Christi Geburt: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Weihnachtsfest wird am 7. Januar (am 25. Dezember nach altem Kalender) gefeiert, neun Monate nach Mariä Verkündigung.
Das Weihnachtsfest wird am 7. Januar (am 25. Dezember nach altem Kalender) gefeiert, neun Monate nach Mariä Verkündigung.


Christi Geburt oder Weihnachten ist nach Ostern das fröhlichste und feierlichste Fest im Jahr.
Christi Geburt oder Weihnachten ist nach Ostern das fröhlichste und feierlichste Fest im Jahr.


Weihnachten geht die Weihnachtsfastenzeit, auch Fastenzeit des hl. Philippus genannt, voran, welche 40 Tage dauert. Der Vortag von Weihnachten ist ein strenger Fasttag und heißt sočel’nik (Heiliger Abend). Diese Namensbezeichnung kommt vom Namen einer Speise – sočivo, die aus gekochtem Getreide und Beeren besteht. Der Tradition nach ist dies die einzige Speise, die man am Vortag von Weihnachten zu sich nehmen darf. Gewöhnlich isst man bis zum Erscheinen des ersten Sterns nichts. Unter dem ersten Stern versteht man den Stern, der sich nach der Abenddämmerung als erster am Himmel zeigt. In der kirchlichen Praxis jedoch bedeutet der Stern bisweilen den Zeitpunkt des Anbrechens des Festtags, und zwar wenn am Vortag von Weihnachten nach der Liturgie das Troparion “Deine Geburt, Christus, unser Gott...” zum ersten Mal gesungen wird. In diesem Moment gehen alle Geistlichen zur Weihnachtsikone in die Mitte der Kirche. Ihnen wird eine große Kerze vorangetragen, die den Stern von Betlehem symbolisiert, der den Magiern das Gotteskind gezeigt hat. Eben bis zum Erscheinen dieses “Sterns” isst man nichts.
Weihnachten geht die Weihnachtsfastenzeit, auch Fastenzeit des hl. Philippus genannt, voran, welche 40 Tage dauert. Der Vortag von Weihnachten ist ein strenger Fasttag und heißt sočel’nik (Heiliger Abend). Diese Namensbezeichnung kommt vom Namen einer Speise – sočivo, die aus gekochtem Getreide und Beeren besteht. Der Tradition nach ist dies die einzige Speise, die man am Vortag von Weihnachten zu sich nehmen darf. Gewöhnlich isst man bis zum Erscheinen des ersten Sterns nichts. Unter dem ersten Stern versteht man den Stern, der sich nach der Abenddämmerung als erster am Himmel zeigt. In der kirchlichen Praxis jedoch bedeutet der Stern bisweilen den Zeitpunkt des Anbrechens des Festtags, und zwar wenn am Vortag von Weihnachten nach der Liturgie das Troparion “Deine Geburt, Christus, unser Gott...” zum ersten Mal gesungen wird. In diesem Moment gehen alle Geistlichen zur Weihnachtsikone in die Mitte der Kirche. Ihnen wird eine große Kerze vorangetragen, die den Stern von Betlehem symbolisiert, der den Magiern das Gotteskind gezeigt hat. Eben bis zum Erscheinen dieses “Sterns” isst man nichts.


Die Geburt Christi geschah nach der Verlobung der heiligen Jungfrau Maria mit Josef, einem alten und gerechten Mann: er war schon achtzig Jahre alt.
Die Geburt Christi geschah nach der Verlobung der heiligen Jungfrau Maria mit Josef, einem alten und gerechten Mann: er war schon achtzig Jahre alt.
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Die dem Weihnachtsfest folgenden zehn Tage werden auch Heilige Tage (svjatki) genannt. An diesen Tagen gibt es kein Fasten. Es sind Tage der Freude.
Die dem Weihnachtsfest folgenden zehn Tage werden auch Heilige Tage (svjatki) genannt. An diesen Tagen gibt es kein Fasten. Es sind Tage der Freude.
=Ikonographie=
==Orthodoxes Glaubensbuch - Die Ikonographie des Festes==
Im Zentrum der Ikone wird gewöhnlich die Höhle dargestellt, darin eine rote Bettstatt, auf der die Gottesmutter ruht. Daneben in der Krippe liegt das Kind in Windeln, dahinter stehen Ochs und Esel.
Am Himmel sieht man den Stern von Betlehem, seine Strahlen fallen auf Jesus Christus. Im Bergland sehen wir Engel, die drei Weisen mit ihren Gaben und Hirten.
Unten sitzt der nachdenkliche Josef, neben ihm steht ein alter Mann in einem Fell, der den “Geist des Zweifels” symbolisiert. Rechts unten sehen wir die Szene des Badens des Kindes: zwei Frauen halten das Kind und einen Krug mit Wasser.
Eine derartige Ikone Andrej Rublevs befindet sich in der Festtagsreihe der Ikonostase der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Moskauer Kreml.


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Version vom 27. September 2009, 16:28 Uhr

Orthodoxes Glaubensbuch - Die Geburt Christi

Das Weihnachtsfest wird am 7. Januar (am 25. Dezember nach altem Kalender) gefeiert, neun Monate nach Mariä Verkündigung.

Christi Geburt oder Weihnachten ist nach Ostern das fröhlichste und feierlichste Fest im Jahr.

Weihnachten geht die Weihnachtsfastenzeit, auch Fastenzeit des hl. Philippus genannt, voran, welche 40 Tage dauert. Der Vortag von Weihnachten ist ein strenger Fasttag und heißt sočel’nik (Heiliger Abend). Diese Namensbezeichnung kommt vom Namen einer Speise – sočivo, die aus gekochtem Getreide und Beeren besteht. Der Tradition nach ist dies die einzige Speise, die man am Vortag von Weihnachten zu sich nehmen darf. Gewöhnlich isst man bis zum Erscheinen des ersten Sterns nichts. Unter dem ersten Stern versteht man den Stern, der sich nach der Abenddämmerung als erster am Himmel zeigt. In der kirchlichen Praxis jedoch bedeutet der Stern bisweilen den Zeitpunkt des Anbrechens des Festtags, und zwar wenn am Vortag von Weihnachten nach der Liturgie das Troparion “Deine Geburt, Christus, unser Gott...” zum ersten Mal gesungen wird. In diesem Moment gehen alle Geistlichen zur Weihnachtsikone in die Mitte der Kirche. Ihnen wird eine große Kerze vorangetragen, die den Stern von Betlehem symbolisiert, der den Magiern das Gotteskind gezeigt hat. Eben bis zum Erscheinen dieses “Sterns” isst man nichts.

Die Geburt Christi geschah nach der Verlobung der heiligen Jungfrau Maria mit Josef, einem alten und gerechten Mann: er war schon achtzig Jahre alt.

Josef stammte aus königlichem Geschlecht, aus dem Hause der Könige David und Salomo. Aus erster Ehe hatte er vier Söhne – Jakobus, Simon, Judas und Joses – und zwei Töchter. Nachdem seine Frau Salome gestorben war, lebte Josef ziemlich lange als Witwer und verbrachte seine Tage makellos. Er war Zimmermann und ein sehr armer Mensch.

Die Jungfrau Maria wurde ihm anvertraut, damit er sich um sie kümmere und ihre Jungfräulichkeit bewahre. Ihre Ehe war also keine echte Ehe, sondern nur eine vermeintliche. Schon bald stellte sich heraus, dass Maria ein Kind vom Heiligen Geist in sich trug. Josef war Zeuge des makellosen Lebens der Jungfrau Maria und, obwohl er ihr Mann genannt wurde, war er nur ihr Beschützer. Der Herr wollte dem Teufel das Geheimnis der Geburt Seines Sohnes verbergen, und deshalb wurde die Heilige Jungfrau dem gerechten Josef zur Frau gegeben, damit der Feind nicht wisse, dass es eben diese Jungfrau ist, über die der Prophet Jesaja gesagt hatte, dass sie den Erlöser gebären werde. Josef wusste am Anfang selbst nichts davon, dass Maria bald ein Kind gebären sollte. Nachdem Maria drei Monate bei Elisabet, ihrer Verwandten, gewesen war, wurde ihre Schwangerschaft offensichtlich, und Josef war sehr bestürzt und betrübt, als er davon erfuhr. Er dachte, dass Maria das Gelübde der Jungfräulichkeit gebrochen habe.

Er selbst war ein gerechter Mann, und wollte, dass das, was geschehen war, nicht überall bekannt wurde, und beschloss deshalb, Maria entweder heimlich fortzuschicken oder selbst zu gehen. Da aber erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte:

– Fürchte dich nicht, Josef, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Sie ist deine Frau, weil sie dir angetraut ist, aber auch Jungfrau, weil sie Gott ein Gelübde abgelegt hat. Fürchte dich nicht. Ihr Kind ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du als Vater wirst ihm einen Namen geben, obwohl du nur sein vermeintlicher Vater bist. Du wirst das Kind Jesus nennen. Er ist der Erlöser und wird Sein Volk von seinen Sünden befreien. Als Josef erwachte, tat er alles so, wie es ihm der Engel gesagt hatte, und nahm Maria zu sich und diente ihr in Frömmigkeit und Furcht, weil er jetzt wusste, dass sie die Mutter des Erlösers sein wird. Vor der Geburt Christi und auch nach der Geburt wagte es der alte Mann nicht, Maria zu berühren, weil er sie so tief verehrte, wie ein Diener seine Herrin. Vor und nach der Geburt blieb Maria Jungfrau. So lehrt es die heilige Kirche, so sagen es einstimmig die Heiligen Väter.

In jener Zeit befahl der römische Kaiser Augustus, in allen Rom damals bekannten und unterstehenden Ländern eine Volkszählung durchzuführen. Augustus war der Neffe des Julius Caesar. Nachdem er alle Rivalen besiegt hatte, errang er die volle Macht und wurde zum einzigen Herrscher über das riesige Römische Reich.

Jetzt wollte er alle seine Untertanen zählen, darunter auch all jene, die in den Randgebieten und Provinzen lebten, deren eine Israel war. Alle mussten in die Stadt gehen, aus der sie stammten und sich dort bei den Volkszählern melden.

Josef lebte mit Maria in Galiläa in der Stadt Nazaret, aber sie stammten aus dem Geschlecht des Königs David, und mussten deshalb nach Betlehem gehen. Betlehem ist eine kleine Stadt unweit von Jerusalem, in südlicher Richtung. Es lag auf dem Weg nach Hebron, der Stadt der Priester, wo Maria unlängst bei ihrer Verwandten Elisabet und ihrem Mann, dem Priester Zacharias, den Eltern Johannes des Täufers, zu Gast gewesen war. Betlehem liegt etwa auf halbem Weg von Jerusalem nach Hebron. Von Nazaret bis nach Betlehem dauerte die Reise ungefähr drei Tage oder etwas länger. Der Vorfahre Josefs, der Prophet und Psalmensänger David, war in Betlehem geboren und hier auch zum König gesalbt worden. Östlich der Stadt befand sich der Brunnen Davids und ihm gegenüber eine Höhle in einem felsigen Berg, auf dem die Stadt Betlehem lag. Neben der Höhle war ein Feld, das Salome, einer Verwandten Marias und Josefs, gehörte. Als sich die heiligen Wanderer der Stadt näherten, kam die Zeit, da Maria gebären sollte. Josef suchte einen dafür geeigneten Ort, fand aber keinen. Auf Grund der Volkszählung waren sehr viele Menschen nach Betlehem gekommen. Die Herberge war überfüllt, und in allen Häusern waren Gäste untergebracht. Maria und Josef kehrten zu der Höhle zurück, da sie nirgends Platz gefunden hatten und der Tag zur Neige ging.

Diese Höhle war ein Ort, an dem man das Vieh für die Nacht unterstellte, und hier sollte der Erlöser der Welt geboren werden. Hier gebar die Jungfrau Maria, während sie zu Gott betete, in der Nacht schmerzlos unseren Herrn Jesus Christus. Niemand half ihr; es war auch nicht nötig. Maria wickelte den Neugeborenen selbst in Windeln.

Der Überlieferung nach erfolgte die Geburt Christi um Mitternacht von Samstag auf Sonntag. In der Welt geschahen während der Geburt Christi große Wunder. Zum Zeitpunkt der Geburt des Erlösers tat sich in der Höhle eine Quelle auf, die aus einem Stein sprudelte; weit davon entfernt, in Rom, entsprang eine Quelle wohlriechenden Öls und floss in den Fluss Tiber. Der heidnische Tempel, der Ewiger Tempel genannt wurde, stürzte ein, die Götzenbilder in ihm fielen zu Boden, und am Himmel erschienen drei Sonnen. In Spanien erschien in dieser Nacht eine Wolke, die in blendendem Licht erstrahlte, in Israel erblühten die Weingärten, obwohl es Winter war.

Besonders wunderbar war die Erscheinung der Engel, über die im Evangelium berichtet wird: Engel stiegen singend vom Himmel herab, und die Menschen konnten sie klar sehen. Es geschah so: Gegenüber der Höhle, in der Christus geboren wurde, war ein großer Turm, der Ader genannt wurde; in ihm lebten Hirten. Drei von ihnen schliefen in dieser Nacht nicht, sondern bewachten die Herde, und ihnen erschien in großem Glanz der Erzengel Gabriel, der in himmlischer Herrlichkeit erstrahlte. Als ihn die Hirten sahen, erschraken sie sehr. Aber Gabriel sprach zu ihnen: “Fürchtet euch nicht!” Er erzählte von der Freude, die mit der Geburt des Erlösers in die Welt gekommen war. Er sagte ihnen, wo sie das Kind finden konnten, das gewickelt in einer Krippe lag. In der Zeit, als Gabriel ihnen alles erzählte, hörte man plötzlich vom Himmel den Gesang vieler Engel, die Gott mit folgenden Worten priesen: “Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen.”

Nachdem sie sich beraten hatten, beschlossen die Hirten, zum Geburtsort des Kindes zu eilen und zu sehen, ob es wahr sei, was ihnen der Erzengel Gabriel erzählt hatte. Als sie dort angekommen waren, sahen sie alles so, wie es ihnen gesagt worden war: die Allreine Gottesmutter, den heiligen Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Die Hirten glaubten, dass Er Christus, der Herr und Erlöser, ist, den sie erwartet hatten und der nun endlich gekommen war, um die ganze Menschheit zu retten. Sie erzählten über die Erscheinung der Engel und verneigten sich vor dem Kind. Josef, Salome und alle, die zu der Höhle gekommen waren, wunderten sich über die Erzählung der Hirten. Maria aber hörte still zu und bewahrte diese Worte in ihrem Herzen. Etwas später kehrten die Hirten, Gott lobend und preisend, zu ihren Herden zurück.

Einige Monate vor der Geburt Christi war am Himmel ein seltsamer Stern erschienen. Die östlichen Gelehrten und Philosophen bemerkten ihn und begannen zu rätseln, warum er erschienen war. Wie die Heiligen Väter berichteten, begann der Weihnachtsstern genau in dem Augenblick am Himmel zu leuchten, als der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria verkündete, dass sie den Erlöser der Welt gebären werde. Die Weisen wussten dies nicht, wunderten sich sehr über die Erscheinung des Sterns und fragten sich, was sie zu bedeuten habe. Drei von ihnen, einer aus Persien, der zweite aus Äthiopien und der dritte aus Arabien, wurden von Gott auf wundersame Weise belehrt, dass der neue Stern die Geburt des Messias, Christi, des Königs des Himmels und der Erde, anzeige. Und als nur noch wenig Zeit bis zur Geburt Christi verblieb, brachen die Weisen eilig auf und gingen dem Stern nach, jeder aus seinem Land. Unterwegs trafen sie zusammen, und nachdem sie erfahren hatten, dass sie dasselbe Ziel hatten, glaubten sie noch mehr an die Wahrheit dessen, was ihnen durch Gott geoffenbart worden war. Die Weisen erreichten Palästina und kamen schließlich am Tag der Geburt Christi in die Hauptstadt Judäas, Jerusalem. Die Nachricht darüber, dass in die Stadt Weise aus dem Osten gekommen seien, die noch dazu in ihren Ländern angesehene Menschen und Herrscher waren und nach dem neuen König fragten, wurde Herodes hinterbracht, der zu jener Zeit über das Land herrschte. Der König Herodes erschrak sehr. Er ließ Priester und besonders gesetzeskundige Schriftgelehrte zu sich kommen und fragte sie, wo der Messias geboren werden sollte.

Die Berater des Herodes antworteten: Es soll in Betlehem in Judäa geschehen. Darauf schickte Herodes nach den Weisen, empfing sie mit Ehren und fragte sie nach der Zeit der Erscheinung des Sterns; schließlich sprach er zu ihnen, wobei er seine böse Absicht verheimlichte: “Geht, macht den neugeborenen König ausfindig. Wenn ihr ihn gefunden habt, sagt es mir, damit auch ich kommen und ihn verehren kann.”

Als die Weisen Jerusalem verlassen hatten, erschien ihnen sogleich wieder der wegweisende Stern. Sie freuten sich sehr und folgten ihm. Dieser Stern war ungewöhnlich, weil er der Erde sehr nahe gekommen war, und schließlich blieb er über der Höhle stehen, wo das Kind war. Als die östlichen Weisen und Herrscher die armselige Umgebung sahen, verstanden sie, dass das Reich des Neugeborenen nicht in Pracht und herrlichen Gemächern bestehe, sondern in Armut, Demut und Verachtung der weltlichen Ehren. Die heidnischen Weisen verloren jedoch den Glauben nicht, der sie hierher geführt hatte, selbst als sie ein für sie so unerwartetes Bild erblickten. Im Gegenteil, ohne jede Verwirrung und ohne Murren betraten sie den Viehstall. Sie gingen sofort zur Krippe, fielen auf die Erde nieder und beteten das Kind an. Sie verneigten sich vor ihm nicht nur als König, sondern auch als Gott.

Die Weisen hatten Gaben mitgebracht: einer Gold, der andere Weihrauch, der dritte ein wohlriechendes Öl (Myrrhe). Das Gold wurde Christus als König dargebracht, der Weihrauch Christus als Gott und die Myrrhe Christus als Menschen, weil man mit Myrrhe den Leichnam der Toten einbalsamierte.

Als die Weisen Betlehem verlassen hatten, erschien ein Engel des Herrn Josef im Traum und sagte ihm, dass er mit dem neugeborenen Kind Jesus Christus und mit Seiner Mutter, der Allreinen Jungfrau Maria, nach Ägypten fliehen und dort so lange bleiben solle, bis ihm der Engel befehlen werde zurückzukehren. Herodes trachte nach dem Leben des Kindes. Josef erwachte, stand sogleich auf, nahm das Kind und Seine Mutter und brach noch in der Nacht nach Ägypten auf.

Es begleitete sie der älteste Sohn Josefs, Jakobus, der später Bruder des Herrn genannt wurde. Er half unterwegs dem betagten Josef und Maria mit dem Kind.

Es ist nicht bekannt, wie lange Zeit der Herr in Ägypten verbrachte. Einige sagen, es seien zwei Jahre gewesen, andere meinen fünf Jahre, wieder andere nennen die Zahl sieben. Eines ist aber sicher: Die Heilige Familie lebte dort, bis Herodes starb. Nach seinem Tod erschien der Engel des Herrn Josef wieder im Traum und befahl ihm, in seine Heimat zurückzukehren.

Zuerst wollte Josef nach Judäa gehen, aber als er erfuhr, dass dort an Stelle des Herodes sein Sohn Archelaus regierte, überlegte er es sich anders. Archelaus war der grausamste der drei Söhne des Herodes. Er begann seine Herrschaft damit, dass er dreitausend Menschen töten ließ, viele ließ er an Festen mitten im Tempel martern, und er war deshalb bei seinem Volk verhasst.

Die Söhne des Herodes hatten das Reich in vier Teile geteilt. In Galiläa herrschte Herodes Antipas, der sanfter als sein Bruder Archelaus war, und deshalb beschloss Josef, nach Galiläa zu ziehen. Eben das hatte der Engel gesagt, als er Josef abermals erschien. Die Heilige Familie zog in das Haus, wo sie auch früher gewohnt hatte.


Die Gottesdienste des Weihnachtsfestes sind feierlich und erhaben. Viele Gesänge sind speziell für dieses Fest geschrieben worden. Die Farbe der liturgischen Kleidung ist Gold.


Troparion, 4. Ton:

Deine Geburt, Christus, unser Gott, ließ erstrahlen der Welt das Licht der Erkenntnis; denn in ihm wurden die Anbeter der Gestirne von einem Stern belehrt, Dich anzubeten als die Sonne der Gerechtigkeit und Dich zu erkennen als den Aufgang aus der Höhe. Herr, Ehre sei Dir!


Kondakion, 3. Ton:

Die Jungfrau gebiert heute den, der vor allem Sein ist, und die Erde bietet eine Höhle dar dem Unfassbaren; die Engel lobpreisen mit den Hirten; die Magier wandern dem Sterne nach; denn für uns ist geboren worden als kleines Kind der urewige Gott!

Die Kirchen und die Häuser werden für dieses Fest mit Weihnachtsbäumen geschmückt. Zu Hause wird auf den Baum außer dem üblichen Schmuck ein achtzackiger Stern angebracht als Symbol des Sterns von Betlehem, der die Weisen zum Gotteskind geführt hat.

Die dem Weihnachtsfest folgenden zehn Tage werden auch Heilige Tage (svjatki) genannt. An diesen Tagen gibt es kein Fasten. Es sind Tage der Freude.

Ikonographie

Orthodoxes Glaubensbuch - Die Ikonographie des Festes

Im Zentrum der Ikone wird gewöhnlich die Höhle dargestellt, darin eine rote Bettstatt, auf der die Gottesmutter ruht. Daneben in der Krippe liegt das Kind in Windeln, dahinter stehen Ochs und Esel. Am Himmel sieht man den Stern von Betlehem, seine Strahlen fallen auf Jesus Christus. Im Bergland sehen wir Engel, die drei Weisen mit ihren Gaben und Hirten.

Unten sitzt der nachdenkliche Josef, neben ihm steht ein alter Mann in einem Fell, der den “Geist des Zweifels” symbolisiert. Rechts unten sehen wir die Szene des Badens des Kindes: zwei Frauen halten das Kind und einen Krug mit Wasser.

Eine derartige Ikone Andrej Rublevs befindet sich in der Festtagsreihe der Ikonostase der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Moskauer Kreml.

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