Benutzer:Christian/Hermenegild der Gote

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geboren um 550 in Sevilla als Sohn des westgotischen Adligen Leovigild und seiner ersten Frau Theodosia

im Juni 548 war der Westgotenkönig Theudis (König seit Dezember 531) in Sevilla von gegnerischen Westgoten ermordet worden, die Theudigisel zum Nachfolger machten

auch Theudegisel wurde kurze Zeit darauf im Dezember 549 bei einem (Kerzen-)Bankett mit Adligen ermordet, an welchem auch Leovigild, der Vater des heiligen Hermenegild, teilnahm

Sevilla wurde von den Westgoten Spali genannt - von den Römern Hispalis nach dem Spal oder Ispal des Königreichs Tartessos (griechisch Τάρτησσος) - die Stadt wurde 522 durch König Amalarich zur Residenz gewählt - souverän von den Ostgoten erst 526

schon 550 erhob sich die Stadt Cordoba gegen den neuen König Agila I., welcher dabei nicht nur einen Teil des Heeres, sondern auch den Königsschatz und seinen Sohn verlor

daraufhin erhob sich 551 der Adlige Athanagild gegen den König und bemächtigte sich auch mit Unterstützung von Leovigild, des Vaters des Heiligen, der Stadt Sevilla

zu schwach zum Sieg bat Athanagild dann den oströmischen Kaiser Justinian um Hilfe, dessen kaiserliche Truppen im Sommer 552 unter dem patricius Liberius im Süden der Iberischen Halbinsel landeten

im Jahr 553 ging Sevilla und im Jahr 554 Cordoba an Ostrom verloren, so dass Leovigild 553 mit seiner Familie Sevilla und den gesamten Raum Andalusien und das Tal des Guadalquivir verlassen mußte

Leovigild ging in das Landesinnere nach Toledo in das Tal des Tajo, wo 559 Rekkared, der Bruder des heiligen Hermenegild, ebenfalls von der Theodosia geboren wurde

die Kämpfe zwischen König Agila I. einerseits und dem Adligen Athanagild in Kollaboration mit dem kaiserlichen oströmischen Reich auf der anderen Seite zogen sich bis März 555 hin, als der König von seinen eigenen Gefolgsleuten wegen anhaltender Erfolgslosigkeit ermordet wurde

Athanagild wurde nun statt Agila I. König, aber die zu Hilfe gerufenen Oströmer blieben im Land und annektierten die von ihnen eroberten Gebiete in der einstigen Baetica, die als Provinz Spania organisiert wurden

die Baetica war benannt nach dem großen Fluss Baetis, dem heutigen Guadalquivir und wurde von Augustus unter Aufspaltung der 197 vor unserer Ära eingerichteten Provinz Hispania ulterior („das weiter entfernte Hispanien“) gebildet

ab 409 ging die Baetica an germanische Stämme - zum Teil als Föderaten - verloren, auf die Silingen folgten 416/418 die Westgoten, daraufhin bis 429 die Asdingen und daraufhin wiederum die Westgoten

Attentate, Rebellionen und Staatsstreiche waren bei den Westgoten um 550 so häufig, dass der fränkische Chronist Pseudo-Fredegar (um 659) dafür den Begriff „morbus Gothicus“ prägte

die oströmische Provinz Spania umfaßte ein Gebiet, das mindestens von Cartagena bis Málaga reichte und erhielt einen eigenen Heermeister (magister militum Spaniae - analog zu den neuen Heermeistern für Nordafrika und für Armenien), der jetzt gegen den einstigen Verbündeten Athanagild kämpfte (erst siebzig Jahre später gelang den Westgoten um 625 die Rückgewinnung auch der letzten Orte Südspaniens)

Literatur

  • Karl Zeumer: Die Chronologie der Westgothenkönige des Reiches von Toledo. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 27, 1901
  • Edward A. Thompson: The Goths in Spain. Clarendon Press, Oxford 1969
  • Dietrich Claude: Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, Sigmaringen 1971
  • Konrad Bund: Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, Bonn 1979
  • Herwig Wolfram: Die Goten, 3. Auflage, München 1990
  • Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008