Heilige Gegenstände

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Orthodoxes Glaubensbuch - Heilige Gegenstände zu Hause

In der Orthodoxen Kirche ist es üblich, verschiedene Dinge weihen zu lassen, die der Mensch für sein Leben benötigt. In erster Linie sind dies Brot und Wasser. In fast jeder gläubigen orthodoxen Familie werden neben den Ikonen ein Fläschchen mit Weihwasser (svjataja voda – Heiliges Wasser) und eine Prosphore aufbewahrt. Die Prosphore wird, solange sie noch weich ist, gewöhnlich in kleine Stückchen geschnitten. Danach werden diese getrocknet, und jeden Morgen vor dem Essen wird auf nüchternen Magen ein mit Weihwasser getränktes Stückchen als etwas Heiliges verzehrt. Dies wird üblicherweise nach den Morgengebeten gemacht. Durch das Gebet wird der Geist geheiligt, der sich vor dem Tageswerk an Gott wendet, mit der Prosphore und dem Heiligen Wasser beginnen Essen und Trinken mit Gottes Segen. Um genügend Weihwasser zu Hause zu haben, sollte man bei Bedarf in der Kirche Bittandachten mit einer Wasserweihe bestellen; um Prosphoren zu erhalten, muss man i[[ der Kirche vor der Liturgie Namenszettel abgeben, auf denen die Namen der uns Nahestehenden und Verwandten verzeichnet sind, die der Lebenden und Verstorbenen. Nach der Liturgie kann man eine “ausgenommene” Prosphore erhalten, d. h. eine Prosphore, aus der ein Teilchen (Partikel) herausgenommen worden ist, als der Priester bei der Proskomidie die Lebenden und Verstorbenen kommemoriert hat.

Außer der Prosphore und dem Heiligen Wasser werden in den Häusern der orthodoxen Christen noch andere heilige Dinge aufbewahrt. In der ersten Woche nach Ostern wird in der Kirche der Artos geweiht, ein besonderes großes Brot mit der Darstellung der Auferstehung Christi. Dieses Brot steht die ganze Lichte Woche in der Kirche vor der Königstür der Ikonostase. Während der Prozessionen, wenn alle mit Fahnen, Ikonen und dem Kreuz ins Freie hinausgehen und unter Gesängen und der Lesung des Evangeliums die Kirche umschreiten, wird gewöhnlich auch der Artos mitgetragen.

Am Samstag der Osterwoche wird er nach einem besonderen Gebet in Teile geschnitten, die danach an die Gläubigen verteilt werden. Der Artos wird zu Hause für besondere Gelegenheiten aufbewahrt, er wird bei Krankheit zur Stärkung der seelischen und körperlichen Kräfte eingenommen.

Weiterhin gilt das geweihte Wasser des Festes der Taufe Christi als besonders heilig, es heißt auf Griechisch Agiasma. Es wird an zwei Tagen geweiht: am Vortag von Epiphanie im Anschluss an die Liturgie und das zweite Mal am Festtag selbst. Ungeachtet der im Volk aufgekommenen Vorstellung, dass das erste Wasser “heiliger” sei, ist dies nicht so. In Wirklichkeit wird an beiden Tagen das Wasser mit dem gleichen Ritus geweiht, und es hat die gleiche Kraft.

In den Wohnungen der orthodoxen Christen wird auch geweihtes Öl aufbewahrt, das nach dem Sakrament der Krankensalbung übriggeblieben ist. Es wird bei Wiederauftreten der Krankheit verwendet, um deren Heilung bei der Spendung des Sakramentes gebetet wurde.

All dies sind gewöhnliche materielle Dinge, aber bei der Weihe erhalten sie eine übernatürliche Qualität, und sie vermögen – nicht aus eigener Kraft, sondern durch Gottes Kraft – alle zu heiligen, die sie mit Glauben berühren oder einnehmen. “Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes”, sagt der Apostel Paulus (1Kor 10,31). Die geweihten Substanzen – Wasser, Brot und Öl – erleichtern die Ausführung von Werken zur Ehre Gottes und heiligen uns. Wenn der Christ sie mit Glauben verwendet, gewinnt er größere Kraft und stärkeren Schutz.

Im Großen Rituale sind Gebete zur Weihe verschiedener Dinge des Alltags enthalten. Es sind dies Kleidung, Salz, Häuser und Wohnungen, Wagen, Tiere, Felder, Brunnen, Viehherden usw. Früher wurde überhaupt jede neue Sache geweiht, die in das Haus gebracht wurde. Dadurch stand ihre Verwendung für den Christen von Anfang an unter dem Segen Gottes.


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