Taufe

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Orthodoxes Glaubensbuch - Das Sakrament der Taufe

Taufe eines Kindes zeichnerisch.jpg

Die Taufe ist das Sakrament, in dem der Gläubige durch dreimaliges Untertauchen in Wasser im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes für das fleischliche, sündige Leben stirbt und für das heilige Leben des Geistes geboren wird. Die Taufe wird nur einmal vollzogen, so wie der Mensch nur einmal geboren wird. Deshalb ist eine Wiederholung dieses Sakraments nicht zulässig, sogar wenn es von Nichtorthodoxen – jedoch nach allen wesentlichen Regeln – gespendet wurde. Das Sakrament der Taufe setzte der Herr selbst ein. Keine einzige christliche Konfession, sogar wenn eine solche fast alle orthodoxen Regeln ablehnt, verwirft die Notwendigkeit der Taufe. Von der Taufe wird im Evangelium klar als von einer notwendigen Bedingung für den Eintritt in die Kirche gesprochen. “Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen” (Joh 3,5).

Gewöhnlich werden bei den Orthodoxen die Kinder getauft, und sie können sich an das Sakrament der Taufe nicht erinnern. Die Säuglingstaufe ist in orthodoxen Familien die Regel. In unserer Zeit ist es aber keine Seltenheit, dass Erwachsene getauft werden, für welche die Taufe ein bedeutendes Ereignis ist, an das sie sich stets erinnern. Im Orient und in Ländern mit orthodoxer staatskirchlicher Tradition (Griechenland) ist die Erwachsenentaufe fast unbekannt, da die Säuglinge christlicher Familien bald nach der Geburt getauft werden und es Erwachsene, die von anderen Religionen zum orthodoxen Glauben übertreten, kaum gibt. So bleiben als einzige Ausnahme Übertritte von Konvertiten aus anderen christlichen Kirchen, die aber in der Regel bereits in ihren Herkunftskirchen getauft wurden (s. u.). Kinder werden meist eine bestimmte Zeit nach der Geburt getauft (oft nach 40 Tagen). Mehrjähriger Taufaufschub ist in christlichen Familien nicht üblich.

Am Tag der Taufe werden die Täuflinge zu Mitgliedern der Kirche Christi, ändern entschlossen ihr Leben und geben das Versprechen, sich Christus anzuschließen und an Ihn als König und Gott zu glauben. Aus dem Taufbecken steigt der Mensch neugeboren heraus und lässt sein vorhergehendes Leben mit seinen Sünden zurück.

Für den Empfang der Taufe ist zuallererst der Glaube an den Herrn und Sein Heiliges Evangelium erforderlich, aber auch an die Kirche, die Er auf Erden gegründet hat und die Sein Leib ist. Deshalb lässt der Priester während der Taufe auch das Glaubensbekenntnis sprechen. Wie ist das aber bei Kindern? Sie haben noch keinen bewussten Glauben, und wer kann verbürgen, dass sie gläubig aufwachsen? Diese Aufgabe übernehmen die Taufpaten, die deshalb bei der Taufe kleiner Kinder unbedingt erforderlich sind. Die Taufpaten haben die Verpflichtung, sich um ihre Taufkinder zu kümmern und sie im Geist der Orthodoxie und Frömmigkeit zu erziehen. Um dies versprechen zu können, müssen die Taufpaten selbst zumindest getauft und gläubig sein und ein Naheverhältnis zur Familie des Täuflings haben, da sie ja auch tatsächlich an seiner religiösen Erziehung teilhaben sollen.

Einige werden fragen, ob es nicht besser sei, die Taufe auf eine Zeit zu verschieben, in der das Kind selbst sagen kann, dass es an Gott glaubt. Im Sakrament der Taufe erhält das Kind jedoch eine besondere Gnade, die ihm im Leben hilft. Es wird zum Mitglied der Kirche und kann dadurch an den Sakramenten teilhaben, so auch am Sakrament der Eucharistie, um die Heiligen Gaben Christi zu empfangen. Menschen mit Beobachtungsgabe wissen, welch großer Unterschied zwischen getauften Kindern, deren Eltern sie regelmäßig zur Kommunion bringen, und nicht getauften Kindern besteht. Was den Glauben betrifft, so gibt es ihn schon bei ganz kleinen Kindern. Der Glaube wird grundgelegt, bevor wir ihn mit Worten ausdrücken können, und der kindliche Glaube ist fester und unmittelbarer als der der Erwachsenen, deren Seele mit Sünden belastet ist. Jedes Kind hat einen Glauben, und die wichtigste Aufgabe der Eltern und Taufpaten ist es, diesen Glauben zu fördern und es nicht zuzulassen, dass er unter schlechtem Einfluss erlischt. Christus bezeichnete den kindlichen Glauben als Vorbild, als er sagte: “Wenn ihr nicht ... wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.” Und diejenigen, die den Kindern verboten, zu Ihm zu kommen, erinnerte Er an die Worte des Propheten: “Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob.” Sogar Säuglinge verherrlichen Gott, und Gott nimmt ihren Lobpreis an. Wie können wir uns da widersetzen?

Die Taufe der Kinder war in der Antike mit der Taufe der Erwachsenen verbunden. Schon die Apostel tauften ganze Familien einschließlich der Kinder (in der Apostelgeschichte wird die Familie Lydias erwähnt, aber auch die des Gefängniswärters Krispus; der Apostel Paulus erwähnt die Familie und das Haus des Stephanas). Seit dem V. Jahrhundert wurde die Kindertaufe durch Konzilsbeschlüsse bestätigt, bis dahin wurde sie lediglich als Brauch praktiziert, der von den Aposteln ausging.

Die Feier der Taufe ist ein feierliches und sehr reichhaltiges Ritual; zu allen Abschnitten gehören Gebete, hinzu kommen teilweise Hymnen und Lesungen. Das in den orthodoxen Kirchen übliche Ritual entspricht in seinem Aufbau, von geringfügigeren Variationen abgesehen, dem ältesten bekannten Taufritual, wie es uns in frühchristlichen Berichten (4.-5. Jh.) bereits geschildert wird. Beim Wortlaut der Gebete, Lesungen und Hymnen gibt es dagegen zwischen den orthodoxen Traditionen vielfältige Unterschiede. Die Ordnung der Taufe besteht aus vielen aufeinander bezogenen Abschnitten, die sich in drei Hauptteile gliedern lassen:

1. Hauptteil (Taufvorbereitung):

In frühchristlicher Zeit wurde ein erwachsener Mensch nicht sofort zur Taufe zugelassen. Er wurde ein Jahr oder länger vorbereitet. Diejenigen, die sich auf die Taufe vorbereiteten, wurden Katechumenen genannt, da sie in den Glaubenswahrheiten unterrichtet wurden und es ihnen erlaubt war, an einigen Gottesdiensten und Riten der Kirche teilzunehmen. Heutzutage gibt es in der Kirche keine Regel, Erwachsene auf irgendeine streng festgelegte Art auf die Taufe vorzubereiten, so wie es auch keine Regel gibt, sie alle zusammen an einem Tag zu taufen (früher war ein solcher Tag das Osterfest). Jeder Priester prüft gewissenhaft den Glauben und die Absicht des Taufwilligen. Wenn er findet, dass der Taufwerber noch nicht geeignet ist, das Sakrament zu empfangen, dass er keinen Glauben hat und etwa nur aus Neugier getauft werden will, kann und muss die Taufe aufgeschoben werden. Der Priester wird einen solchen Menschen zu einem Gespräch einladen und ihn auf die Aufnahme in die Kirche vorbereiten, indem er ihm die im Glaubensbekenntnis enthaltenen Wahrheiten erklärt.

Was muss man für die Taufe vorbereiten? Zuerst braucht man ein Taufkreuz. Man kann es in der Kirche kaufen. Viele haben schon ein Kreuz, oft ist es schon lange im Familienbesitz, oder es ist ein Geschenk. Ein solches Kreuz sollte man vorher dem Priester zeigen, und er wird feststellen, ob es auch richtig ausgeführt ist. Das orthodoxe Kreuz hat gewöhnlich acht Enden, d. h. es hat drei Balken. Der obere ist kurz, auf ihm steht die abgekürzte Inschrift “Jesus von Nazaret, der König der Juden”. Der mittlere Balken ist der längste. Der untere ist schräg und ebenfalls kurz, das von uns aus gesehene linke Ende ist höher als das rechte.

Die Orthodoxe Kirche lehnt auch Kreuze mit vier Enden nicht ab, sie haben nur einen Querbalken, den langen in der Mitte. Auf dem Kreuz kann der Gekreuzigte dargestellt sein oder nicht. Gemäß der orthodoxen Darstellungsweise des Gekreuzigten sind die Füße auf gleicher Ebene nebeneinander, gemäß der katholischen ist ein Fuß über dem anderen. Das Kreuz muss an einem Band oder einer Kette hängen. Diese sollte man vorher abmessen, damit sie leicht über den Kopf gelegt werden kann.

Man braucht auch ein Taufkleid. Als Zeichen der Reinheit soll es weiß sein. Vor der Taufe legen Kinder und Erwachsene ihre Kleider ab und stehen während der Gebete in ein langes Leinentuch (oder eine Decke) gehüllt, die man besser selbst mitbringen sollte. Auch die Taufpaten müssen zur Taufe mitkommen. Nach russischer Tradition gibt es zwei Taufpaten: einen Mann und eine Frau, aber unbedingt erforderlich ist nur ein Taufpate. Für einen Buben ist dies ein Mann, für ein Mädchen eine Frau.

Durch die Taufe tritt ein Mensch ein in eine enge und bewusste Beziehung zu Gott. Dies setzt voraus, dass er/sie zuvor nicht in einer solchen Beziehung war, sondern in einer anderen, die zunächst gelöst werden muss. Die Taufe beginnt daher mit einer ausgestalteten Absage an Satan und seine Einflüsse. Zentrum dieser Neuorientierung des Lebens ist eine dreimalige nach Westen gerichtete Absage an Satan und ein dreimaliges nach Osten gerichtetes Bekenntnis zu Gott, wozu auch das Sprechen des Glaubensbekenntnisses gehört. Die Orthodoxen anerkennen und benutzen ausschließlich (Ausnahme: + [[Katholische Kirche des Ostens Armenische Apostolische Kirche|Armenisch-Orthodoxe Kirche]], die ein ähnliches altkirchliches Bekenntnis verwendet) das sogenannte nizäno-konstantinopolitanische Bekenntnis, das somit ein sichtbares Zeichen der Einheit im Glauben ist. Danach erfolgt eine Salbung („präbaptismale Salbung“) mit geweihtem Öl, das schützende und stärkende Wirkung entfaltet. Dieser Teil der Taufe verdeutlicht die kosmische Dimension des Geschehens und den Ernst der existenziellen Ausrichtung auf Gott hin.

2. Hauptteil (Reinigungstaufe):

Auf dem Taufbecken werden drei Kerzen befestigt und angezündet, der Priester kommt in weißem liturgischen Gewand zu den Täuflingen und spricht die Gebete der Namensgebung. Im ersten Gebet wird der Name, der dem Kind gegeben wird, zum ersten Mal genannt. In diesem Gebet bittet der Priester, dass das Licht des Antlitzes des Herrn sich auf dem Kind zeigen möge. Danach segnet der Priester das Kind und bittet den Herrn, dass der Täufling das Kreuz, mit dem er “bezeichnet” wird, in seinem Herzen und in seinen Gedanken tragen, das irdische Treiben lassen und die Gebote des Herrn befolgen möge.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass in der Orthodoxen Kirche der Brauch gilt, nicht beliebige Namen zu geben, sondern nur Namen von Heiligen. Ein Verzeichnis dieser Namen wird jedes Jahr im orthodoxen Kalender abgedruckt. Deshalb muss, selbst wenn die Eltern einen nicht orthodoxen Namen ausgewählt haben und dieser in der Geburtsurkunde eingetragen ist (z. B. Eduard, Ruslan u. ä.), ein anderer, orthodoxer Name ausgewählt werden. Einige Namen kann man in dieser Liste der Heiligen nicht finden, da sie in der russischen Umgangssprache manchmal etwas verändert sind. Erwachsene Täuflinge legen die Kleider bereits zu Beginn der Taufe ab und hüllen sich in ein Leinentuch oder eine Decke.

Die erste heilige Handlung der Taufe ist die Handauflegung als Zeichen des Schutzes und des Segens. Die Hand des Priesters versinnbildlicht hier die Hand des Herrn selbst, der von nun an den zu Ihm gekommenen Menschen unter Seinen besonderen Schutz und Schirm nimmt. Im Ritus der Aufnahme der Katechumenen gibt es drei Gebete, in denen die Kirche in der Person des Priesters durch den erhabenen und gewaltigen Namen Gottes dem Satan und den unreinen Geistern ihre Ränke gegen den Täufling verbietet und sie fortjagt. Nachdem der unreine Geist verjagt und durch den Namen Gottes beschworen ist, ist es Zeit, dass sich der Mensch selbst von ihm lossagt. Der Priester wendet die Taufpaten und das Taufkind mit dem Gesicht nach Westen, d. h. symbolisch zur Finsternis, in der die bösen Geister wohnen, damit sie ihnen direkt, aber schon unter dem Schutz der Kirche entgegentreten. Folgende Fragen müssen die Taufpaten bzw. die erwachsenen Täuflinge kennen, weil man sie bewusst beantworten soll.

  • Der Priester:
    • – Widersagst du dem Satan und allen seinen Werken und all seinem Dienste und all seinem Gepränge?
  • Der Täufling oder der Taufpate (an Stelle des Kindes):
    • – Ich widersage.

Diese Frage und diese Antwort werden dreimal wiederholt.

  • Darauf spricht der Priester:
    • – So blase und spucke ihn an!

Das Spucken ist ein Zeichen der äußersten Verachtung. Der Satan ist durch die Kraft Gottes besiegt, der Christ braucht sich vor ihm nicht mehr zu fürchten, und als Zeichen dafür, dass er die Rache des Satans nicht fürchtet, bläst und spuckt ihn der Täufling oder der Taufpate an (nur andeutungsweise, da es ja ein Symbol ist und die Verachtung nicht von der Menge des Speichels abhängt).

  • Danach gibt der Priester die Anweisung, sich mit dem Gesicht nach Osten, zum Herrn, zu wenden, und stellt die Frage:
    • – Schließt du dich Christus an?
  • Täufling oder der Taufpate:
    • – Ich schließe mich an.

Diese Frage und diese Antwort werden ebenfalls dreimal wiederholt. Nach dem Bekenntnis der Treue zu Christus spricht der Täufling oder der Taufpate das Glaubensbekenntnis: “Ich glaube an den Einen Gott, den Vater, den Allmächtigen...” Allen Anwesenden werden brennende Kerzen gegeben, und der Priester singt den Ausruf, mit dem auch die Göttliche Liturgie beginnt: “Gebenedeit sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit.”

In der nun folgenden Ektenie bittet der Priester darum, dass das Wasser im Taufbecken durch die Kraft, das Wirken und die Herabkunft des Heiligen Geistes geheiligt werde, dass auf dieses Wasser durch Gott die Gnade der Erlösung und der Segen des Jordans herabgesandt werden, d. h. jenes Flusses, in dem der Herr getauft wurde. Der Priester betet, dass auf das Wasser die reinigende Kraft der Heiligen Dreifaltigkeit kommen und dass es alle Nachstellungen der sichtbaren und unsichtbaren Feinde abhalten möge. Der Priester betet auch für den Täufling, dass er gewürdigt werde, teilzuhaben am Tod und an der Auferstehung Christi, des Herrn, und dass er die Gnade der Taufe bewahren möge bis zum furchtbaren Gericht Gottes.

Danach segnet der Priester dreimal das Wasser und bläst in Kreuzesform darauf und spricht dabei: “Es mögen durch das Zeichen des Kreuzes zerschmettert werden alle (gott-)feindlichen Mächte.” So wird das Wasser geweiht.

Der Priester bewahrt in einem besonderen Gefäß Öl für die Taufe auf. Der Priester taucht einen Pinsel in das Öl und salbt das Wasser kreuzförmig.

Danach wendet er sich an den Täufling selbst. Er spricht: “Gesalbt wird der Diener (die Dienerin) Gottes (hier wird der Name genannt, z. B. Alexander) mit dem Öl der Freude, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” Dabei werden Stirn, Brust, Ohren, Hände und Füße gesalbt. Die Taufe wird in der Orthodoxen Kirche durch dreimaliges Untertauchen in Wasser gespendet, obwohl heutzutage das Untertauchen, wenn ein großes Taufbecken fehlt, ziemlich oft durch Übergießen ersetzt wird. Erwachsene sollten, wenn es die Möglichkeit gibt, eine Kirche ausfindig machen, wo ein großes Taufbecken vorhanden ist. Heute gibt es in einigen Kirchen Taufbecken mit Stufen, die das Ausmaß eines kleinen Schwimmbeckens haben. So kann man bequem hineinsteigen, und es kann sogar ein großer Mensch durch Untertauchen getauft werden.

Sofort nach der Salbung mit Öl nimmt man dem Täufling das Gewand ab, der Taufpate führt (oder bringt) ihn zum Taufbecken, und der Priester taucht ihn unter mit den Worten: “Getauft wird der Diener (die Dienerin) Gottes (der Name wird genannt) im Namen des Vaters (Untertauchen), Amen, und des Sohnes (Untertauchen), Amen, und des Heiligen Geistes (Untertauchen), Amen.”

Die in den westlichen (und auch den ägyptischen) Kirchen übliche Formulierung „Ich taufe dich ...“ verleitet nach Ansicht der orthodoxen Kirchen zu dem Irrtum, dass die taufende Person die Taufe (und das mit ihr verbundene Heil) spendet

Der Taufpate (oder die Taufpatin) übernimmt den Täufling vom Priester aus dem Taufbecken. Der Getaufte empfängt nun das Taufkreuz und das weiße Taufkleid, die zu diesem Zeitpunkt bereit zu halten sind.

Dabei wird das Troparion gesungen: “Reiche mir das Lichtgewand, der Du Dich umkleidest mit Licht wie mit einem Gewand, erbarmungsvoller Christus, unser Gott!”

Dieser Moment ist sehr wichtig. Das helle Hemd oder Kleid symbolisiert das neue Gewand der Seele, das von Gott im Sakrament der Taufe empfangen wurde. Vor dem Beginn der Taufe wurde das alte Gewand wie die Sündenlast abgelegt, zu der man nun nicht mehr zurückkehren soll; aus dem Taufbecken stieg ein neuer Mensch – er braucht jetzt ein neues Gewand, ein helles und reines.

3. Hauptteil (Myronsalbung):

An die Stelle einer ursprünglich der Bekleidung vorausgehenden Salbung des ganzen Körpers („postbaptismale Salbung“) ist im frühen Mittelalter eine symbolische Salbung wichtiger Körperteile getreten (an Stirn, Sinnesorganen, Händen, Brust und Füssen jeweils in Form eines Kreuzes); dazu spricht der Salbende jeweils „Siegel der Gabe des Heiligen Geistes. Amen“. Dieser Akt wird Versiegelung genannt; die so Getauften tragen das „Siegel des Glaubens“. Durch diese Salbung (Chris-ma) wird die Taufe vollendet und der Heilige Geist verliehen. Der Getaufte wird so ein Gesalbter (Christos) und trägt den Christennamen zu Recht. Die Salbung dient außerdem der Stärkung der Getauften für das kommende Leben im Glauben (Gal. 5,22).

In der katholischen Tradition wurde während des frühen Mittelalters die vom Priester vollzogene Reinigungstaufe und die vom Bischof vollzogene Myronsalbung zeitlich getrennt (Taufe in Abwesenheit eines Bischofs). Die Tauf-Salbung wurde zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Daraus hat sich dann die ‘Firmung’ im Jugendalter entwickelt, die nun als ein eigenständiges Sakrament neben der Taufe gezählt wird.

Unter dem Einfluss theologischer Diskussionen mit katholischen Theologen ist die Zählung von sieben Sakramenten inzwischen auch von vielen orthodoxen Theologen rezipiert worden; daher ist auch in orthodoxen Darstellungen öfters zu lesen, dass die 52 Myronsalbung ein eigenes Sakrament sei (so dass die Feier der Initiation von manchen dann nachträglich wieder als ein trinitarisches Sakrament gedeutet wird: Reinigungstaufe - Aufnahme in die Gotteskindschaft des Schöpfers / Myronsalbung - Verleihung des heiligen Geistes / Eucharistie - Teilhabe an Leib und Blut Jesu Christi).

In den orthodoxen Kirchen ist Zubereitung und Weihe des Myron dem Kirchenoberhaupt überlassen, das jenes nach Bedarf (etwa alle fünf Jahre) in einem feierlichen Gottesdienst am Gründonnerstag zubereiten lässt. Das Myron wird so zum sichtbaren Zeichen der Kircheneinheit.

Im Anschluss an die Taufe werden die Täuflinge in den Gottesdienst geleitet (da das Baptisterium meist ein separater Raum oder ein eigenes Gebäude ist) und erhalten Anteil an der Eucharistie (sozusagen Erstkommunion). Es ist für Orthodoxe nicht nachzuvollziehen, weshalb die westlichen Kirchen Getauften den Zugang zur Kommunion bis zur Erreichung eines gewissen, willkürlich festgesetzten Alters (kath.: Erstkommunion mit ca. 7-9 Jahren; evang.: Konfirmation mit ca. 14 Jahren, wobei viele evangelische Gemeinden den Empfang des Abendmahls heute nicht mehr von der vorherigen Konfirmation abhängig machen) verwehren. Auch in einigen besonders von römisch-katholischer Tradition geprägten Ostkirchen wie den Maroniten im Libanon wird Kindern nach der Taufe nicht die Eucharistie gereicht.


Kinder in der orthodoxen Familie

Taufe eines Kindes

Wenn in einer Familie Kinder geboren werden, wünschen orthodoxe Eltern, sie bald taufen zu lassen. Den kirchlichen Regeln nach findet die Taufe nicht früher als am 40. Tag nach der Geburt statt, wenn die Mutter schon zu Kräften gekommen ist und das Recht hat, die Kirche wieder zu betreten, nachdem der Priester für sie das Reinigungsgebet gelesen hat.

Das Kind kann aber auch schon vor dem 40. Tag getauft werden, vor allem wenn es schwach oder krank ist. Wenn das Kind gefährlich krank ist, sollte man einen Priester nach Hause oder ins Krankenhaus rufen.

Im Fall von Todesgefahr kann jeder Christ, die Mutter, Krankenschwester, Hebamme, der Vater oder ein anderer Verwandter das Kind taufen. Dazu muss man Wasser vorbereiten und folgende Worte sprechen:

“Getauft wird der Diener Gottes (den Namen des Kindes nennen) im Namen des Vaters, Amen (Wasser auf den Kopf und den ganzen Körper gießen), und des Sohnes, Amen (wieder Wasser auf das Kind gießen), und des Heiligen Geistes. Amen (nochmals Wasser auf das Kind gießen).” So kann jeder orthodoxe Christ die Taufe spenden, wenn befürchtet wird, dass das Kind (oder ein Erwachsener) ohne das Sakrament der Taufe sterben könnte.

Wenn sich nach einer solchen Taufe die Gesundheit des Kindes bessert und es stark genug ist, muss man es in die Kirche bringen, damit der Priester das Sakrament durch die notwendigen Gebete ergänzt und die Myronsalbung (Firmung) spendet. Wenn das Kind oder der Kranke nach einer solchen Taufe stirbt, muss er nach allen orthodoxen Regeln eingesegnet und begraben werden, und es wird seiner als eines Getauften gedacht, unter Nennung des Namens, den er bei der Taufe erhalten hat. Natürlich sollte man bei erster Gelegenheit davon einem Priester berichten, damit er die Richtigkeit dieser Handlungen beurteilt.

Das Sakrament der Taufe ist ein Ereignis, auf das man sich ernsthaft vorbereiten soll. Zuerst legt man alles Notwendige bereit: ein Kreuz, eine Schnur oder ein Band, an dem das Kreuz hängen wird, und ein weißes, nach Möglichkeit neues Taufhemd. Das Taufkleid zieht der Priester selbst bei der Spendung der Taufe dem Täufling an, deshalb muss man es unbedingt in die Kirche mitnehmen. Außerdem ist eine große Windel (Leintuch oder Handtuch) nötig, in die man das Kind bei der Feier des Sakramentes einwickeln kann. Eine der wesentlichen Bedingungen für die Spendung der Taufe ist das Vorhandensein von Taufpaten. Nach den Regeln der Orthodoxen Kirche braucht ein Täufling einen Taufpaten: ein Mädchen eine Frau, ein Junge einen Mann. Aber nach russischer Tradition gibt es zwei Taufpaten, eine Patin und einen Paten. Es müssen dies unbedingt orthodox getaufte und gläubige Menschen sein, da sie nicht nur die Verantwortung auf sich nehmen, den Täufling auf seinem Lebensweg zu begleiten, sondern sie sollen ihn auch als guten orthodoxen Christen erziehen, als ein Kind der Kirche. Deshalb ist die Verantwortung groß, die auf dem Taufpaten liegt, denn er muss beim Jüngsten Gericht für seine Patenkinder Antwort stehen.

Wenn es die Möglichkeit für zwei Taufpaten nicht gibt, genügt einer. Taufpate kann auch ein Verwandter sein; es soll ebenfalls bedacht werden, dass die Taufpaten in Zukunft nicht mehr in ein anderes Verwandtschaftsverhältnis zum Taufkind und zueinander treten können (zum Beispiel heiraten), denn zwischen ihnen besteht eine geistliche Verwandtschaft.

Nach der Taufe verbleibt das Taufhemd im Haus und wird als etwas Heiliges aufbewahrt. Auch das Kreuz ist ein persönlicher heiliger Besitz für das ganze Leben. Von der Taufe an muss es immer beim Kind bleiben, als Schutz und Bollwerk gegen die bösen Mächte.

Natürlich empfangen kleine Kinder – wenn auch nicht mit vollem Bewusstsein – die Sakramente, denn wenn man sie von klein auf in der Orthodoxie erzieht, schaffen wir damit eine gnadenvolle Atmosphäre, in der Seele und Geist des Kindes in der Tugend erzogen werden. Wir taufen das Kind in Zuversicht und Glauben daran, dass die Gnade Gottes, die ihm im Sakrament der Taufe geschenkt wird, es immer zum Besten lenken wird. Das in orthodoxem Glauben erzogene Kind bleibt, wenn es erwachsen wird, eine freie Persönlichkeit, die vieles in ihrem Leben ändern kann – zu ihrem eigenen Glück oder Unglück.

Das Fasten beginnt für kleine Kinder nicht sofort. Nach der Meinung vieler geistlicher Väter in unserer Zeit ist es angebracht, ein Kind ab dem Alter von drei Jahren allmählich in das gemeinsame Fasten mit einzubeziehen. Zunächst betrifft das Fasten des Kindes Süßigkeiten und andere Leckerbissen, aber auch Vergnügungen. Mit dem Alter von sieben Jahren kann das Kind schon fast vollständig mit den Erwachsenen mitfasten.

Orthodoxes Glaubensbuch

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Johannes R. Nothhaas: Die Taufe

Das rechte Verständnis seiner Taufe ist für den Christen und sein geistliches Leben so wichtig wie die Quelle für den Fluss. Die Kirche hat daher für das Geschehen in der Taufe eine liturgische Form geschaffen, die dem Gläubigen zeigt, was

ihm in dieser Handlung widerfährt. Das liturgische „Tun“ und „was in diesem passiert“ sind miteinander zu einer unauflöslichen Einheit verbunden. Es gibt verschiedene Deutungen dieses Mysteriums im Neuen Testament, unter denen die des Apostels Paulus im Römerbrief am deutlichsten das Geschehen in der liturgischen Handlung

beschreibt. Da heißt es:

„Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir nun mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Laben wandeln“ (Röm 6,3-34).

Dieses „Mit-Christus-Sterben“ in der Taufe wird durch das rückwärtige Hinsinken des Täuflings in und unter das Wasser im Taufbecken liturgisch vollzogen. Der Eintritt in das neue Leben mit dem Auferstandenen wird in der Taufe ausgeführt mit dem aus dem Taufbecken nach Osten hin aufzurichtenden Täufling, wie einer der sich nun vom Schlaf erhebt. Die Symbolik der Handlung drückt

aus, was geschieht: Wir steigen mit Christus in den Tod und bekommen in der Taufe gleichzeitig Anteil an der Kraft seiner Auferstehung. In der Taufe wird der Keim für unsre eigene leibliche Auferstehung in uns gelegt. D. h., so wie das Totenreich den in ihn eingegangenen Gekreuzigten nicht festhalten konnte, so muss es auch uns am Jüngsten Tag freilassen. Dem Tod bleibt also nicht einmal unser Leib.


Wie soll man dieses Taufgeschehen verstehen?

Zum rechten Verständnis unsrer Taufe müssen wir uns zwei Dinge bewusst machen:

  1. In der Taufe hat ein Handeln Gottes an uns stattgefunden, wie die Vergangenheitsformen der Verben in Röm 6,3ff. es belegen.
  2. Hier handelt Gott, der Raum und Zeit geschaffen hat, und daher auch über diese verfügen kann, was unser Fassungsvermögen übersteigt; es geht um ein Geschehen „über und außer und in dieser Welt zugleich“, d.h. das transzendent und immanent zugleich ist.

Zu 1.

Es wäre ein Missverständnis der Taufe, in ihrem liturgischen Vollzug eine symbolische Handlung im Sinne eines rein zeichenhaften äußeren Tuns zu sehen. Der Inhalt würde dann vom Menschen geliefert, der mit seiner Frömmigkeit die Handlung geistlich deutet oder mit seiner Entscheidung auffüllt. Es wäre dann der Mensch, der in der Taufe handelte. Die Vergangenheitsformen der Verben in Röm 6 besagen jedoch, dass an dem Menschen etwas geschehen ist, d.h., Gott ist in der Taufe der Handelnde.

Wenn die Taufe nur die Antwort des Glaubens auf die Verkündigung des Evangeliums wäre, hätte die Kindertaufe keine Berechtigung. In Wirklichkeit ist aber die Taufe, wie Röm 6,1-11 zeigt, für den Täufling eine Empfangshandlung.

Wenn aber durch die Taufe die Aufnahme des Täuflings in das Heilshandeln Jesu Christi, d. h. in das Reich Gottes erfolgt, wer kann der Kirche dann vorschreiben, Kinder davon auszuschließen? Das Verhalten Christi gegenüber Kindern

ist der unwiderlegbare Hinweis, dass auch deren Aufnahme in das Gottesreich nichts entgegensteht.

Zu 2.

Was das Begreifen der Taufe für den Menschen so schwer macht, ist, dass wir mit einem ganz anderen Verständnis von Tod konfrontiert werden. Der Tod ist nicht mehr fixiert auf das biologische Ende des Lebens, auf das sog.

„eherne Gesetz der Natur“, das einem atheistischen Weltbild entspricht. Der Tod ist in christlicher Sicht eine personale gottfeindliche Macht, die die Vernichtung des Menschen will. Durch den Sündenfall hat er seine Herrschaft über den Kosmos errichten können. Ihm tritt Gott entgegen, indem er seinen Sohn Mensch werden lässt. Da der Tod alle Menschen, die sterben, aufnehmen muss, hatte er keine Möglichkeit, dem gekreuzigten und getöteten Gottessohn auszuweichen. Es geschah und geschieht das, was der hl. Ephrem der Syrer wie folgt über den Einzug Jesu Christi in den Hades im 37. Hymnus besingt:

Du gabst für unsern Leib deinen Leib dem Tod, der uns verschlungen hatte, ohne satt

zu werden. Durch dich allein wurde er satt; und er barst

Christus zerbricht die Macht des Todes durch dessen eigenes, alles Leben verschlingende Prinzip, wie es das Ostertroparion uns zeigt:

Christus ist erstanden von den Toten

und hat den Tod durch den Tod zertreten und denen in den Gräbern

das Leben geschenkt.

In der Taufe werden wir diesem Tod Christi „einverleibt“ und damit auch Anwärter auf die Auferstehung des Leibes, wie sie an Christus geschah.


Mit anderen Worten: Unser Tod in der Taufe ist der „große, befreiende Tod“, , das Unterpfand für die Auferstehung unsres Leibes aus dem Grab.. Demgegenüber ist der physische Tod an unserem Lebensende für den Gläubigen nur der „kleine Tod“, der Durchgang unsrer Seele zu Christus. Unser Leib ruht in der Erde und wird bei der zweiten Ankunft Christi wieder mit der Seele vereint.

Diese Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Leib, die sich bei Christus nach seiner Kreuzigung drei Tagen später vollzog, als er den Aposteln erschien, werden auch wir erleben. Die Taufe hat uns nämlich nicht nur mit dem Tod Jesu Christi vereint, sondern auch mit der Leben spendenden Kraft seiner Auferstehung. Die Zeit zwischen unserem physischen Tod und der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, in der unser Leib in der Erde ruht, werden wir nicht spüren, weil unsere Seele mit unserem Lebensende jenseits von Raum und Zeit ist, wo „tausend Jahre sind wie ein Tag und wie eine Nachtwache“. So könnte es sein, dass wir nach unserem Tod, da wir Zeit nicht mehr spüren, unmittelbar vor den Richterstuhl Christi treten. So können wir ohne Bedenken sagen, dass unsere Taufe unser Ostern ist. Das griechische Wort „pas/cha“, das aus dem Hebräischen stammt, bedeutet “Hinübergang“, gemeint ist der Hinübergang vom Tod zum Leben. Der Heilige Geist ist es, der ja seit Pfingsten in der Kirche und daher in jeder Taufe wirkt. Er vereint den Täufling mit dem Sterben und Auferstehen Jesu Christi damals vor fast 2000 Jahren, reißt uns wie die Verstorbenen aller Zeiten heraus aus der Macht des Todes.

So setzt die Taufe einen Anfang in unserem Leben, der über unser Lebensende hineinreicht in das ewige Leben und dort in der Gemeinschaft des Lebens vor Gott seine Vollendung findet. Dies ist die eschatologische Dimension der Taufe.

Es ist deutlich geworden, wie das Geschehen in der Taufe eine Einheit bildet mit ihrem liturgischen Vollzug. Leider haben Theologen einer späteren Zeit, diese Einheit in zwei Teile aufgespalten, in „materia“ und „forma“, d.h. in Inhalt und Form. Durch diese Trennung war die Möglichkeit gegeben, beide Teile verschieden zu werten und die Form, den äußeren Taufvollzug, zu verändern zur Begieß- bzw. Besprengtaufe.

Beide Taufformen geben jedoch in ihrer Symbolik nicht mehr den Zusammenhang von Taufe mit Tod und Auferstehung Jesu Christi wieder. Daraus folgt, dass dann auch der Inhalt des Taufgeschehens verdunkelt wurde, weg von der inhaltstärksten Aussage über die Taufe wie sie Paulus in Röm 6 geliefert hat. So konnten sich diese veränderten Taufformen, die im ersten Jahrtausend nur für den äußersten Notfall geduldet waren, zur Norm erheben.

Die heute in den nichtorthodoxen Christentümern des Westens übliche Besprengform stellt einen Traditionsbruch gegenüber dem altkirchlichen Taufverständnis dar. Sie ist unvereinbar mit dem Taufgebrauch der orthodoxen und orientalischen Kirche von heute, wie auch mit der Praxis der westlichen Christenheit, die bis ins hohe Mittelalter mit den großen Taufbecken immer noch richtig liturgierte, ja sogar mit dem Kleinen Katechismus Martin Luthers, in dem davon die Rede ist, „dass der alte Adam ersäuft werde“. So widerspricht sie auch der modernen protestantischen Exegese, die fein herausgearbeitet hat, dass die Taufe ein Tod ist.

Was bewirkt die Taufe?

Die Taufe ist ein Heil stiftendes Handeln Gottes an den Getauften. Wer nicht getauft ist, hat keinen Zugang zu Gottes Herrlichkeit (Joh 3,3-5). Der Täufer ist lediglich Vermittler von Gottes Gnade. In der Taufe wird der Heilige Geist verliehen und ist von da an im Getauften wirksam. Durch die Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ ist der Mensch eine „neue Schöpfung“.

Diese Begabung zum Guten ist auch eine Verpflichtung zum Guten. Die Taufe ist das Einpflanzen eines Sprösslings, der für ein lebenslanges geistliches Wachstum gepflegt werden muss. Das Leben im Glauben ist eine andauernde geistliche Anstrengung für das Gute und gegen die Versuchungen zur Sünde. Sündhafter Lebenswandel kann die Taufgnade und das Wirken des Heiligen Geistes schwächen und in schwersten Fällen (v. a. bei Abfall vom christlichen Glauben) sogar beenden.

Durch die Taufe wird das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt verliehen. Sie begründet die Hoffnung, nach dem Tode und der allgemeinen Auferstehung der Toten Zutritt zu Gott und in die Gemeinschaft der Heiligen zu erhalten. Die Taufe bedeutet die Aufnahme in die Kirche, die eine weltweite „ökumenische“ Kirche ist, und nicht in eine bestimmte Ortskirche.

Der Gedanke, aus einer „Kirche“ auszutreten und dennoch zugleich „gläubiger Christ“ zu bleiben, ist für Orthodoxe nicht nachzuvollziehen. Austritt aus der Kirche Gottes ist unvermeidlich Abfall vom christlichen Glauben mit allen Konsequenzen. Deshalb kann eine „Wiederaufnahme“ nur als Bekehrung vom Unglauben zum christlichen Glauben verstanden und auch kirchenrechtlich nur so geregelt werden (vorangehende Kirchenbuße etc.). Ein Übertritt in eine andere christliche Kirche ist freilich anders zu bewerten.

Die Taufe bewirkt auch ein Eltern-Kind-Verhältnis zwischen den Taufkindern und den Pateneltern; diese haben eine hohe persönliche Verantwortung für die christliche Erziehung ihrer Taufkinder. Die geistliche Elternschaft wird sehr ernst genommen; Pateneltern sind leiblichen Eltern soweit gleichgestellt, dass sexuelle Kontakte zwischen Pateneltern und Patenkindern als Inzest angesehen werden (also Heirat unmöglich ist). In einigen Ortskirchen sind auch leiblich nicht verwandte Patenkinder derselben Pateneltern eherechtlich leiblichen Geschwistern gleichgestellt sind, was ihre Heirat auch unmöglich macht.

Taufregister und Bescheinigungen

Der taufende Priester führt in seiner Gemeinde ein Taufregister, in dem alle Taufen aufgezeichnet sind. Taufbriefe o. ä. als Nachweise für die Getauften sind nicht allgemein üblich. Das Wissen um die Taufe wird bei Kindern von der Familie (Eltern, Paten, Verwandte) vermittelt und erweist sich durch das „Dabeisein“ im kirchlichen Leben, vor allem in der Teilnahme am Gottesdienst. Viele Orthodoxe tragen ein Leben lang ein (goldenes) Kreuz um den Hals, das sie bei der Taufe von den Pateneltern geschenkt bekamen; dieses erinnert sie stets an ihr Getauftsein und ihre Zugehörigkeit zu Jesus Christus. In manchen Gegenden des Orients (bes. in Ägypten) ist es Brauch, sich ein Kreuz (z. B. auf das innere Handgelenk) tätowieren zu lassen, was als Bekenntnis zur christlichen Kirche und als Nachweis der Taufe gilt.

Da es kein vernetztes System des zwischengemeindlichen Datenaustausches gibt, können Taufbescheinigungen nur von der Gemeinde ausgestellt werden, in der getauft wurde. Dies ist nur durch Anreise dorthin zu bewerkstelligen und von Emigrierten (besonders aus Krisengebieten) nur schwer oder sogar überhaupt nicht zu leisten. Bedingung für die Ausstellung eines Patenscheines ist die nachgewiesene orthodoxe Taufe. Wesentliche Aufgabe der Pateneltern ist, das Taufkind in die Gemeinschaft der orthodoxen Kirche zu geleiten. Daher ist es für den Priester aus seiner Sicht eine Zumutung, eine Bescheinigung auszustellen, die für die Taufe in einer nicht-orthodoxen Kirche bestimmt ist. Orthodoxe Pateneltern bei einer evangelischen Taufe werden daher in der Regel keinerlei Bescheinigungen vorlegen können. Bei orthodoxen Taufen werden nur Orthodoxe als Pateneltern kirchenrechtlich anerkannt. Dabeizustehen und zu der Familie des Taufkindes enge Kontakte zu haben, kann von orthodoxen Priestern stillschweigend zugelassen werden, ohne dass sich daraus rechtlich verbindliche Positionen ergeben.

Da die Taufe in die orthodoxe Kirche und das Reich Gottes hineinführt, gibt es keine juristisch definierte Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirchengemeinde. „Mitgliedskarteien“ wie im deutschen Territorialsystem gibt es in dieser Form i. d. R. nicht. Folglich kann es auch keine Bescheinigungen über die Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde geben; dies ist z. B. beim Übertritt zur Evangelischen Kirche zu berücksichtigen. Man kann aber durchaus versuchen, eine Gemeinde-Zugehörigkeitsbescheinigung vom Pfarrer zu erbitten, wenn er die Gemeindeglieder persönlich kennt.

Wechselseitige Anerkennung der Taufe?

Von Seiten der Evangelischen Kirchen gibt es keinen Zweifel daran, dass orthodoxe Taufen als geistlich wirksam und kirchenrechtlich gültig anzuerkennen sind. Aufgrund der starken Abweichungen des Taufrituals und vorerst nicht zu überbrückender Differenzen im Verständnis des kirchlichen Amtes ist es hingegen für die Orthodoxen schwierig, auch in einer evangelischen Taufe eine wirksame und gültige Taufe zu erkennen.

Unterredungen im Rahmen bilateraler theologischer Dialoge haben in den vergangenen Jahrzehnten viele orthodoxe Vorbehalte abbauen können. So gibt es einzelne orthodoxe Kirchen, die evangelische Taufen stillschweigend anerkennen. Eine allgemeine kirchenrechtliche Anerkennung gibt es noch nicht, weil dies nur für alle orthodoxen Kirchen gemeinsam von einem panorthodoxen Konzil ausgesprochen werden könnte. Ein solches Konzil, das auch noch viele andere innerorthodoxe Probleme zu behandeln hätte, ist zwar seit Jahrzehnten in Vorbereitung, hat aber noch nicht stattgefunden. Daher ist bis auf weiteres von einer schwebenden Anerkennung auszugehen. Nach einem kürzlich bekanntgegebenen Beschluss der „Kommission der Orthodoxen Kirchen in Deutschland“ (KOKiD) gelten evangelische Christen grundsätzlich als getauft, auch wenn es vorerst noch keine offizielle kirchenrechtliche Anerkennung ihrer Taufe gibt.

Bei manchen anderen orthodoxen Kirchen gibt es weiterhin erhebliche Zweifel an der Gültigkeit der evangelischen Taufe (z. B. Russische Orthodoxe Kirche im Exil). Um sicher zu stellen, dass etwa im Falle eines Übertrittes oder einer Ehe mit einem Partner, der einer solchen Kirche angehört, die Person evangelischer Herkunft auch wirklich getauft ist, wird eine sogenannte „Konditionaltaufe“ durchgeführt („Für den Fall, dass NN nicht getauft sein sollte, ...“). Dies darf nicht mit einer Wiedertaufe verwechselt werden, auch wenn ein solches Missverständnis nahe liegt; es besteht die Hoffnung, dass durch weitere theologische Konsultationen mittelfristig diese problematische Praxis ein Ende findet.

Quellen
Priester Johannes R. Nothhaas, Orthodoxe Gemeinde des Hl. Christophorus, Mainz. Bei Fragen an den Autor zum Artikel und dem orthodoxen Glauben: nothhaas@googlemail.com
Nach © "Orthodoxe Gemeinden im Bereich der EKHN", Frankfurt/Main, September 2002.

Siehe auch

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