Frömmigkeit in der Kirche

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Orthodoxes Glaubensbuch - Die Frömmigkeit in der Kirche

Unter dem Begriff “kirchliche Frömmigkeit” versteht man die Beziehung zum Gotteshaus, zu den heiligen Gegenständen, die sich in der Kirche befinden, die Beziehung zu sich selbst als Teilnehmer an den Gottesdiensten und zu sich selbst als Christen, in dem der Heilige Geist wohnt. Die kirchliche Frömmigkeit ist die Beziehung zum Gottesdienst, zu den Ikonen und allen Gegenständen, die auf irgendeine Art und Weise mit der christlichen Glaubenslehre verbunden sind. Die kirchliche Frömmigkeit ist ein System von Regeln, Kanones und Traditionen, die in der Orthodoxen Kirche praktiziert werden.

Natürlich beginnt die kirchliche Frömmigkeit mit der Beziehung zum Gotteshaus. Wenn ein Mensch mit Frömmigkeit und bedingungsloser Ehrfurcht dem Heiligen gegenüber eine Kirche betritt, so wird er mit aller Herzenswärme aufgenommen werden. Und ungeachtet dessen, ob er sich in der Kirche richtig zu verhalten weiß, wird er sich hier nicht fremd fühlen. Man sollte dabei jedoch die Regeln der kirchlichen Frömmigkeit nicht missachten.

Vor dem Betreten der Kirche. Wenn orthodoxe Gläubige sich einer Kirche nähern, bekreuzigen sie sich zunächst und machen eine kleine Verbeugung. Dabei schauen sie vor allem auf die Kuppeln und Kreuze der Kirche.

Das Kreuzzeichen soll mit Ehrfurcht gemacht werden. Wenn man sich bekreuzigt, so bezeichnet man sich mit dem Symbol des Leidens Christi für die menschlichen Sünden. Deshalb muss man dies mit größter Ehrfurcht und Aufmerksamkeit tun. Ein nachlässiges Ausführen des Kreuzzeichens ist eine Sünde.

Man muss erwähnen, dass alle orthodoxen Kirchen, wenigstens in Russland, nach alter Tradition nach Osten ausgerichtet sind. Es gibt auch Abweichungen, sie sind aber durch die Notwendigkeit bedingt, sich in die städtische Architektur einzufügen, oder durch andere Gründe. Es gibt Kirchen, die nördlich ausgerichtet sind, dies ist aber eine Ausnahme von den allgemeinen russischen orthodoxen Regeln. Deshalb meinen wir, wenn wir vom Kirchenbau sprechen und Begriffe wie “Westwand”, “Nordwand” oder “Südwand” verwenden, dass eine solche Kirche und der Altar der Tradition gemäß nach Osten weist und der Eingang gegenüber im Westen ist.

In der Kirche. Wenn wir die Vorhalle betreten, bekreuzigen wir uns noch einmal, da hier schon heilige Ikonen sind. Es ist nicht nötig, jede Ikone zu küssen, aber man sollte sich der Heiligkeit des Ortes bewusst werden und alles Reden unterlassen, das sich nicht auf die Kirche bezieht.

Durch die Vorhalle betreten wir die Kirche. Wir gehen einige Schritte nach vorn, um diejenigen nicht zu behindern, die nach uns eintreten, wenden uns zum Altar, d. h. nach Osten, und machen drei Kreuzzeichen mit kleinen Verbeugungen.

Danach kann man zum Kerzentisch gehen, wo Kerzen, Bücher und andere religiöse Gegenstände verkauft werden. Man kann Bekannte begrüßen oder dem Geistlichen eine Fra¬ge stellen. Wenn Sie aber in die Kirche kommen, wenn der Gottesdienst schon begonnen hat, sollten Sie niemanden begrüßen und bis zum Ende des Gottesdienstes auch nicht sprechen.

Sie können die Kerzen, die Sie gekauft haben, zu den Ikonen stellen, aber nur wenn man leicht zu den Kerzenständern gelangen kann. Wenn die Kirche überfüllt ist, ist es besser, die Kerzen weiterzureichen, wobei man die Ikone nennt, zu der man die Kerze stellen möchte. In der Regel steht vor jeder großen Ikone ein Kerzenständer. Auf einem Pult in der Mitte der Kirche liegt die Festtagsikone, auf der das gefeierte Ereignis dargestellt ist (z. B. die Auferstehung des Herrn) oder ein Heiliger, dessen Gedächtnis die Kirche an diesem Tag begeht. Gehen Sie nach Möglichkeit zuerst zu dieser Ikone, um sie zu küssen. Eine Ikone küsst man auf folgende Weise: Bekreuzigen Sie sich zweimal mit einer kleinen Verbeugung, küssen Sie die Ikone ehrfürchtig und bekreuzigen Sie sich danach noch einmal mit einer Verbeugung!

Wenn der Gottesdienst beginnt, sollten Sie den Platz einnehmen, an dem es für Sie angenehm ist zu beten. Während des Gottesdienstes sollte man diesen Platz nicht verlassen.

Wie man eine Ikone küssen soll. Wenn es sich um eine Ikone des Erlösers handelt, küsst man die Füße Christi. Wenn es ein Brustbild ist, werden die Hände geküsst, wenn nur das Antlitz dargestellt ist, z. B. auf dem nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnis Christi, wird der Rand des Tuches geküsst, auf dem das Antlitz Christi dargestellt ist. Genauso andächtig küsst man die Ikonen der Gottesmutter und der Heiligen. Das Gesicht des Heilands, der Gottesmutter und der Heiligen darf nicht geküsst werden.

Auf einer Ikone können mehrere Heilige dargestellt sein, es genügt jedoch, sie einmal zu küssen, um die anderen Gläubigen nicht aufzuhalten und den Anstand in der Kirche nicht zu verletzen.

Wenn Sie die Darstellung der Kreuzigung Christi, heilige Reliquien oder eine besonders verehrte Ikone der Gottesmutter küssen, können Sie vorher auch niederknien (Proskynesis). Wenn viele Leute anstehen und es für einen solchen Kniefall keinen Platz gibt, seien Sie nicht enttäuscht: Sie können ein anderes Mal eine Proskynesis machen, jetzt aber verbeugen Sie sich nur in Gedanken bis zum Boden, denn der Herr sieht alles. Wenn sehr viele Menschen vor einer Ikone stehen, bemühen Sie sich, nicht länger als notwendig vor der Ikone zu bleiben. Denken Sie immer an die anderen, welche die Ikone ebenfalls küssen möchten.

Wenn Sie für die Gesundheit Ihrer Verwandten oder Freunde beten wollen, können Sie eine Kerze zu einer beliebigen Ikone des Heilands, der Gottesmutter oder eines anderen Heiligen stellen.

Wenn Sie für die Seelenruhe eines Verstorbenen beten möchten, müssen Sie eine Kerze auf den Tisch für die Verstorbenen (kanun) stellen. Dieser Tisch steht in der Regel im westlichen Teil der Kirche unweit des Eingangs. Auf ihm stehen ein Kreuz (eine Darstellung der Kreuzigung Christi) und viele Kerzen.

Nachdem Sie die heiligen Ikonen verehrt haben, können Sie Bekannte begrüßen und ihnen zum Festtag gratulieren, wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet. Es ist aber wünschenswert, dass nur über geistliche und kirchliche Themen gesprochen wird, Irdisches und Alltägliches sollte außerhalb der Kirche bleiben. Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, seien Sie geduldig und helfen Sie. Stören Sie die anderen aber nicht im Gebet, lenken Sie sie nicht vom Gottesdienst ab und verschieben Sie das Gespräch, wenn es möglich ist, auf einen Zeitpunkt nach dem Gottesdienst.

Für einen Menschen, der mit der kirchlichen Ordnung nicht vertraut ist, ist es ziemlich schwer zu wissen, wem genau er in der Kirche eine Frage stellen soll. Zuerst kann man sich an diejenigen wenden, die in der Kirche arbeiten. Gewöhnlich sind sie vom Pfarrer bevollmächtigt, auf die grundlegendsten und einfachsten Fragen zu antworten.

In den Kirchen gibt es heute beim Eingang einen oder einige Stände (Kerzentische). Meistens sind es zwei, rechts und links vom Eingang. Bei jedem von ihnen stehen Verkäufer, meistens Frauen. Hier werden Kerzen, Ikonen, Bücher und Kreuze verkauft und Namenszettel angenommen. Hier können Sie Ihre Fragen stellen. Es ist aber besser, sich an Kleriker zu wenden.

Das GEBETSGEDENKEN (Kommemoration). Es gibt verschiedene Arten des kirchlichen Gebets. Man kann eine Bittandacht (moleben) für die Gesundheit der Angehörigen bestellen. Während dieses Gebetes gedenken wir aller orthodoxen Christen und beten für ihre Gesundheit und ihr Heil. Wenn jemand getauft ist, können Sie seinen Namen auf einen Zettel schreiben, damit der Priester, Diakon oder ein anderer Kleriker für ihn betet.

Was heißt “eine Bittandacht bestellen”? Es bedeutet: Nachdem Sie auf einen Zettel die Namen derer geschrieben haben, für die Sie beten wollen, z. B. für Ihre Familie, für sich selbst oder für Ihre ganze Verwandtschaft, geben Sie diesen Zettel am Kerzentisch ab und sagen, welcher Fürsprecher in dieser Bittandacht angerufen werden soll: der Erlöser (d. h. der Herr Jesus Christus) oder die Gottesmutter (eventuell vor einer ihrer Ikonen) oder ein anderer Heiliger (z. B. der heilige Nikolaus oder die Großmärtyrerin Katharina).

Ein Moleben kann auch eine Dankandacht oder eine Bittandacht für Reisende oder Kranke sein. Ein Moleben kann auch eine Wasserweihe be¬inhalten. Es gibt Bittandachten vor dem Beginn einer schwierigen Sache, z. B. vor dem Beginn des Schuljahres u. ä. Dies alles können Sie mit dem Mitarbeiter der Kirche besprechen, dem Sie den Namenszettel übergeben.

Zu einem Moleben mit bestellter Wasserweihe können Sie Ikonen mitbringen, um sie weihen zu lassen. (Über die Weihe der Ikonen wird im Kapitel “Die Ikonographie” geschrieben.)

Um Ihrer verstorbenen Verwandten zu gedenken, können Sie eine Totengedächtnisandacht (Panichida) bestellen. In der Kirche wird aller getaufter verstorbener Christen gedacht. Wenn Menschen nicht getauft sind, kann die Kirche nicht für sie beten. Genauso wie für ein Moleben schreiben Sie einen Namenszettel für die Panichida, nur müssen Sie auf diesem Zettel vermerken “Für die Seelenruhe” (d.h. für ihren ewigen Frieden im Himmelreich).

Die Namenszettel sollten nach Möglichkeit leserlich und sorgfältig beschrieben werden, damit der Priester die Namen leicht lesen kann. Es ist noch besser, wenn die Zettel ästhetisch schön gestaltet werden – einen solchen Zettel wird der Priester mit großem Vergnügen lesen und ihn vielleicht auch aufbewahren, um der dort angeführten Lebenden und Verstorbenen noch mehrmals im Gebet zu gedenken, da er sieht, mit welchem Eifer Sie diese Zettel geschrieben haben, wieviel Liebe Sie zu den lebenden bzw. verstorbenen Menschen haben.

Die Panichida ist ein kurzer Gottesdienst, der zur Gänze dem Gedenken der Verstorbenen gewidmet ist. Man darf auf einem Zettel niemals die Namen von Lebenden und Verstorbenen zusammen anführen – es muss dies auf zwei verschiedenen Zetteln geschehen. Nachdem in der Kirche für alle angeführten Personen gebetet worden ist, werden diese Zettel gewöhnlich im Kirchenofen verbrannt, und die Asche wird dann in der Erde vergraben.

Am bedeutendsten ist das Gebetsgedenken bei der Göttlichen Liturgie, worüber Sie im Kapitel “Der Gottesdienst” nachlesen können. Während der Gabenbereitung (Proskomidie) wird sowohl der Lebenden als auch der Verstorbenen gedacht. Es ist dies das intensivste Gebetsgedenken. Die Zettel für ein Gebetsgedenken bei der Liturgie werden ebenfalls dort entgegengenommen, wo man ein Moleben oder eine Panichida bestellt. Sie werden genauso ausgefüllt wie für ein Moleben.

Wenn jemand krank ist, so schreibt man z. B. “der kranken Tamara” oder “der kranken Marina”, wenn es ein Säugling ist, so sollte man schreiben “des Säuglings Johannes”, “des Säuglings Anastasia”. Genauso wie die Namen der Erwachsenen, werden auch die Namen der Säuglinge und Kleinkinder in der Vollform geschrieben und nicht in ihrer Kurzform. Wenn Sie den orthodoxen Namen nicht kennen, so schreiben Sie den Namen so, wie die betreffende Person gerufen wird. Wenn die Namen derjenigen, von denen Sie genau wissen, dass sie getauft sind, nicht orthodox sind oder Sie die orthodoxen Namen nicht kennen, so wird der Priester möglicherweise diese Namen nicht laut aussprechen, sondern still für sich für diesen Menschen ungefähr so beten: “Gedenke, o Herr, Deines Dieners, dessen Namen Du selbst kennst!” In jedem Fall wird der Priester aber dieses Menschen gedenken, wenn Sie neben dem nicht-orthodoxen Namen in Klammern schreiben, dass dieser Mensch getauft ist, und ein solches Gebet wird die gleiche Wirkung haben, als hätten Sie seinen orthodoxen Namen gewusst.

Zettel, die für die Proskomidie oder ein Gebetsgedenken bei der Liturgie bestimmt sind, können verschiedene Preise haben. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Wirkung des Gebetes, diese bleibt immer gleich. Zweifeln Sie nie daran, dass Ihr Zettel gelesen wird und die Namen der darin Verzeichneten von Gott gehört werden! Wenn Sie in die Kirche kommen und einen Namenszettel abgeben, sollen Sie immer sicher sein, dass der Herr Ihr Gebet erhören wird.

Manchmal werden von Gläubigen, die oft in einer Kirche sind, keine Namenszettel, sondern sogenannte Gedenkbüchlein abgegeben. Es sind dies kleine Heftchen, in denen Platz für das Eintragen der Namen ist, im ersten Teil für die Lebenden, im zweiten für die Verstorbenen. Solche Gedenkbüchlein werden in der Kirche aufbewahrt, und nur fallweise nehmen sie die Gläubigen an sich, z. B. um weitere Namen einzutragen oder Namen aus dem ersten Teil in den zweiten zu übertragen, wenn ein Verwandter oder Bekannter gestorben ist.

Natürlich kann man, wenn man keine Zeit hat, einen Namenszettel in der Kirche lassen und selbst weggehen. Es ist aber besser, bei der Liturgie anwesend zu sein, wenn Ihrer Angehörigen gedacht wird, ebenso auch beim Moleben oder bei der Panichida. Zum kirchlichen Gebet kommt dann auch Ihr eigenes dazu, und dies ist zweifellos gut für Sie und Ihre Angehörigen.

Das Gebet in der Kirche. Beeilen Sie sich nicht, wenn Sie zum Gebet in eine Kirche gekommen sind! Es möge ruhig einige Zeit verstreichen; danach wird Ruhe in die Seele einkehren, und Sie werden konzentrierter Ihre Anliegen ausdrücken können, derentwegen Sie gekommen sind. Vielleicht ist es besser, zuerst Kerzen vor den Ikonen der Heiligen aufzustellen, vor denen Sie beten oder die Sie verehren wollen. Dann werden Sie die nötige geistliche Einstellung fühlen, in der es leicht und wohltuend ist zu beten. Bemühen Sie sich, dass Sie niemanden stören und dass Sie niemand stört. Man sollte nie auf einen Platz vor einer bestimmten Ikone bestehen, es ist besser ihn abzutreten.

Wenn eine Kirche geöffnet ist, wird dort meist Gottesdienst gefeiert, und es ist gut, daran im Gebet teilzunehmen. Es ist nützlich, an den Gottesdiensten in der Kirche teilzunehmen, denn diese sind so aufgebaut, dass alle Ihre Nöte – geistige oder körperliche – darin Beachtung finden. Der orthodoxe Gottesdienst schließt unser ganzes Leben ein: das weltliche, das spirituelle Leben, unsere Freude und unsere Trauer.

Im Gottesdienst gibt es sowohl für das persönliche als auch für das gemeinsame Gebet Platz. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, gehen Sie nie vor dem Ende des Gottesdienstes weg! Die Stunden, die Sie in der Kirche verbringen, werden Ihnen hundertfach zurückgegeben, als Nutzen für Seele und Leib. Sogar wenn Sie die Sprache des Gottesdienstes nicht verstehen, aber eine tiefe innere Notwendigkeit empfinden, zusammen mit allen Betenden und dem Priester dem Gottesdienst zu folgen, bleiben Sie in der Kirche und tauchen Sie in die dort herrschende Gebetsstimmung ein! Auch wenn Sie stumm in der Kirche stehen, nehmen Sie innerlich am gemeinsamen Gebet teil.

DIE ANREDE DER GEISTLICHKEIT. Wenn Sie mit einem Priester sprechen möchten, können Sie die Mitarbeiter in der Kirche fragen, ob er anwesend ist und wo Sie ihn antreffen können. Wenn sich der Priester im Altarraum befindet, können Sie einen Kleriker bitten, ihn zu rufen. Wenn der Priester nicht hinauskommen kann, sollen Sie nicht enttäuscht sein und sich darüber ärgern; wenn sich ein Priester auf einen Gottesdienst vorbereitet, darf er sich dabei nicht stören lassen.

Wenn Sie zu einem Priester treten, verbeugen Sie sich vor ihm und bitten ihn um seinen Segen. Dafür legen Sie eine Handfläche in die andere (die rechte in die linke) und neigen Ihren Kopf. Der Priester wird Sie mit dem Kreuzzeichen segnen. Beim priesterlichen Segen hält er die Finger so, dass sie die griechischen Buchstaben IC XC bilden, was Jesus Christus bedeutet. Wenn Sie den Segen erhalten haben, küssen Sie die Hand des Priesters, die Sie segnet, wie die unsichtbare Hand Christi selbst. Danach können Sie Ihre Frage stellen. Wenn der Priester in Eile, Ihre Frage jedoch unaufschiebbar ist, versuchen Sie, sie kurz zu formulieren, ohne überflüssige Details. Wenn Sie mit einem Priester ein Gespräch führen oder beichten wollen, fragen Sie ihn, wann das möglich ist.

Einen Priester sollte man folgendermaßen anreden:

Wenn Sie den Namen des Priesters nicht kennen, so nennen Sie ihn einfach “Batjuška” (Väterchen). Es ist dies die russische Form der Anrede, sie ist höflich, einfach und angemessen.

Wenn Sie den Namen eines Priesters kennen, nennen Sie ihn z. B. “Vater Viktor” oder “Vater Alexander”. Die gleiche Form der Anrede kann auch für einen Diakon gebraucht werden; “Batjuška” wird er jedoch nicht genannt. Die Anrede “heiliger Vater” (svjatoj otec), die heute sehr verbreitet ist, ist unangebracht. Lektoren, Altardiener und Sänger werden bloß mit dem Namen (mit dem Namen und Vatersnamen) angesprochen. Familiennamen werden in der Kirche nicht verwendet.

Wenn Sie sich an einen Bischof wenden (wie man einen Bischof, Erzbischof, Metropoliten oder Patriarchen an den Gewändern unterscheidet, siehe im Kapitel 2 “Die kirchlichen Gewänder”), stellen Sie seinem Namen das Wort “Vladyko” (Gebieter) voran, z. B. “Vladyko Sergij”. Seinen Segen können Sie genauso wie von einem Priester erbitten.

Bei der Anrede eines Bischofs in einer offiziellen Situation oder in einem Brief werden folgende Ausdrücke verwendet: “Eure Exzellenz”, “Hochgeweihter Gebieter” (für einen Bischof); “Eure Eminenz”, “Höchstgeweihter Gebieter” (für einen Erzbischof oder Metropoliten); “Eure Heiligkeit”, “Hochheiliger Gebieter” (für den Patriarchen).

Meinen Sie niemals, der Priester habe keine Zeit, um mit Ihnen zu sprechen, und Sie würden ihn mit Ihren Fragen nur belästigen! Der Priester in der Kirche ist Ihr Hirte, er muss auf alle Ihre geistlichen Nöte eingehen und Ihnen helfen. Deshalb verschweigen Sie für Sie wichtige Fragen, die Sie ohne Priester nicht lösen können, nicht aus falscher Bescheidenheit. Wenn es aber eine Frage ist, auf die jeder Laie antworten könnte, sollten Sie keinen Priester fragen. Manche Fragen können auch einem Diakon, Altardiener oder Lektor gestellt werden. Aber Fragen der Beichte, der Buße und sehr persönliche Fragen sind nur dem Hirten, dem Priester, zu stellen.

Während des Gottesdienstes. Jeder Gläubige sollte den Gottesdienst kennen und ihn verstehen. Der beste Weg dazu ist der regelmäßige Besuch der Kirche.

Wenn sich die Königstür öffnet und der Priester ausruft: “Gebenedeit sei unser Gott” oder “Gebenedeit sei das Reich”, bekreuzigen wir uns und machen eine Verneigung. Wir bekreuzigen uns auch mit einer darauffolgenden kleinen Verneigung nach jeder Bitte einer Ektenie, wenn der Chor “Herr, erbarme Dich” oder “Gewähre, o Herr” antwortet, wenn der Priester oder der Lektor den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist nennt, aber auch bei anderen Lobpreisungen Gottes wie beim Singen oder Lesen von “Kommt, lasst uns anbeten...”, “Heiliger Gott...”, “Alleluja...”, beim Nennen der heiligen Gottesmutter, in der Bitte, die mit den Worten beginnt “Rette, o Gott...” und beim Singen des Magnifikat in der Matutin nach jedem Refrain, der mit den Worten “...Dich preisen wir” endet.

Bei der Liturgie bekreuzigen wir uns mit einer Verneigung außerdem am Ende des Glaubensbekenntnisses und beim Nennen der Personen der Heiligen Dreifaltigkeit, bei den Ausrufen “Lasset uns schön dastehen...”, “Das Siegeslied singend...”, “Nehmet, esset...”, “Trinket alle daraus...”, “Das Deine von dem Deinen...” und beim Singen des “Vater unser”.

In einigen Fällen neigen wir nur unseren Kopf, ohne das Kreuzzeichen zu machen, so bei den Ausrufen des Priesters “Friede allen”, “Die Gnade unseres Herrn...”, “Und es seien die Erbarmungen unseres großen Gottes... mit euch allen”.

Wenn der Priester mit diesen Worten alle Gläubigen in der Kirche segnet, legt man die Hände nicht zusammen, wie man es bei einem persönlichen Segen tut.

Wenn der Priester oder Diakon zur Beräucherung aus dem Altarraum kommt, neigt man das Haupt, wenn man beräuchert wird.

Wenn der Priester mit einem Kreuz segnet, macht man ein Kreuzzeichen und verneigt sich.

Es ist schwierig, sich all diese Regeln sogleich zu merken, aber wenn man die Kirche oft besucht, und sich bemüht, den Gottesdienst zu verstehen, merkt man sie sich wie von selbst. Vorerst kann man sich aber bekreuzigen und eine kleine Verneigung machen, wenn es der Priester oder Diakon tut.

Soll man während des Gottesdienstes mit dem Chor mitsingen? Wenn die ganze Gemeinde singt, ist es wünschenswert mitzusingen, man sollte sich aber bemühen, erstens nicht lauter als die anderen zu singen, und zweitens im gleichen Ton. Wenn in der Kirche aber nur der Chor singt, sollte man nicht mitsingen, man könnte sonst den Chor oder den Zelebranten stören.

Bei der Nachtwache wird mit heiligem Öl gesalbt; dabei wird den Gläubigen ein besonderer Segen durch die Salbung mit heiligem Öl gegeben. Nach der Lesung des Evangeliums bringt ein Altardiener ein kleines Gefäß mit dem heiligen Öl und einem Pinsel. Der Priester salbt zuerst sich selbst und danach die Gläubigen, indem er ein Kreuz auf die Stirn zeichnet. Wenn Ihre Stirn mit Haaren oder einem Kopftuch bedeckt ist, so schieben Sie sie weg, damit Sie der Priester salben kann. Zur Salbung geht man nach dem Küssen des Evangeliars oder der Festtagsikone. Während der Salbung sollte man dem Priester keine Fragen stellen, weil der Gottesdienst noch nicht beendet ist.

Leider beachten das viele Gläubige nach der Salbung nicht und beginnen sich mit ihren Bekannten zu unterhalten. In dieser Zeit wird jedoch der Festtagskanon gelesen. Dieser Moment ist einer der wichtigsten und inhaltsreichsten in der Nachtwache. Hören Sie aufmerksam zu und Sie werden nicht nur den Sinn des Festes, sondern auch den christlichen Glauben besser verstehen!

Kann man während des Gottesdienstes in einem Gebetbuch mitlesen? Ja. Mit Hilfe des Gebetbuches können Sie den Gottesdienst leichter verstehen und bewusster mitbeten.

Welche Gebetbücher sind gemeint? Erstens ist dies das Buch “Nachtwache und Liturgie”, zweitens das Gebetbuch (molitvoslov), das auch eine kurze Erklärung des Gottesdienstes beinhaltet und drittens das Liturgikon (sluћebnik), das für die Geistlichen bestimmt ist. Wie soll man diese Bücher verwenden? Um die liturgische Ordnung nicht zu missachten, betet man nur jene Worte und Gebete still mit, die vom Chor gesungen werden, der in diesen Büchern mit dem Wort “lik” bezeichnet wird. Wenn es sich um Gebete handelt, die der Priester laut oder leise spricht, kann man sie mitlesen, um zu verstehen, wofür der Priester betet, man darf sie aber nicht im eigenen Namen beten, da dieses Recht nur der Priester hat.

Es gibt besondere Gebete und heilige Handlungen beim Gottesdienst, bei denen man einen Kniefall (zemnoj poklon) machen soll:

bei der Göttlichen Liturgie bei folgenden Ausrufen: “Lasset uns danken dem Herrn”; “Vornehmlich für unsere allheilige...”; “Das Heilige den Heiligen”; bei der Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Großen Fastenzeit macht man einen Kniefall, wenn das Gebet des heiligen Ephräm des Syrers gelesen wird (dreimal so, wie es der Priester auf dem Ambon oder im Altarraum tut); während des Gesanges “Nun dienen die himmlischen Mächte unsichtbar...”; während des Gesanges “Es steige mein Gebet auf...”; wenn der Priester ausruft: “Das Licht Christi erleuchtet alle”.

Man sollte die Kirche erst verlassen, wenn der Priester den Entlassungssegen gesprochen hat – den Segen am Ende des Gottesdienstes.

Vor dem Verlassen der Kirche kann man die heiligen Ikonen küssen. Wenn Sie zur Türe der Kirche kommen, drehen Sie sich nochmals zum Altar und machen drei Kreuzzeichen mit Verneigungen. Wenn Sie die Kirche verlassen haben, bekreuzigen Sie sich nochmals und verneigen sich vor dem Haus Gottes. Wenn Gläubige in die Kirche kommen, um an sakramentalen Feiern teilzunehmen, sollten sie einige allgemein übliche Regeln beachten.

Beim Sakrament der Taufe kann jeder, der es will, anwesend sein. Wenn aber der Raum, der für die Taufe vorgesehen ist, zu klein ist, sind nur die Taufpaten zugegen. Alle Anwesenden müssen mit dem Priester beten, so wie bei anderen Gottesdiensten.

Während einer Aussegnung (in Österreich auch: Einsegnung – Anmerkung der Übersetzer) stehen die Verwandten, die Bekannten und alle, die gekommen sind, um sich vom Toten zu verabschieden, an beiden Seiten des Sarges und hinter ihm, und lassen den Platz zwischen dem Sarg und dem Altarraum frei. Alle halten bei der Aussegnung Kerzen in den Händen.

Wenn Sie sich vom Toten verabschieden, bekreuzigen Sie sich, sprechen leise die Worte “Verzeih mir und bete für mich zum Herrn” und küssen das Stirnband, das auf dem Haupt des Toten liegt.

Die Kerzen kann man auf den Friedhof mitnehmen und während des Begräbnisses anzünden. Man kann sie auf dem Grab zurücklassen.

Wo immer Sie auch sein mögen, immer ist es angebracht, einem Geistlichen mit dem nötigen Respekt zu begegnen! Dafür genügt es, sich vor ihm zu verneigen, womit Sie Ihre Ehrerbietung vor seinem Rang und vor seinem Urbild, d. h. Christus, bezeugen. Es ist nicht unbedingt notwendig, einen Priester auf der Straße um den Segen zu bitten. Wenn Sie es aber möchten, können Sie es tun.

Das Äußere. Für einen frommen Christen hat das Äußere eine große Bedeutung, weil es sehr eng mit seinem inneren Zustand verbunden ist. Die Frömmigkeit selbst beginnt im Inneren, in der Seele.

Das Streben nach Reinheit des Herzens führt auch zur äußeren Reinheit. Demut und Bescheidenheit werden durch bescheidene Kleidung und demütiges Benehmen sichtbar. Die Stille der Seele leitet uns zu leisem Sprechen, zu zurückhaltender Gestik und Mimik und zu rücksichtsvollem Reden an. Der kirchliche Mensch ist in allem – innerlich und äußerlich – bestrebt, Maß und Ordnung zu halten. Das Benehmen und das Äußere eines Christen hat nichts Zufälliges, Unnötiges und Überflüssiges an sich.

Erfahrene Gottesdienstbesucher zeichnen sich durch eine behutsame Haltung allen Dingen gegenüber aus – den Kerzen, den Namenszetteln und sogar dem Geld. Laute Gespräche und eine übertriebene Gestik sind in der Kirche unangebracht.

Das Bild des orthodoxen Christen hat sich im Laufe von Jahrhunderten geformt, und man kann ihn schon von weitem erkennen. Dieses Bild wurde Tradition, wenn nicht sogar eine ungeschriebene Regel.

Die Sauberkeit. Körperliche Sauberkeit ist für alle verpflichtend, besonders für diejenigen, welche die heilige Kommunion empfangen. Die Haare des Mannes müssen ordentlich gekämmt und gebunden sein (wenn sie lang sind), damit sie nicht die Heiligen Gaben berühren, die er empfangen wird; die Haare der Frauen müssen mit einem Tuch bedeckt sein.

Die Kleidung soll dem Geschlecht entsprechen. Frauen sollen ein Kleid mit langen Ärmeln tragen oder eine Bluse (auch mit langen Ärmeln) und einen Rock, der die Füße so weit bedeckt, dass sie nicht auffallen. Hosen – als vornehmlich männliche Kleidung – sind für Frauen unangebracht. Männer tragen Hosen (aber keine kurzen) und ein Hemd mit langen Ärmeln. Jeans sind zulässig, wenn sie nicht zerrissen oder schmutzig sind. Überhaupt soll die ganze Kleidung sauber sein. An Feiertagen kann sie auch festlich sein und den Farben der Priestergewänder und dem Schmuck der Kirche entsprechen.

Spenden. Meistens ist es üblich, Geld zu spenden. Es ist aber auch möglich, alles zu spenden, was im kirchlichen Alltag verwendet wird, zum Beispiel einen Kelch, ein Evangeliar, Kerzen, Wein, Stoff oder Öl für die Öllichter. Es ist auch möglich, Lebensmittel für den Tisch der Geistlichen zu spenden. Spenden können für die Kirche und für die Geistlichen gegeben werden. In letzterem Fall werden sie persönlich übergeben.

Jede Spende wird von Gott als ein von Herzen kommendes Opfer des Gläubigen angenommen. Spenden können auch als Entgelt für das Totengedenken von Verwandten gegeben werden.

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