Johannes der Faster

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Gedächtnis: 2. September

Der heilige Johannes der Faster wurde zur Zeit der Regierung des byzantinischen Kaisers Justin I. (518-527) in einer Handwerkerfamilie in der damaligen Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) geboren. Er erlernte zunächst einen einfachen Metallberuf und dann noch den Beruf des Goldschmiedes, um sich auf die Tätigkeit des Münzprägers spezialisieren zu können. Die Münzen und Medaillien der damaligen Zeit stellen wahrhafte Kunstwerke dar und bilden in vielen Fällen die einzige bildliche Überlieferung der damaligen Herrscher. Johannes war auch bildhauerisch tätig, um seiner künstlerischen Begabung in noch größeren Werken Ausdruck verleihen zu können.

Johannes zeigte von Jugend an große Tugend und eine glühende Liebe zu Gott. Noch als junger Mann wanderte er zusammen mit Eusebius, einem alten Mönch aus Palästina. Dabei vernahm Eusebius plötzlich eine Stimme aus einer unsichtbaren Quelle: "Vater, geh nicht zur Rechten des großen Johannes!" Diese Stimme Gottes sagte Johannes spätere Berufung zu dem hohen Dienst des Patriarchen von Konstantinopel voraus.

Johannes war in seinen weltlichen Berufen ohne Fehl und Tadel, obwohl er mit sehr wertvollen Materialien umging. Der damalige Patriarch Johannes III. Scholastikos (565-577) setzte ihn deshalb als Diakon an der Hagia Sophia ein und übertrug ihm die Verantwortung der Almosenverteilung an die Armen. Dieser Aufgabe wurde er trotz seiner fehlenden theologischen Bildung, welche er durch reine Herzensbildung ersetzte, mehr als gerecht. Unserem mitleidsvollen Herrn nacheifernd, erwies sich Johannes hierbei von echter Nächstenliebe beseelt. So unterschied er nie zwischen Würdigen und Unwürdigen und verteilte, ohne dabei zu zählen. Dennoch schien sein Beutel unerschöpflich, weil ihn Gott immer wieder füllte, und alle empfingen von ihm in Fülle, die zu ihm kamen.

Als Johannes III. Scholastikos im Jahre 577 starb, forderte die Bevölkerung Konstantinopels in einem wahren Plebiszit die Rückkehr seines Vorgängers, des alten Patriarchen Eutychios von Konstantinopel. Dieser war am 22. Januar 565 von Kaiser Justinian I. verhaftet worden, weil er die kaiserlich verordnete monophysitische Lehre des Aphthartodoketismus abgelehnt hatte. Nach kurzen Haftzeiten in den Klöstern Choracudis und St. Osias bei Chalkedon wurde der standhafte Verteidiger der Orthodoxie über zwölf Jahre in seinem ehemaligen Kloster in Amasea (das heute türkische Amasya) festgehalten. Kaiser Justin II. (565-578) schickte im Oktober 577 eine Delegation nach Amasea, welche Eutychios im Triumph zurückholte.

Eutychios bemerkte das außerordentliche Talent des Diakons Johannes und weiht ihn innerhalb kürzester Frist zum Priester, um ihn als Sakellarios, den Patriarchalen Vikar der Klöster, einsetzen zu können. In dieser Funktion erwies sich Johannes als genauso umsichtig und unbestechlich wie bereits als Verwalter der Almosen der Hagia Sophia. Er wurde dadurch im ganzen Reich als ein sehr gläubiger und asketischer Mann des Gebets bekannt.

Am 5. April 582, dem Sonntag nach Ostern, verstarb Patriarch Eutychios sehr plötzlich und unerwartet. Genauso unerwartet wurde der Sakellarios Johannes zu seinem Nachfolger gewählt. Johannes war zunächst nicht bereit, dieses hohe Amt anzunehmen, weil er sich nicht gebildet genug fühlte. Als er jedoch einer himmlischen Vision gewürdigt wurde, welche ihn aufforderte, diese gesamtkirchliche Entscheidung zu akzeptieren, stimmte er der Wahl schließlich zu. Daraufhin wurde er am 11. April 582 von Kaiser Tiberius II. Konstantinos (578 bis 13. August 582) zum Patriarchen ernannt.

Auch als Patriarch hielt er seine strenge asketische Lebensweise bei, weswegen er den Ehrennamen Johannes Nesteutes (Johannes der Faster, griechisch Ιωάννης Δ΄ Νηστευτής) erhielt. Er ernährte sich von Lattichblättern und ein wenig Melone, Trauben oder Feigen. Bis zu sechs Monaten in Folge trank er noch nicht einmal Wasser. Zum Schlafen legte er sich nicht hin, sondern setzte sich lediglich mit angezogenen Knien auf den Boden. Wenn er die kurze Zeit, welche er sich zum Schlaf gönnte, überzog, wachte er sogleich die darauffolgende Nacht durch, um seinen Leib zu zähmen und ihn bereit zu machen für die ewige Wache der "Söhne der Auferstehung" (Lukas 20, 36).

Im Jahre 587 musste Johannes der Faster die Bischöfe des byzantinischen Reiches „im Namen des Ökumenischen Patriarchen“ zu einem Konzil einberufen, um den Patriarchen Gregorios von Antiochien wieder einsetzen zu können. Dies war das erste Mal, dass ein Patriarch von Konstantinopel den Titel des Ökumenischen Patriarchen verwendete, was allerdings von Papst Gregor I. (590-604) kurze Zeit später scharf als Anmaßung abgelehnt wurde, weil er selbst nach einem Primat über alle Patriarchen strebte.

Johannes der Faster erarbeitete auch Kanones, welche so bedeutend wurden, dass sie Bestandteil des griechischen wie auch des slawischen Kirchenrechts sind. Die Schriften über Buße und Beichte haben eine große Verbreitung gefunden.

Seine Liebe zu den Armen war so immens, dass er alle seine Mittel für Almosen aufzehrte und den Kaiser Maurikios (582-602) um ein Darlehen bat, um seine Großzügigkeit fortsetzen zu können. Nach seinem Hingang am 2. September 595 fand man neben einer dünnen Decke als einzigen Besitz bei ihm lediglich einen Holzlöffel, ein Leinenhemd und einen alten Mantel.

Im Verlaufe seines Lebens hatte der heilige Johannes der Faster viele Wunder bewirkt. So heilte er einen Blindgeborenen einzig dadurch, dass er ihm die göttliche Kommunion spendete. Durch seine Gebete und Fürbitten besänftigte er einen Sturm und vertrieb die Barbaren, welche die "Königin der Städte" Konstantinopel angreifen wollten. Er erwirkte auch für viele kinderlose Frauen den Kindersegen. Hierdurch wurde er zum "guten Hirten" (Johannes 10,11) für seine Gemeinde und Fürsprecher bei Gott.

Eine Biografie des heiligen Johannes des Fasters wurde sieben Jahre nach seinem Tod durch einen Presbyter der Hagia Sophia aufgeschrieben. Von dieser ist noch ein Fragment in den Akten des 2. Konzils von Nikaia erhalten.

Literatur

  • Das Synaxarion - die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche. In 2 Bänden. Gestützt auf die 6-bändige Ausgabe des Hl. Klosters Simonos Petra. Erster Band. September bis Februar. Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2006, ISBN 960-88698-0-3, S. 35f.
  • Nikolaj Velimirović: Der Prolog von Ochrid. Verlag Johannes A. Wolf, Apelern 2009, ISBN 978-3-937912-04-2, S. 572f.
  • Nikolaus Thon: Quellenbuch zur Geschichte der Orthodoxen Kirche 1983, S. 188 ff.