Antoni Hrapowizkij: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Antoni (Antonius) (Hrapowizkij)''' (auch Khrapovitsky u. Chrapowicki, rus. Антоний Храповицкий, 1863-1936), Metropolit von Kiew und Galizien, bekannter Hierarch der Russischen Orthodoxen Kirche des 20. Jahrhunderts, namhafter Publizist und Theologe. Nach Verlassen Russlands wurde er Ersthierarch der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland.  
'''Antoni (Antonius) (Hrapowizkij)''' (auch ''Khrapovitsky'' und ''Chrapowicki'', russ. ''Антоний Храповицкий'', 1863-1936), Metropolit von Kiew und Galizien, bekannter Hierarch der Russischen Orthodoxen Kirche des 20. Jahrhunderts, namhafter Publizist und Theologe. Nach Verlassen Russlands wurde er Ersthierarch der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland.  


Geboren in einer adligen Familie, absolvierte er das Gymnasium mit Auszeichnung. Während der Studienjahre verbrachte er seine Freizeit in der Kirche. Weiteren religiösen Unterricht bekam er von seiner Mutter und durch die Lektüre der Werke von [[Fjodor Dostojewskij]], christlichen Kirchenvätern und Heiligenvitae. In seiner Jugend interessierte er sich auch für die Slawophilie und die philosophischen Werke von [[Wladimir Solowjow]].  
Geboren in einer adligen Familie, absolvierte er das Gymnasium mit Auszeichnung. Während der Studienjahre verbrachte er seine Freizeit in der Kirche. Weiteren religiösen Unterricht bekam er von seiner Mutter und durch die Lektüre der Werke von [[Fjodor Dostojewskij]], christlichen Kirchenvätern und Heiligenvitae. In seiner Jugend interessierte er sich auch für die Slawophilie und die philosophischen Werke von [[Wladimir Solowjow]].  

Version vom 28. März 2011, 13:56 Uhr

Metropolit Antonij (Hrapowizkij)

Antoni (Antonius) (Hrapowizkij) (auch Khrapovitsky und Chrapowicki, russ. Антоний Храповицкий, 1863-1936), Metropolit von Kiew und Galizien, bekannter Hierarch der Russischen Orthodoxen Kirche des 20. Jahrhunderts, namhafter Publizist und Theologe. Nach Verlassen Russlands wurde er Ersthierarch der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland.

Geboren in einer adligen Familie, absolvierte er das Gymnasium mit Auszeichnung. Während der Studienjahre verbrachte er seine Freizeit in der Kirche. Weiteren religiösen Unterricht bekam er von seiner Mutter und durch die Lektüre der Werke von Fjodor Dostojewskij, christlichen Kirchenvätern und Heiligenvitae. In seiner Jugend interessierte er sich auch für die Slawophilie und die philosophischen Werke von Wladimir Solowjow.

Kurz bevor er 1885 die St.Petersburger Geistliche Akademie mit der Magisterarbeit „Psychologische Daten zugunsten des freien Willens und der moralischen Verantwortung“ (russ.: „Психологические данные в пользу свободы воли и нравственной ответственности“) absolvierte, wurde er zum Mönch und im selben Jahr auch zum Diakonmönch und Priestermönch geweiht und blieb als Lehrer in der Akademie.

1886 und 1887 unterrichtete er Homiletik, Liturgik und Kanonisches Recht im Geistlichen Seminar zu Kholm. Von 1887 bis 1889 war er Lehrer für Alttestamentarische Studien in der St.Petersburger Geistlichen Akademie und seit 1889 ihr Inspektor. 1889 lernte er auch den Heiligen Johannes von Kronstadt persönlich kennen und wurde dadurch inspiriert, sich der pastoralen Theologie zu widmen. Außer der Unterrichtung beschäftigte sich Vater Antoni aktiv mit der Wohlfahrt: er besuchte Strafanstalten und Krankenhäuser und war auch Mitglied der Gesellschaft für religiös-moralische Aufklärung, wo er häufig öffentliche Vorträge hielt.

1890 wurde er zum Rektor der St.Petersburger Akademie ernannt, und 1891 zum Rektor der Moskauer Geistlichen Akademie. Diese Jahre waren die Zeit seines Aufblühens als Theologe und waren durch sein Werk „Die moralische Idee des Dogmas der Heiligen Dreifaltigkeit“ (russ.: „Нравственная идея догмата Пресвятой Троицы“) gekennzeichnet. 1893/1894 befreundete er sich mit Archimandrit Sergij (Stragorodskij), dem zukünftigen Patriarchen von Moskau und ganz Russland. Durch seine Unterstützung der Priesterweihen von Akademieabsolventen geriet er in Konflikt mit dem Metropolit Sergij (Ljapidewski) von Moskau und wurde 1895 von Moskau als Rektor der Kasaner Geistlichen Akademie nach Kasan gesandt.

Vater Antoni (Hrapowizkij) als Bischof

1897 wurde er zum Bischof geweiht. Nachdem er als Titularbischof in der Kasaner Diözese tätig gewesen war, wurde er Bischof von Ufa und Menzelinsk, und danach Bischof von Wolyn und Zhytomyr (damals größter Bischofsstuhl in Russland). 1906-1907 war Bischof Antoni Mitglied des Staatsrats, und 1912 bis 1916 Mitglied des Heiligsten Synods, wo er die Wiedererrichtung des Patriarchenamtes und eine Reform der theologischen Ausbildung und der kirchlichen Verwaltung befürwortete.

Auf dem Landeskonzil 1917/1918, wo er, damals Erzbischof von Charkow und Akhtyrka, stellvertretender Vorsitzende war, wurde er mit der Mehrheit der Stimmen zu einem der drei Kandidaten zum Patriarchenamt gewählt, das später durch Loseentscheid an den Hl. Patriarchen Tichon (Belawin) ging.

Ende 1917 wurde Erzbischof Antoni zum Metropoliten ernannt und zum Mitglied des Heiligsten Synods gewählt. 1918 wurde er Metropolit von Kiew und Galitsch. Von der neuen ukrainischen Regierung, die nach der Revolution von 1917 an die Macht gekommen war, wurde er verhaftet und nach einem halben Jahr durch Vertreter der französischen diplomatischen Mission befreit.

1920 verließ er Russland mit der Weißen Armee. Dank einer Einladung des Patriarchen Dimitri von Serbien konnten sich die russischen Erzbischöfe, die sich im Ausland auf der Flucht befanden, in Serbien einsiedeln. Ende 1921 fand dort, in der Stadt Karlowitz, unter dem Vorsitz des Metropoliten Antoni, die „Generalversammlung der Vertreter der Russischen Orthodoxen Kirche“ statt (die später auch als „Russisches All-Diaspora-Kirchenkonzil“ bezeichnet wurde). In seinen Entscheidungen bestätigte das Konzil seine Bestrebung, die Monarchie und das Zarenhaus der Romanows in Russland wiederzuerrichten und den Kampf gegen die Bolschewisten zu unterstützen. Das Konzil bildete die Oberste Verwaltung der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, mit Erzbischof Antoni als Oberhaupt. 1923 fand in Karlowitz das Bischofskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland statt, dessen Oberhaupt ebenfalls Erzbischof Antoni war und das zum Hauptorgan der ROKA ernannt wurde. Außer dem Bischofskonzil existierten in Westeuropa und Amerika zwei Metropolitenbezirke, die sich laut einer Verordnung des Patriarchen Tichon unter der Verwaltung der Metropoliten Evlogy (Georgievsky) und Platon (Roshdestwenskij) befanden.

Nach dem Tode des Patriarchen Tichon (1925) verlangte das Karlowitzer Konzil, dass alle ROKA-Gemeinden sich ihm kanonisch unterordnen, womit die oben genanten Metropolitenbezirke aber nicht einverstanden waren. So gab es fürderhin im Westen drei Jurisdiktionen der Russischen Orthodoxen Kirche. Nachdem Metropolit Sergij (Stragorodskij), der stellvertretende Patriarchenstatthalter, 1927 unter dem Druck der Sowjetischen Regierung forderte, dass die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland sich der Sowjetischen Regierung gegenüber loyal erklären sollte, beendete die ROKA-Leitung ihre Gemeinschaft mit der Moskauer Kirchenleitung komplett.

Ende der 1920er Jahre erlitt der ROKA-Ersthierarch Metropolit Antoni eine schwere Nervenerkrankung, die seine Beine lähmte. 1936 verstarb er. Bei der Verabschiedung des entschlafenen Hierarchen sagte Patriarch Warnawa von Serbien: „Der Name von Metropolit Antoni ist mit einer langen Zeit der Entwicklung der größten spirituellen Macht der Russischen Kirche und des russischen Volkes, mit der Entwicklung des russischen theologischen Denkens und der russischen kirchlichen Literatur verbunden (…). Metropolit Antoni muss in eine Reihe mit den größten Hierarchen der ersten Jahrhunderte des Christentums“ gestellt werden (…)“

Metropolit Antoni war ein beachtenswerter Schriftsteller und Autor mehrerer Werke zu Apologetik, Dogmatik, pastoraler und moralischer Theologie, Hermeneutik, kanonischem Recht und anderen Disziplinen. Er hielt es für notwendig, alle kirchlichen Dogmata moralisch zu erklären, betonte die Wichtigkeit der gesellschaftlichen Mission der Kirche und entwickelte in Anwendung dieser Aufgaben in den von ihm verwalteten Diözesen und Lehranstalten ein ganzes System pastoraler Seelsorge, das den Lebensumständen und dem intellektuellen Niveau der Gesellschaft angemessen war. Seine ekklesiologischen Sichtweisen waren durch Alexej Chomjakow und seine Ideen der „Einen Kirche“ beeinflusst. Seine Weltanschauung war definitiv slawophil und asketisch. Er kam zu dem Schluss, dass keine heterodoxe Glaubensgemeinschaft Teil der Kirche sein kann. Er kritisierte den Lateinischen Einfluss auf die Russische Orthodoxe Kirche, dessen Ergebnis u.a. eine falsche Interpretation der orthodoxen Katechese sei, und forderte die Errichtung einer einzigartigen östlichen Theologie auf der Basis der Lehren der Kirchenväter und der gottesdienstlichen Texte. Was seine soteriologischen Ansichten betrifft, war Metropolit Antoni der Überzeugung, dass die orthodoxe dogmatische Lehre von der durch Anselm von Canterbury eingeführten Idee des stellvertretenden Sühnopfers Christi befreit werden muss.