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Mazedonien-Streit: Bischöfe und Diplomaten bereiten Lösung vor

Belgrader Patriarch Irinej bleibt allerdings bei seiner negativen Haltung im Blick auf mögliche Kompromisse

Bonn, 09.01.2018 (KAP/KNA)

Die Initiative der bulgarisch-orthodoxen Kirche, ihren isolierten Glaubensgeschwistern in der "Republik Makedonija" zu kanonischem Status innerhalb der Orthodoxie zu verhelfen, zieht nun auch einen Lösungsversuch für die politische Auseinandersetzung zwischen Skopje und seinem Hauptwidersacher Athen nach sich. Laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA kündigte der griechische Außenminister Nikos Kotzias zum Jahresbeginn an, dass eine Einigung im Namensstreit mit Mazedonien unmittelbar bevorstehe.

Die jugoslawische Teilrepublik Mazedonien hatte sich 1991 für unabhängig erklärt, wurde aber von Griechenland bis heute nicht unter ihrem Namen anerkannt. Dieses wollte bisher die Bezeichnung "Makedonia" nur dem eigenen griechischen Norden vorbehalten. Nun wurde offenbar ein Kompromiss gefunden, der demnächst im Athener Parlament zur Abstimmung kommen soll. Dann fielen auch Griechenlands Einwände gegen eine eigene, interorthodox anerkannte Mazedonische Orthodoxe Kirche weg. Bisher war ihre Ablehnung durch Athen - neben dem Widerstand von Belgrad - das Haupthindernis für eine Normalisierung im schon seit 1967 schwelenden Anerkennungsstreit.

Der Belgrader Patriarch Irinej bleibt allerdings bei seiner negativen Haltung im Blick auf mögliche Kompromisse. In einem Interview für den kirchlichen TV-Sender "Hram" zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Jänner verurteilte er die laufende Lösungsinitiative.

Inzwischen hat sich allerdings schon eine gemischte bulgarisch-mazedonische Kommission zur Reintegration der südslawischen Ostchristen von Skopje in die orthodoxe Kirchenfamilie konstituiert. Auf ihrer ersten Sitzung erörterten die Kommissionsmitglieder "in brüderlicher christlicher Liebe" die kirchenrechtliche Situation der Mazedonischen Orthodoxen Kirche und die weitere Vorgangsweise für ihre künftige Communio mit der kanonischen Weltorthodoxie. Die Kommission steht unter dem gemeinsamen Vorsitz des mazedonischen Primas, Erzbischof Stefan Veljanovski von Ohrid, und Metropolit Kiprian Ognjan von Stara Zagora. Kiprian ist mit 42 Jahren einer der jüngsten, aber auch agilsten bulgarischen Bischöfe. Aus dem Wirken in der US-Diaspora seiner Kirche verfügt der Spezialist für Kirchenmusik auch über gute ökumenische Kontakte und Erfahrungen. Als treibende Kraft bei den Bulgaren gilt aber Metropolit Nikolaj Sevastianov von Plovdiv. Weitere wichtige Kommissionsmitglieder sind auf mazedonischer Seite der in Rom an der Päpstlichen Gregoriana ausgebildete Metropolit Petar Karevski von Prespa sowie Metropolit Timotej Jovanovski von Debra. Jovanovski ist ebenfalls Absolvent des Orientalischen Instituts in Rom.

https://www.kathpress.at/dl/poLsJKJKknJqx4KJK/Information_Orthodoxie_00_2018_01_10.pdf




Kirchenpolitische Konflikte auf dem Balkan brodeln weiter

Sprecher des serbischen Patriarchats, Bischof Irinej (Bulovic), äußert sich in Zeitungsinterview zu Vorstoß des bulgarischen Patriarchats in Sachen der mazedonischen Kirche und zur Diskussion um den Kosovo und die Metochie

Belgrad-Wien, 05.01.2018 (KAP) Der serbischorthodoxe

Bischof der Backa, Irinej (Bulovic), der zugleich auch Sprecher des serbischen Patriarchats ist, hat in einem Weihnachtsinterview mit der Belgrader Zeitung "Vecernje Novosti" zu heiklen kirchenpolitischen Problemen Stellung genommen, wie die Stiftung "Pro Oriente" berichtete.

Ein Hauptthema des Interviews war die Frage der mazedonisch-orthodoxen Kirche, die sich 1967 von der serbischen Kirche abgespalten hat und die seither in der ganzen orthodoxen Welt als schismatisch gilt.

Die Äußerung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. bei der 100-Jahr-Feier der Wiedererrichtung des Moskauer Patriarchats zu Gunsten der Bewahrung der "kanonischen Einheit der serbisch-orthodoxen Kirche in ihren historischen Grenzen" spiegle das traditionelle orthodoxe kirchliche Organisationsprinzip, betonte Bischof Irinej.

Wer dieses Prinzip in Frage stelle, gefährde die kanonische Struktur der ganzen orthodoxen Weltkirche und bedrohe ernsthaft ihre Einheit.

Die vieldiskutierte jüngste Äußerung der bulgarisch-orthodoxen Kirche, wonach sie die mazedonisch-orthodoxe Kirche" unter ihre Fittiche" nehmen wolle, sei bisher nur "medial" bekannt; sie sei weder dem Ökumenischen Patriarchat noch dem serbisch-orthodoxen Patriarchat oder den anderen orthodoxen Schwesterkirchen offiziell mitgeteilt worden.

Nach seinen Informationen habe die bulgarisch-orthodoxe Kirche auch nur die Bereitschaft bekundet, auf Ersuchen der mazedonischen Kirche bei den anderen Schwesterkirchen zu intervenieren, damit der "nichtkanonische Zustand" Skopjes beendet wird, so Bischof Irinej. Zweifellos sei man sich in Sofia auch der Gefahr bewusst, dass die bulgarisch-orthodoxe Kirche ihrerseits in ein Schisma geraten könnte, wenn sie sich für eine schismatische Gruppe stark macht.

In diesem Zusammenhang verwies der in Novi Sad residierende Bischof der Backa auch darauf, dass die bulgarisch-orthodoxe Kirche - deren Unabhängigkeit zunächst auf einem Firman des Sultans beruhte - bis 1945 im Schisma war. Offensichtlich befänden sich die bulgarischen Bischöfe "zwischen Scylla und Charibdis": Auf der einen Seite gebe es den Druck politischer und intellektueller Kreise in Bulgarien, die das alte Konzept, wonach die Mazedonier "integraler Bestandteil der bulgarischen Nation" seien, auf dem Weg über die Kirche revitalisieren wollen; auf der anderen Seite sei man sich der Risiken eines "Flirts" mit einer schismatischen Organisation auch im Hinblick auf die eigene jüngste Geschichte - als es in Bulgarien 1996 eine "Alternativ-Synode" unter dem Metropoliten Pimen von Nevrokop gab - wohl bewusst.

Auch das Angebot der mazedonischen Kirche, die bulgarisch-orthodoxe Kirche zu ihrer "Mutterkirche" zu proklamieren, sei ahistorisch, betonte der Bischof der Backa. Die geschichtlichen Verhältnisse in Südosteuropa seien "turbulent" gewesen, wenn man von einer "Mutterkirche" in diesem Raum spreche, dann könne das für alle nur die Kirche von Konstantinopel sein. Bischof Irinej zitierte die Erklärung des Heiligen Synods der Kirche von Griechenland, dass die bulgarische Einmischung in die Jurisdiktion der serbisch-orthodoxen Kirche einen Akt darstelle, der dem Kirchenrecht und der Tradition widerspreche, den Vorrang des Ökumenischen Patriarchats unterschätze und "möglicherweise zu schwierigen Entwicklungen führen" könne.

Sein Eindruck sei, dass von dem bulgarischen Vorstoß in erster Linie schismatische Bewegungen in Griechenland, der Ukraine, Australien, Nordamerika profitieren wollen, aber auch "ultrakonservative und unierte Kreise in der römisch-katholischen Kirche", die den Kurs von Papst Franziskus ablehnen und "mit boshafter Freude" meinen, das Beispiel der orthodoxen Kirchen zeige, dass die Einheit der Kirche ohne päpstlichen Absolutismus nicht möglich sei. Dazu kämen auch noch die Vorkämpfer einer synkretistischen "Weltreligion", die von der Zerstörung der historischen Religionen, vor allem des christentums, träumen.

https://www.kathpress.at/dl/poLsJKJKknJqx4KJK/Information_Orthodoxie_00_2018_01_10.pdf


Mazedonischer "Namensstreit": Kirche von Griechenland greift ein

Erzbischof von Athen in Brief an Premier Tsipras: Etwaiges Abkommen mit Skopje müsse festhalten, dass im Namen der von der Weltorthodoxie nicht anerkannten mazedonischen Landeskirche der Begriff Mazedonien nicht vorkommt

Athen, 16.01.2018 (KAP)

Die orthodoxe Kirche von Griechenland blickt aus kirchenpolitischer Sicht mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen rund um eine mögliche diplomatische Lösung im Streit um den Namen der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien. Sollte es zwischen den Regierungen in Athen und Skopje zu einem Abkommen über die Benennung kommen, müsse auch festgelegt werden, dass im Namen der nach Athener Sicht "schismatischen" mazedonisch-orthodoxen Landeskirche weder der Begriff Mazedonien noch abgeleitete Formulierungen vorkommen dürfen, forderte das Oberhaupt der Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis), in seinem Neujahrsbrief an den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras.

Die Kirche von Griechenland wolle sich nicht in die Außenpolitik der Athener Regierung einmischen, betonte Hieronymos nach Angaben des Pressediensts der Stiftung "Pro Oriente" in seinem Schreiben. Aber sie könne das "jahrhundertealte Zeugnis des Wortes und des Blutes des Klerus und des Volkes für den hellenischen Charakter Mazedoniens" nicht beiseiteschieben. Dieses Zeugnis erlaube es nicht, den Gebrauch des Namens "Mazedonien" durch nicht-griechische Gruppierungen zu akzeptieren. Daher habe der Heilige Synod der Kirche von Griechenland am 9. Jänner beschlossen, auf die Gefahr aufmerksam zu machen, dass der Namensstreit um die Benennung des Staates von Skopje auf die kirchliche Ebene verlagert und mit Hilfe der Bezeichnung der schismatischen Kirche der Region ein "besonderer Irredentismus" genährt wird.

Die jugoslawische Teilrepublik Mazedonien hatte sich 1991 für unabhängig erklärt, wurde aber von Griechenland bis heute nicht unter ihrem Namen anerkannt. Dieses wollte bisher die Bezeichnung "Makedonia" nur dem eigenen griechischen Norden vorbehalten. Am Mittwoch findet am UN-Sitz in New York eine neue Gesprächsrunde mit griechischen und mazedonischen Diplomaten statt. UNO-Sondervermittler Matthew Nimetz zeigte sich zuletzt optimistisch über eine mögliche Lösung der Streitfrage.

"Die intensive diplomatische Aktivität der letzten Tage um die Frage der Benennung des Staates von Skopje ist uns nicht entgangen", hielt der Athener Erzbischof Hieronymos dazu in seinem Brief an Premier Tsipras fest: "Diese Aktivität ist parallel zu den jüngsten kirchenpolitischen Vorgängen um die Frage der selbstproklamierten und schismatischen 'Kirche von Mazedonien' zu sehen."

Hieronymos spielte damit auf jüngste kirchenpolitische Manöver im Zusammenhang mit der von der Weltorthodoxie nicht anerkannten orthodoxen Kirche von Skopje an. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche hatte vor einigen Monaten eine Initiative gestartet, um ihren isolierten Glaubensgeschwistern in der "Republik Makedonija", die sich 1967 für unabhängig vom serbischen Patriarchat erklärt hatten, zu kanonischem Status innerhalb der Orthodoxie zu verhelfen und diesbezüglich eine entsprechende gemischte bulgarisch-mazedonische Kommission gegründet. Sowohl die serbisch-orthodoxe Kirche unter dem Belgrader Patriarch Irinej als auch die Kirche von Griechenland lehnen aber Kompromisse in dem Konflikt ab. Die orthodoxe Kirche von Griechenland müsse darauf aufmerksam machen, dass es auf der Balkanhalbinsel immer schon die Taktik gegeben habe, einen kirchlichen Organismus für allgemeinpolitische Zwecke zu gebrauchen, warnte der Athener Erzbischof den griechischen Premier Tsipras. So habe der einstige jugoslawische Präsident, "der Kroate Josip Broz Tito", in den Jahren 1958 bis 1967 parallel zur Schaffung der Republik von Skopje die kirchliche Abspaltung der Region vom serbisch-orthodoxen Patriarchat "provoziert und ermutigt". Die schismatische Kirche habe dann den selben Namen erhalten wie die "Sozialistische Republik Mazedonien".

https://www.kathpress.at/dl/nuNuJKJKknJqx4kJK/KATHPRESS_INFORMATION-ORTHODOXIE-2018-01-23.pdf