Sofronij Sacharow

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Sofronij Sacharow.jpg
Mönch Sofronij, ein Photo vom 1932

Archimandrit Sofronij (Sacharow) ist bekannt als Schüler und Biograph des Hl. Siluan von Athos, dessen Werke er auch sammelte und herausgab, und als Begründer des [[Stavropegialen Patriarchenklosters des Hl. Johannes dem Täufer in Tolleshunt Knights, Essex/England]].


Frühes Leben

Sergej Simeonowitsch Sacharow wurde am 23. September 1896 als Kind orthodoxer Eltern in Russland geboren. Als Kind betete er täglich, später 45 Minuten am Stück, ohne dazu angehalten worden zu sein. Schon als Kind sah er das „Ungeschaffene Licht“. Er las viel, unter anderem die russischen Klassiker Gogol, Turgenjew, Tolstoi, Dostojewski und Puschkin.

Dank seinem großen künstlerischen Talent studierte er von 1915 bis 1917 an der Kunstakademie und von 1920 bis 1921 an der Moskauer Schule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Er setzte die Kunst als Mittel ein, die ewige Schönheit zu entdecken“ und „die gegenwärtige Wirklichkeit zu durchbrechen … hin zu neuen Seinshorizonten“. Dies half ihm später, zwischen dem Licht der menschlichen Intelligenz und Gottes Ungeschaffenem Licht zu unterscheiden.

Ungefähr zu dieser Zeit, als er an der Moskauer Schule studierte, sah Sergej den Schwerpunkt des Christentums auf der persönlichen Liebe als begrenzt an; er fiel von der Orthodoxie ab und wandte sich mystischen indischen Religionen zu, die sich auf das unpersonale Absolute konzentrieren.

1921 verließ er Russland; teilweise, um seine künstlerische Laufbahn in Westeuropa fortzusetzen, und teilweise, weil er kein Marxist war. Er ging zuerst nach Italien, dann nach Berlin und ließ sich 1922 in Paris nieder.


Paris

Nach Sergejs Ankunft in Paris 1922 gab es einige Ausstellungen mit seinen Werken, die die öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Sergej war aber zunehmend unzufrieden mit der für ihn unausweichlichen Unmöglichkeit, Reinheit künstlerisch auszudrücken. Er kam auch zu der Erkenntnis, dass das rationale Bewusstsein außerstande sei, eine Antwort auf das Problem des Todes zu finden.

1924 kam Sergej zu dem Schluss, dass das christliche Gebot, Gott mit seinem ganzen Wesen zu lieben, nicht nur eine psychologische, sondern eine ontologische Angelegenheit sei; dass diese totale Liebe die einzig mögliche Beziehung zu Gott darstelle; und dass diese Liebe definitiv eine persönliche Sache sein müsse. Am Karsamstag dieses Jahres kehrte er zur Christlichkeit zurück. Er machte die Erfahrung des Ungeschaffenen Lichtes in einer unvergleichlichen Intensität und distanzierte sich daraufhin vom Kunstgewerbe. Sergej wurde einer der ersten Studenten am Orthodoxen Hl.-Sergius-Institut für Theologie in Paris. Er wurde unterrichtet von Vater Sergius Bulgakow und Nikolaj Berdjaew, die ihn zwar beeinflussten, wegen ihrer internen Auseinandersetzungen (Bulgakows Sophiologie vs. Berdjajews Anti-Asketismus) aber nur begrenzt.

Unzufrieden mit dem formalen Theologiestudium, verließ Sergej das Institut 1925, um Mönch am Berg Athos zu werden.


Berg Athos

Sergej kam 1926 am Berg Athos an und trat in das Russische Orthodoxe Kloster des Hl. Panteleimon ein, um das Beten und die richtige Einstellung zu Gott zu erlernen. Er wurde unter dem Namen Bruder Sophronij aufgenommen. 1930 wurde er vom Hl. Nikolaj von Žiča zum Diakon geweiht und wurde Schüler beim Hl. Siluan dem Athoniten, der einen lebenslangen starken Einfluss auf ihn ausüben würde. Der Hl. Siluan war eher ungebildet und hatte kein formales theologisches System, aber sein Leben atmete Theologie. Dies lehrte er Bruder Sophronij, welcher es später systematisieren würde.

Von 1932 bis 1946 hielt Vater Sophronij Schriftverkehr mit Vater David Balfour, einem ehemaligen Katholiken, der zur Orthodoxie übergetreten war. Diese Briefe belegen Sophronijs Kenntnisse über die Kirchenväter und brachten ihn dazu, seine theologischen Gedanken zu formulieren und die Unterschiede zwischen westlichem und östlichem Denken herauszuarbeiten. Viele seiner späteren Gedanken entstanden aus diesen in der Korrespondenz behandelten Themen.

Am 24. September 1938 starb der Hl. Siluan. Gemäß seinen Anweisungen verließ Sophronij das Klostergelände und ließ sich in der Wildnis um den Athon nieder: erst bei Karoulia, dann bei einer Höhle unweit vom St.-Paul-Kloster. Dort verbrachte er die Zeit des Zweiten Weltkriegs und betete so inbrünstig, dass seine Gesundheit Schaden nahm. Dies zeigte ihm, wie alles Menschliche miteinander zusammenhängt. 1941 wurde er zur Priesterschaft berufen und wurde geistlicher Vater vieler Mönche am Athos.


Rückkehr nach Paris

Es gibt mehrere mögliche Gründe, warum Sophronij Athos wieder verließ. Es mag seinem sich verschlechternden Gesundheitszustand geschuldet gewesen sein, oder um die Werke des Hl. Siluan zu veröffentlichen, oder um seine theologische Ausbildung zu beenden; vielleicht war es auch einfach problematisch als Nicht-Grieche nach dem Zweiten Weltkrieg am Berg Athos. Jedenfalls zog es Sophronij nach Paris, wo Balfour ihm zu einem Pass verhalf. Die Fakultät des St.-Sergius-Instituts hätte es ihm ermöglicht, auf seine Bedürfnisse zugeschnitte Kurse zu absolvieren, bestand aber darauf, er müsse zuerst die angeblich fehlende Gnadenfülle des Moskauer Patriarchats anerkennen. Sophronij lehte ab und konnte deshalb nicht ans Institut zurückkehren. Er zog ins Russische Haus, einem Altbau in St Genevieve-des-Bois, wo er dem dortigen Priester assistierte und als Beichtvater tätig war. Er hatte eine größere Operation wegen eines Magengeschwürs.

Im Jahr darauf erstellte er die erste fotokopierte Ausgabe von Starez Siluan. In diesem Text beschrieb er die theologischen Prinzipien des Hl. Siluan und erklärte zahlreiche fundamentale Konzepte, darunter das „Gebet für die ganze Welt“, Gottverlassenheit und die Idee der miteinander verbundenen Menschheit.

Von 1950 bis 1957 arbeitete Sophronij mit Wladimir Losskij am Messager de l’Exarchat du Patriarche Russe en Europe Occidentale. Durch seine Ergänzung des Sophronijs Werkes über die Dreieinigkeitsphilosophie und ihre Anwendung in der Kirche und der Menschheit beeinflusste Losskij Sophronijs Denken über viele Anliegen der Gegenwart. Aber Losskij hätte weder von einer vergöttlichten Natur des Menschen gesprochen noch von der Idee der Gottverlassenheit im positiven Sinne, wie es Sophronij tat.

1952 erstellte Sophronij eine zweite, professionelle Ausgabe von Starez Siluan, was sowohl dem Hl. Siluan als auch Sophronij selbst große Aufmerksamkeit einbrachte. Angeregt durch Losskijs Kritik, der keinen theologischen Wert in den Werken des Heiligen zu erkennen vermochte, hatte Sophronij eine theologische Einführung hinzugefügt.


Essex, England

1958 hatte Sophronij eine Menge Menschen um sich versammelt, die ein klösterliches Leben führen wollten. Ein Grundstück in Tolleshunt Knights in Essex/England wurde ausgewählt und im Jahr darauf dort unter der Zuständigkeit von Metropolit Anthony (Bloom) von Sourozh die Gemeinschaft des Hl. Johannes dem Täufer gegründet. Das Kloster beherbergte sowohl Mönche als auch Nonnen und tut dies bis heute; es hatte zu Beginn sechs Mitglieder. 1965 ging es in die Zuständigkeit des Ökumenischen Patriarchats über, was sich in dem Namenszusatz „Patriarchal“ niederschlug. Später wurde es in den Rang „Stavropegial“ erhoben.

1973 wurde eine vollständigere Übersetzung der Vita des Hl. Siluan unter dem Titel Monk of Mt Athos („Mönch am Berg Athos“), veröffentlicht, gefolgt von Wisdom of Mt Athos („Weisheit vom Berg Athos“), den Schriften des Hl. Siluan. Danach wandte sich Sophronij seinen eigenen Werken zu; 1977 veröffentlichte er His Life is Mine („Sein Leben ist mein“) und 1985 We Shall see Him As He Is („Wir sollen Ihn sehen, wie Er ist“). Dieses letztere Buch, eine offene und ehrliche spirituelle Autobiographie, wurde unterschiedlich aufgenommen; im Westen vorwiegend beifällig, in Russland eher kritisch. Die Kritik war teilweise so beißend, dass Sophronij, auch wegen fortschreitender Krankheit, danach nichts mehr geschrieben hat.

1987 wurde der Hl. Siluan von Athos vom Ökumenischen Patriarchat heilig gesprochen, zweifellos auch durch das Verdienst von Starez Sophronij.

Ereignisse rund um sein Ableben

Das Kloster war unterrichtet worden, dass es Bestattungen auf seinem Grund nur vornehmen dürfe, wenn eine unterirdische Krypta gebaut würde; so begann man eine solche anzulegen, und Sophronij sagte, er würde nicht eher scheiden, als dass die Krypta fertig wäre. Als die Fertigstellung für den 12. Juli 1993 angekündigt wurde, sagte Sophronij, er „werde bereit sein“. Am 11. Juli verschied er, und am 14. wurde er bestattet, begleitet von Mönchen und Nonnen aus aller Welt. Damals beherbergte das Kloster 25 Mönche und Nonnen, eine Zahl, die seitdem konstant geblieben ist.

Mutter Elisabeth, die älteste Nonne, starb kurz darauf, am 24. Juli. Dies entsprach Sophronijs Vorhersage, dass er zuerst sterben werde und sie kurz darauf. On Prayer („Vom Gebet“), ein Buch mit Sophronijs Schriften über das Beten, besonders das Jesusgebet, wurde posthum veröffentlicht.


Bücher

  • The Undistorted Image: Staretz Silouan, 1866-1938, 1948, 1952. Faith Press, 1958 (ISBN B0007IXVB0).
  • The Monk of Mount Athos: Staretz Silouan 1866-1938, Mowbray, 1973 (ISBN 0264646185). St. Vladimir's Seminary Press, 1997 (ISBN 091383615X).
  • Wisdom from Mount Athos: The Writings of Staretz Siloan 1866-1938, St. Vladimir's Seminary Press, 1975 (ISBN 0913836176).
  • His Life is Mine, St. Vladimir's Seminary Press, 1977 (ISBN B000B9E2WW). St. Vladimir's Seminary Press, 1997 (ISBN 0913836338).
  • We Shall See Him As He Is, 1985. Essex, England: Stravropegic Monastery of St. John the Baptist, 1988.
  • Saint Silouan, the Athonite, St. Vladimir's Seminary Press; reprint edition, 1999 (ISBN 0881411957).
  • On Prayer, St. Vladimir's Seminary Press, 1998 (ISBN 0-88141-194-9).


Biografisches

  • Christ, Our Way and Our Life by Archimandrite Zacharias. "A Presentation of the theology of Archimandrite Sophrony." (ISBN 1-878997-74-2).
  • I Love Therefore I Am by Nicholas V. Sakharov. St. Vladimir's Seminary Press, 2003 (ISBN 0-88141-236-8).