Nikolai Iwanow

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Erzpriester Nikolai Iwanow, Doktor der Theologie und ältester Mitarbeiter beim „Journal des Moskauer Patriarchats“ («Журнал Московской Патриархии»), wurde 1904 in Pensa in eine tief gläubige Familie hineingeboren. Noch als Kind begann er, im Altarraum der gemeindlichen Mariä-Obhut-Kirche aufzuwarten. Mit der Zeit wurde er Subdiakon und Lektor an dieser Kirche und Mitglied des Kirchenrates.

Nikolai lernte zuerst am Gymnasium, dann in einer Arbeitsschule, die er 1923 abschloss. Danach absolvierte er Stenographie-Kurse und arbeite bis 1928 als Stenograph.

Nach dem Tod seines Vaters und unter den Bedingungen der sich verstärkenden Schwierigkeiten der Kirche zog Nikolai nach Moskau, wo er als Sekretär arbeitete. 1928 begann er ein Fernstudium an der Astronomischen Abteilung der Moskauer Universität, das er aber nicht abschloss. Als aufgeschlossener Mensch knüpfte Nikolai zahlreiche Bekanntschaften mit Menschen, die ihm spirituell nahe standen. Im Herbst 1933 wurde er wegen der Anzeige eines „Erneuerers“ wegen der angeblichen Organisation der religiösen Jugend zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt. 1935 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen und begann als Topograph im Bezirk Kuibyschew (heute Samara) zu arbeiten. 1945 wurde seine Strafe aus dem Register gelöscht, und er kehrte nach Moskau zurück.

Der Wunsch nach einer geistlichen Tätigkeit ließ Iwanow nie los, und so begann er im demselben Jahr ein Studium am Orthodoxen Theologischen Institut der Moskauer Patriarchie, das er ab 1946 an der wiedereröffneten Moskauer Geistlichen Akademie fortsetzte. Um seine Familie zu ernähren, arbeitete er zugleich als Altardiener und Hausmeister der Hl.-Dreiheits-Kirche in der Nowoworotnikowskij Pereulok in Moskau.

1950 absolvierte Iwanow die Moskauer Geistliche Akademie als Doktor der Theologie und wurde als Lehrer ans Geistliche Seminar Saratow ordiniert. Im Seminar leitete er den Kurs für das Alte Testament und befreundete sich mit den zukünftigen Metropoliten Erzbischof Gurij (Jegorow) und Ioann (Wendland). 1955 wurde Nikolai von Erzbischof Gurij zum Diakon und anschließend zum Bischof geweiht.

1956 wurde Iwanow Mitglied im Rat für das Verlagswesen der Moskauer Patriarchie. Hier arbeitete er zehn Jahre lang bis zum Ruhestand als Herausgeber. Während dieser Jahre erschienen von ihm im Journal des Moskauer Patriarchats über 70 Artikel zu verschiedensten Themen der Theologie, Kirchengeschichte, Liturgik und des kirchlichen Lebens. Auch im Ruhestand beschäftigte sich Vater Nikolai weiterhin intensiv mit Theologie. Er schrieb viel zur Kirchengeschichte und wusste über alle kirchlichen Ereignisse gut Bescheid. Für seine unermüdliche Tätigkeit zum Wohle der Kirche wurde Vater Nikolai zum Erzpriester erhoben.

In den 1970er Jahren begann Vater Nikolai ein großes Werk zur Auslegung der ersten Kapitel des Buches Genesis unter Bezugnahme auf moderne wissenschaftliche Erkenntnisse. Das angedachte Werk war so komplex und umfangreich, dass es seine ganze Zeit in Anspruch nahm und Spezialkenntnisse in den Bereichen Philosophie, Physik, Biologie, Geologie und anderen Wissenschaften erforderte. Vater Nikolai beteiligte viele junge Wissenschaftler an seiner Arbeit, mit denen er seine Konzepte diskutierte. Auch wenn Vater Nikolai nicht auf jedem Gebiet der Wissenschaft Experte war, konnte er das Problem des Verhältnisses der Texte der Heiligen Schrift und der modernen wissenschaftlichen Vorstellungen erstaunlich präzis formulieren. Diesem Ziel dienten auch die in dieser Sammlung enthaltenen theologischen Mini-Essays. Sie wurden zu verschiedenen Zeitpunkten geschrieben, meist in den 1960er und 1970er Jahren. Als maschinenschriftliche Kopien verbreiteten sie sich in Moskau unter Menschen, die sich nach Worten über Gott sehnten. Auch heute helfen sie vielen Menschen, sich vom Atheismus zu heilen.

Nach seinen langen Tugendtaten christlicher Erleuchtung und Hirtendienstes ging Vater Nikolai 1990 heim zum Herrn.