukas gemalt hat, die Lieblingsikone des oströmischen (byzantinischen) Kaisers Andronikos III. Palaiologos (1297-1341) gewesen sein, der von 1328 bis zu seinem Tode regierte, und in seiner Hauskapelle gehangen.. <br>1347 wurde die Ikone dann dem Kloster Monemvasia in der Morea geschenkt, wo sie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb. Als nach dem griechischen Aufstand von 1821 türkische Truppen diesen Teil Griechenlands verwüsteten, brachte der damalige Vorsteher des Klosters, ein Bischof Agapios, von allen Schätzen des Konventes nur diese Ikone in Sicherheit und floh mit ihr nach Patras.<br>Vor seinem Tode vermachte Bischof Agapios dann die Ikone seinem Verwandten, dem russischen Generalkonsul N. I. Vlasopoulos. Dessen Sohn A. N. Vlasopoulos sandte das Heiligtum dann 1839 mit einem Schiff vom Heiligen Berg Athos nach Odessa, wobei er ihm ein Schreiben an Kaiser Nikolaj I. mitgab, dem die Ikone zugestellt werden sollte.<br>Das geschah auch - und das Bild wurde dann zuerst bis zum 12. Mai 1868 im Winterpalast in St. Petersburg aufgestellt, dann aber bis zum 16. April 1877 in der Dreieinigkeitskirche auf der Petersburger Seite der Hauptstadt. Daraufhin wurde die Ikone in das Kazaner Frauenkloster bei Vysnij Volocek im Gouvernement Tver’ übertragen, wo sie sich bis in die kommunistische Zeit in der Hauptkirche in einem speziell dafür gefertigten Schrein auf der linken Chorseite befand. An drei Tagen im Jahr wurde die Ikone besonders verehrt, nämlich am 22. Oktober, am 1. Mai und am 8. Juli, wobei der 1. Mai der Gedächtnistag der Übertragung des Bildes aus St. Petersburg in das Kazaner Kloster ist.  
Vergleiche auch:&nbsp;[[Gottesmutterikone "Areovindus"]]<br>Der Überlieferung nach soll das Urbild dieser Ikone, das von einigen zu den Bildern gerechnet wird, die der Apostel und Evangelist Lukas gemalt hat, die Lieblingsikone des oströmischen (byzantinischen) Kaisers Andronikos III. Palaiologos (1297-1341) gewesen sein, der von 1328 bis zu seinem Tode regierte, und in seiner Hauskapelle gehangen.. <br>1347 wurde die Ikone dann dem Kloster Monemvasia in der Morea geschenkt, wo sie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb. Als nach dem griechischen Aufstand von 1821 türkische Truppen diesen Teil Griechenlands verwüsteten, brachte der damalige Vorsteher des Klosters, ein Bischof Agapios, von allen Schätzen des Konventes nur diese Ikone in Sicherheit und floh mit ihr nach Patras.<br>Vor seinem Tode vermachte Bischof Agapios dann die Ikone seinem Verwandten, dem russischen Generalkonsul N. I. Vlasopoulos. Dessen Sohn A. N. Vlasopoulos sandte das Heiligtum dann 1839 mit einem Schiff vom Heiligen Berg Athos nach Odessa, wobei er ihm ein Schreiben an Kaiser Nikolaj I. mitgab, dem die Ikone zugestellt werden sollte.<br>Das geschah auch - und das Bild wurde dann zuerst bis zum 12. Mai 1868 im Winterpalast in St. Petersburg aufgestellt, dann aber bis zum 16. April 1877 in der Dreieinigkeitskirche auf der Petersburger Seite der Hauptstadt. Daraufhin wurde die Ikone in das Kazaner Frauenkloster bei Vysnij Volocek im Gouvernement Tver’ übertragen, wo sie sich bis in die kommunistische Zeit in der Hauptkirche in einem speziell dafür gefertigten Schrein auf der linken Chorseite befand. An drei Tagen im Jahr wurde die Ikone besonders verehrt, nämlich am 22. Oktober, am 1. Mai und am 8. Juli, wobei der 1. Mai der Gedächtnistag der Übertragung des Bildes aus St. Petersburg in das Kazaner Kloster ist.  


<br>Nach der Schließung des Klosters in den 20er Jahren verliert sich die Spur der Originalikone. Vermutlich sind die kostbaren Edelmetallbeschläge abgenommen und eingeschmolzen und ist die Ikone selbst zerstört worden.<br>Die Maße der Originalikone betrugen 7,5 russ. Zoll (verschki) Höhe und 5,5 Zoll Breite, was etwa 33,3 x 24,4 cm entspricht. <br>Wie schon eingangs gesagt, handelt es sich hier insofern um eine besondere und außergewöhnliche Bildgestaltung, als die Gottesmutter ohne das göttliche Kind dargestellt wird, und zwar in einem bis zum den Schultern reichenden Kopfbild mit leicht nach links geneigtem Haupt. Auffällig ist zudem die Abbildung einer kleinen, blutenden Wunde mit eingetrocknetem Blut an der linken Seite des Halses.<br>Die Originalikone war zu einem erheblichen Teil mit einem reichen Edelmetallbeschlag aus vergoldetem Silber versehen, der die gesamte Figur der Gottesmutter mit Ausnahme des Gesichtes und des Halsansatzes bedeckte und zudem aus einem reich verzierten Nimbus und einer großen Krone bestand, auf der wiederum eine kleinere Krone angebracht war. Auf dem Metall waren in reichem Maße Perlen, Brillianten und andere Edelsteile befestigt.  
<br>Nach der Schließung des Klosters in den 20er Jahren verliert sich die Spur der Originalikone. Vermutlich sind die kostbaren Edelmetallbeschläge abgenommen und eingeschmolzen und ist die Ikone selbst zerstört worden.<br>Die Maße der Originalikone betrugen 7,5 russ. Zoll (verschki) Höhe und 5,5 Zoll Breite, was etwa 33,3 x 24,4 cm entspricht. <br>Wie schon eingangs gesagt, handelt es sich hier insofern um eine besondere und außergewöhnliche Bildgestaltung, als die Gottesmutter ohne das göttliche Kind dargestellt wird, und zwar in einem bis zum den Schultern reichenden Kopfbild mit leicht nach links geneigtem Haupt. Auffällig ist zudem die Abbildung einer kleinen, blutenden Wunde mit eingetrocknetem Blut an der linken Seite des Halses.<br>Die Originalikone war zu einem erheblichen Teil mit einem reichen Edelmetallbeschlag aus vergoldetem Silber versehen, der die gesamte Figur der Gottesmutter mit Ausnahme des Gesichtes und des Halsansatzes bedeckte und zudem aus einem reich verzierten Nimbus und einer großen Krone bestand, auf der wiederum eine kleinere Krone angebracht war. Auf dem Metall waren in reichem Maße Perlen, Brillianten und andere Edelsteile befestigt.  

Version vom 24. März 2010, 10:05 Uhr

oder "Andronikova" oder "Andronikovskaya" oder "Andronicus"

Historischer Hintergrund:

Ik d GM Andronikovskaja.jpg


Unter den mehr als 300 verschiedenen Darstellungsweisen der Gottesmutter, die die russische Ikonenmalerei kennt, nimmt die „Ikone des Andronikos“ (russisch: Андроникова) in mehrfacher Hinsicht einen besonderen Platz ein.

Ikonen-Typ:
Zum einen ist ihre Geschichte relativ gut bezeugt, zumindest was den Aufenthalt des Urbildes in Russland angeht., zum andern handelt es sich um eine der verhältnismäßig selteneren autonomen Kopfbilddarstellungen Mariens, während bekanntlich der Großteil der Gottesmutterikonen diese zusammen mit ihren göttlichen Sohn zeigt. Drittens zeichnet sie sich durch eine malerische Umsetzung des Metallbeschlages des Urbildes aus, wobei diese Nachgestaltung zum festen Bestandteil aller Ikonen des Typus handelt, von denen es allerdings nie allzu viele gegeben haben dürfte und sicher nur wenige erhalten geblieben sind.

Vergleiche auch: Gottesmutterikone "Areovindus"
Der Überlieferung nach soll das Urbild dieser Ikone, das von einigen zu den Bildern gerechnet wird, die der Apostel und Evangelist Lukas gemalt hat, die Lieblingsikone des oströmischen (byzantinischen) Kaisers Andronikos III. Palaiologos (1297-1341) gewesen sein, der von 1328 bis zu seinem Tode regierte, und in seiner Hauskapelle gehangen..
1347 wurde die Ikone dann dem Kloster Monemvasia in der Morea geschenkt, wo sie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb. Als nach dem griechischen Aufstand von 1821 türkische Truppen diesen Teil Griechenlands verwüsteten, brachte der damalige Vorsteher des Klosters, ein Bischof Agapios, von allen Schätzen des Konventes nur diese Ikone in Sicherheit und floh mit ihr nach Patras.
Vor seinem Tode vermachte Bischof Agapios dann die Ikone seinem Verwandten, dem russischen Generalkonsul N. I. Vlasopoulos. Dessen Sohn A. N. Vlasopoulos sandte das Heiligtum dann 1839 mit einem Schiff vom Heiligen Berg Athos nach Odessa, wobei er ihm ein Schreiben an Kaiser Nikolaj I. mitgab, dem die Ikone zugestellt werden sollte.
Das geschah auch - und das Bild wurde dann zuerst bis zum 12. Mai 1868 im Winterpalast in St. Petersburg aufgestellt, dann aber bis zum 16. April 1877 in der Dreieinigkeitskirche auf der Petersburger Seite der Hauptstadt. Daraufhin wurde die Ikone in das Kazaner Frauenkloster bei Vysnij Volocek im Gouvernement Tver’ übertragen, wo sie sich bis in die kommunistische Zeit in der Hauptkirche in einem speziell dafür gefertigten Schrein auf der linken Chorseite befand. An drei Tagen im Jahr wurde die Ikone besonders verehrt, nämlich am 22. Oktober, am 1. Mai und am 8. Juli, wobei der 1. Mai der Gedächtnistag der Übertragung des Bildes aus St. Petersburg in das Kazaner Kloster ist.


Nach der Schließung des Klosters in den 20er Jahren verliert sich die Spur der Originalikone. Vermutlich sind die kostbaren Edelmetallbeschläge abgenommen und eingeschmolzen und ist die Ikone selbst zerstört worden.
Die Maße der Originalikone betrugen 7,5 russ. Zoll (verschki) Höhe und 5,5 Zoll Breite, was etwa 33,3 x 24,4 cm entspricht.
Wie schon eingangs gesagt, handelt es sich hier insofern um eine besondere und außergewöhnliche Bildgestaltung, als die Gottesmutter ohne das göttliche Kind dargestellt wird, und zwar in einem bis zum den Schultern reichenden Kopfbild mit leicht nach links geneigtem Haupt. Auffällig ist zudem die Abbildung einer kleinen, blutenden Wunde mit eingetrocknetem Blut an der linken Seite des Halses.
Die Originalikone war zu einem erheblichen Teil mit einem reichen Edelmetallbeschlag aus vergoldetem Silber versehen, der die gesamte Figur der Gottesmutter mit Ausnahme des Gesichtes und des Halsansatzes bedeckte und zudem aus einem reich verzierten Nimbus und einer großen Krone bestand, auf der wiederum eine kleinere Krone angebracht war. Auf dem Metall waren in reichem Maße Perlen, Brillianten und andere Edelsteile befestigt.


Am unteren Rand der Ikone befand sich eine Inschrift, die in - relativ schlichten und zierlosen - griechischen Majuskelbuchstaben (mit einigen Abbreviaturen) bekundete, daß dies „DIE HERRIN DES ANDRONIKOS, DES SELBSTHERRSCHERS VON KONSTANTINOPEL, DES PALAIOLOGEN“ sei. Diese Inschrift dürfte allerdings eine jüngere Hinzufügung gewesen sein, denn in byzantinischer wie früher postbyzantinischer Zeit wäre der Kaiser niemals als Herrscher „von Konstantinopel“, sondern „der Römer“ bezeichnet worden. Die Formulierung der Inschrift deutet somit eher auf das 18. oder 19. Jahrhundert.

Geographischer Hintergrund:

Feiertage dieser Ikone: 22. Oktober / 4. November