Familie: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. September 2009, 14:48 Uhr

Orthodoxes Glaubensbuch - Das Haus – eine kleine Kirche

Die Familie wird oft “Hauskirche” genannt. Die Kirche nimmt für die gläubigen Menschen ihren Anfang im Gotteshaus, wo sie an den Sakramenten teilhaben, aber die Kirche findet nach den Gottesdiensten jenseits der Kirchentür ihre Fortsetzung, besonders in der christlichen Familie. Man kann sogar sagen, dass es sich gerade hier unter den uns so nahestehenden und verwandten Menschen erweist, ob wir echte Christen sind.

In der eigenen Familie herrscht eine größere Offenheit als unter fremden Menschen oder auch unter Freunden. Wie ein Mensch tatsächlich ist, kann man oft am besten daran erkennen, wie bei ihm die Kinder aufwachsen und wie das familiäre Zusammenleben ist. Was steht bei ihm an erster Stelle – Gott oder das Streben nach Profit, die Kirche oder der Wunsch, sich modisch und teuer zu kleiden, der Glaube oder leidenschaftliches Vergnügen?

Die Familie ist die Schule der selbstständigen christlichen Frömmigkeit. In der Kirche herrschen eine allgemein verbindliche Ordnung und Regeln, zu Hause gibt der Mensch sich selbst die Regeln und achtet auf sich selbst. Das Hauswesen ist der Bereich der Selbsterziehung und Selbsterkenntnis. Das Haus – die Familie – ist das segenspendende Reich der menschlichen Liebe, in dem die besten menschlichen Eigenschaften heranreifen. Es ist ein kompliziertes geistliches Feld der Beziehungen zwischen den nächsten Verwandten und sich selbst, eine Schule des Willens und des Geistes.

Die Beziehungen in der Familie. Unter den Geboten, die der Herr Mose auf dem Berg Sinai gegeben hat, war auch das Gebot der Achtung vor den Eltern: “Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.”

Dieses Gebot verbietet nicht nur die Missachtung der Eltern, sondern verheißt auch eine Belohnung für seine Erfüllung – Wohlstand und langes Leben. Wer lange und glücklich leben möchte, muss die Eltern ehren und sich hüten, sie durch etwas zu kränken oder zu beleidigen.

Dieses Gebot bezieht sich nicht nur auf Vater und Mutter, sondern auch auf alle älteren oder höhergestellten Menschen: Großmütter und Großväter, Lehrer, Erzieher, Vorgesetzte, aber auch auf Priester und geistliche Väter. Sie zu ehren, ist ein Gebot Gottes. Sich damit zu rechtfertigen, dass die Eltern oder Vorgesetzten schlecht und böse seien und sich das Gebot Gottes auf sie folglich nicht erstrecke, ist nicht erlaubt. Unsere Aufgabe ist es, das zu erfüllen, was uns betrifft. Dafür werden wir unseren Lohn erhalten. Die Eltern und Vorgesetzten aber haben ihre eigenen von Gott ihnen auferlegten Pflichten. Für deren Erfüllung tragen sie auch die Verantwortung. Wenn sie sie aber nicht oder nicht so erfüllen, wie wir es für notwendig erachten, befreit uns dies nicht von unseren Pflichten ihnen gegenüber.

Natürlich kann ein gut meinender, aber willensschwacher und in geistlichen Belangen uninteressierter Mensch die Erziehung der Kinder etwa den nichtgläubigen Großeltern überlassen und sich mit der Überfülle an Arbeit und Stress rechtfertigen. In diesem Fall sind in der Familie Enttäuschungen und sogar Tragödien unvermeidlich. Die Erziehung der Kinder, die Haushaltsführung und die Organisation des ganzen Familienlebens auf christliche Art ist Aufgabe der Eltern.

Das Neue Testament sagt uns eindeutig, dass das Haupt der Hauskirche der Mann sein soll. Er wirkt auf dem Tätigkeitsfeld seiner Familie zusammen mit seiner Gattin, die ihm hilft und die er liebt wie sich selbst.

In der Heiligen Schrift wird die Beziehung zwischen Mann und Frau mit der Beziehung zwischen Christus und der Kirche verglichen. “Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat... Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche” (Eph 5, 25, 32). Die Ehe erfüllt durch Selbstentsagung und durch die Gemeinschaft mit dem anderen eine wichtige Aufgabe bei der Formung der menschlichen Persönlichkeit. In der Ehe kann der Mensch Egoismus und Stolz überwinden und, wenn er sich an seinen Gatten “bindet”, die gemeinsame menschliche Erfüllung erfahren. Jedes Mitglied der Familie hat seine eigenen Pflichten. Die Kinder erinnert der Apostel Paulus daran, die Eltern zu ehren: “Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, wie es vor dem Herrn recht ist.” – “Ehre deinen Vater und deine Mutter – das ist ein Hauptgebot und ihm folgt die Verheißung –, damit es dir gut geht und du lange lebst auf der Erde.” Die Eltern haben ihre eigenen Pflichten: “Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn” (Eph 6, 1-4). Ein wirklich guter Christ kann nur ein Mensch sein, der danach strebt, seine Familie zu einer echten Hauskirche zu machen. Eine solche Hauskirche ist die Familie, in welcher der Christ mit Liebe, Geduld, Fleiß und Selbstentsagung heranreift.

Vorbereitung auf das Ehesakrament

Die Vorbereitungen auf eine orthodoxe Eheschließung bringen – wie auch die Vorbereitungen auf eine Hochzeit überhaupt – zahlreiche Sorgen, Anschaffungen, Einkäufe und ähnliches mit sich. Aber der orthodoxe Christ soll vor allem daran denken, dass eine von der Kirche gesegnete Ehe nicht nur der Anfang eines neuen wirtschaftlichen Lebens ist, sondern auch der Beginn eines neuen christlichen Lebens – der Hauskirche; deshalb sollte die christliche Einstellung zur Ehe eine besondere sein. Die Ankündigung, dass zwei Menschen – jung oder schon in reifem Alter – die Absicht haben zu heiraten (die Verlobung), ist für alle, die davon Kenntnis erhalten, ein Aufruf, die Beziehung zu ihnen ernsthafter, respektvoller und aufmerksamer zu gestalten.

Natürlich soll die Vorbereitung auf die Ehe nicht nur von irdischer und materieller Natur sein, sondern auch spirituell. Zuerst sollte man über¬legen, wo das Sakrament der Ehe am besten gefeiert und wer es spenden wird, und vorhandene Wünsche berücksichtigen. Man sollte zuerst mit dem Pries¬ter sprechen und seinen Segen für den Termin der Trauung erhalten, sich in der Kirche mit dem Chor absprechen, der bei der Feier singen wird, und die Namen der Brautleute im Pfarrbuch eintragen lassen. In jedem orthodoxen Kirchenkalender kann man nachsehen, an welchen Tagen eine kirchliche Eheschließung nicht gestattet ist; im Allgemeinen gilt, dass das Sakrament an Sonntagen, Montagen, Mittwochen und Freitagen gespendet werden kann. An den übrigen Tagen der Woche wird das Sakrament unter keinen Umständen gespendet. Außerdem wird es auch während mehrtägiger Fastenzeiten – der Großen Fastenzeit, der Fastenzeit vor Mariä Entschlafung, vor Weihnachten und der Petrusfastenzeit – nicht gespendet, und auch schon einige Tage oder eine Woche vor Beginn der Fastenzeit. Genaueres muss man beim Priester erfragen, deshalb soll man eine kirchliche Trauung lange im Voraus planen, damit der Tag, den Sie für Ihre Trauung bestimmt haben, auch ein Tag ist, an dem die Kirche Eheschließungen erlaubt.

Man muss auch überlegen, zu welchem Zeitpunkt vor der Eheschließung von Braut und Bräutigam die Beichte abgelegt und die Kommunion empfangen werden soll. Dies kann am Vortag oder am Tag der Trauung geschehen. Dabei muss die Braut bedenken, dass sie Hindernisgründe haben kann, die es ihr nicht gestatten, die Sakramente zu empfangen, daher sollte sie vorher ihren Kalender berücksichtigen, damit es diese Hindernisse nicht gibt. Weiterhin bereitet man zwei Ikonen vor – eine Ikone des Erlösers und eine der Gottesmutter. Der Tradition nach stammen diese Ikonen aus dem Elternhaus der Braut und des Bräutigams, es können aber auch neue Ikonen sein, welche die Eltern zum Segnen des Brautpaares kaufen oder eigens malen lassen. Wenn die Eltern an den Vorbereitungen zum Sakrament der Ehe nicht teilnehmen, bereiten Bräutigam und Braut diese Ikonen selbst vor. Sie kaufen auch die Ringe. Der Tradition nach ist einer dieser Ringe aus Gold, der andere aus Silber, jetzt aber werden meist zwei goldene Ringe verwendet. Es müssen aber einfache Eheringe ohne Verzierungen sein.

Der Priester steckt die Ringe den Brautleuten bei der Trauung an, und keiner von beiden darf sie danach mehr abnehmen. Deshalb sollte man, wenn vor der kirchlichen Trauung eine Eheschließung im Standesamt stattfindet, die Ringe danach abnehmen und sie bis zur kirchlichen Trauung in einer Schachtel aufbewahren oder sie überhaupt nicht anstecken. Wenn die standesamtliche Eheschließung nach der kirchlichen erfolgt, so darf man die Ringe nicht mehr abnehmen, denn, “was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen”.

Diejenigen, die schon lange standesamtlich verheiratet sind und den Wunsch haben, sich kirchlich trauen zu lassen, sollten den Priester unbedingt davon in Kenntnis setzen, dass sie schon lange verheiratet sind und jetzt für ihre Ehe den kirchlichen Segen erhalten möchten. Es gibt keine Einwände gegen die kirchliche Trauung von Eheleuten, und wenn sie schon lange in einer standesamtlichen Ehe gelebt haben und orthodoxe Christen sind, können und sollen sie das Sakrament der Ehe empfangen, um aus der Sicht der Kirche rechtmäßige Eheleute zu werden.


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