Benutzer:Christian/Ökumenisches Konzil

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26.06.2016 Orthodoxes Konzil beschließt sechs Dokumente Übersicht der Ergebnisse von Kreta

Das orthodoxe Konzil auf Kreta hat sechs Dokumente verabschiedet. Alle Vorlagen wurden nach Angaben des Konzilssekretariats von allen zehn anwesenden Delegationen gebilligt und unterzeichnet. Eine Übersicht der Konzilsbeschlüsse:

Verfahren zur Autonomie von Kirchen

Bei der kirchenrechtlichen Regelung über die "Autonomie einer Landeskirche und den Methoden ihrer Erklärung" geht es um die begrenzte Eigenständigkeit einer Kirche innerhalb ihrer Mutterkirche.

So sind etwa die Kirchen von Estland und Finnland "autonome" Kirchen innerhalb des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Das Thema der "Autokephalie", also der vollständigen Eigenständigkeit einer Kirche, stand dagegen nicht auf der Tagesordnung des Konzils. Über eine entsprechende Vorlage konnte während der Vorbereitung kein Konsens erzielt werden.

Der Autonomiestatus bedeutet demnach die "relative oder teilweise Unabhängigkeit eines konkreten Kirchengebietes von der kanonischen Jurisdiktion einer autokephalen Kirche", zu der sie gehört. Eine autokephale Kirche kann den autonomen Status nur einer Kirche verleihen, die sich im Bereich ihres geographischen Kirchengebietes befindet. Auf dem Territorium der orthodoxen Diaspora soll dagegen keine autonome Kirche eingerichtet werden, es sei denn durch panorthodoxe Übereinstimmung, vermittelt durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel.

Orthodoxe Diaspora

Hier geht es um die von Migranten aus verschiedenen orthodoxen "Mutterkirchen" geprägten Länder vor allem Westeuropas, Nordamerikas und Australiens. Das Dokument schreibt die bereits 2009 von den Vorstehern der 14 orthodoxen Kirchen getroffene Regelung fest, die unter anderem regionale orthodoxe Bischofskonferenzen einrichtete (wie etwa in Deutschland). Die zunächst nur vorläufige Regelung hat sich nach verbreiteter Einschätzung bewährt.

Die weltweite Diaspora wird in dem Dokument in zwölf Regionen eingeteilt, nämlich Nord- und Zentralamerika; Südamerika; Australien, Neuseeland und Ozeanien; Großbritannien und Irland; Frankreich; Belgien, die Niederlande und Luxemburg; Österreich; Italien und Malta; die Schweiz und Liechtenstein; Deutschland; die skandinavischen Länder außer Finnland; Spanien und Portugal. Teil des Beschlusses ist auch eine Muster-Geschäftsordnung für die regionalen Bischofskonferenzen.

Ehe und Ehehindernisse

Einhellig lehnt die orthodoxe Kirche die Ehe von Orthodoxen mit Nichtchristen ab. Ein pastorales Dauerthema ist aber die Frage der Ehe zwischen Orthodoxen und Christen anderer Kirchen. Das auch hier bestehende grundsätzliche Verbot wird nicht in allen Kirchen auch restriktiv ausgelegt. Gemischt-konfessionelle Ehen sind vielerorts durchaus üblich, vor allem auch in jenen Ländern, wo die Orthodoxen nicht die Mehrheitsbevölkerung stellen.

Der Beschluss schreibt zwar prinzipiell nach wie vor das Eheverbot vor, lässt aber Ausnahmen zu, wenn die Kinder orthodox getauft und großgezogen werden. Wie die Praxis genau aussieht, soll jeder autokephalen Kirche selbst überlassen werden, heißt es in der Vorlage. Ehen zwischen Orthodoxen und Nichtchristen sowie die "Homoehe" bleiben nach wie vor ausnahmslos verboten.

Fastenvorschriften

Die orthodoxe Kirche kennt zahlreiche Fastenzeiten und einzelnen Fasttage, die in Quantität und Qualität weit über die Fastenvorschriften etwa der katholischen Kirche hinausgehen. So gibt es allein vier große Fastenzeiten. Seit den 1970er-Jahren gab es Vorstöße einzelner Landeskirchen, diese Fastenvorschriften aus Rücksichtnahme auf die Gläubigen zu lockern. Der Beschluss sieht vor, dass es letztlich der seelsorglichen Verantwortung der einzelnen lokalen Kirchen vorbehalten bleibt, wie sie die Fastenvorschriften in der Praxis handhaben.

Aufgaben der Orthodoxen Kirche in der modernen Welt

Das Dokument über die "Aufgaben der Orthodoxen Kirche in der modernen Welt" ist der umfangreichste der beschlossenen Texte, der eine erste Positionierung der ganzen Orthodoxie zu Fragen der Gegenwart darstellt. Einzelne Kirchen haben bereits Erklärungen zu einzelnen der dabei angerissenen Fragen vorgelegt, etwa die russisch-orthodoxe Kirche zum Thema Menschenrechte. Das Papier geht von der im Schöpfungsglauben grundgelegten Würde des Menschen aus und benennt 15 Themenfelder, wo sich die Kirche aktuellen Herausforderungen stellen muss: Einsatz für Menschenrechte, Frieden oder soziale und ökologische Gerechtigkeit.

Ökumene

Im Ökumene-Papier wird der unbedingte Wille zur Wiederherstellung der Einheit der Kirche betont. Für diese Einheit sei freilich unter anderem die Einheit in den Sakramenten und in der apostolischen Sukzession notwendig. "Interkonfessionelle Kompromisse" werden abgelehnt. Ausdrücklich bekennt sich das Papier zum ökumenischen Dialog mit anderen christlichen Kirchen und Konfessionen auf vielfältige Weise. Jede Form von Proselytismus, also das Abwerben von Christen anderer Kirchen, wird abgelehnt. Ein Streitpunkt in der Diskussion über das Dokument war, ob anderen Kirchen der Status "Kirche" zuerkannt werden soll.

https://www.domradio.de/themen/%C3%B6kumene/2016-06-26/orthodoxes-konzil-beschliesst-sechs-dokumente


26.06.2016 Orthodoxe Kirche sucht mit Konzil Anschluss an die Moderne Lernprozesse auf Kreta

Das Konzil ist beendet - nun beginnt die Analyse seiner Ergebnisse und seines Stellenwerts. Beobachter sprechen von einem "Lernprozess" der Orthodoxie, die sich als Weltkirche im 21. Jahrhundert verstehen lernen muss.

Äußerlich hat sich - abgesehen vom Kirchengebäude - nicht viel geändert zwischen dem Pfingstgottesdienst in Heraklion vor einer Woche und dem Abschlussgottesdienst in der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale in Chania: Begleitet vom Gesang des Chores zelebrieren die Patriarchen und Erzbischöfe von zehn orthodoxen Kirchen in festlichen Messgewändern die "Göttliche Liturgie", in der Kirche versammelt sind weitere Konzilsteilnehmer und Ehrengäste.

Manchem der 156 Mitglieder der zehn Delegationen ist die Erschöpfung nach einer Woche hartem Arbeitsprogramm mit 15 Sitzungen in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari, täglichen gemeinsamen Gottesdiensten und weiteren Programmpunkten anzusehen. Ebenso wie die Erleichterung, dass es keine Zwischenfälle gab, an deren Möglichkeit allzeit präsente Sicherheitskräfte erinnerten, und der Stolz über das wie geplant abgelaufene "Große und Heilige Konzil" der Orthodoxie.

Dokumente, Botschaft und "Enzyklika"

Die sechs vorbereiteten Dokumente zu innerorthodoxen Fragen und der Weltverantwortung heute sowie den Beziehungen zur übrigen christlichen Welt wurden nach intensiven Diskussionen mit kleinen Veränderungen im Konsens verabschiedet, ebenso eine in der Kathedrale verlesene "Botschaft", die das Anliegen des Konzils zusammenfasst, und eine umfangreichere "Enzyklika".

Aber um welche Art Konzil handelte es sich eigentlich? War es das erste Panorthodoxe Konzil seit mehr als 1.000 Jahren oder eine "Räubersynode", wie bissig aus Moskau zu hören war, nachdem die russisch-orthodoxe Kirche und drei andere Kirchen kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt hatten? Für die auf Kreta Versammelten keine Frage: Natürlich handele es sich um ein voll gültiges Konzil, wie immer wieder betont wurde, und es sei nun Sache der Ferngebliebenen, seine Ergebnisse ebenfalls zu rezipieren. Was das Jahrtausendereignis betrifft, so sorgte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in seiner Eröffnungsansprache für eine Klarstellung, indem er das Konzil in eine Reihe von allorthodoxen Synoden einordnete, beginnend im 14. Jahrhundert und dann in den Jahren 1638, 1672, 1691, 1727, 1838, 1872, 1895 "und so weiter".

Konzil soll regelmäßig stattfinden

Wichtiger war noch, dass das Konzil als feste Institution fortgesetzt werden soll, vielleicht in einem Rhythmus von etwa sieben bis zehn Jahren, wie vorgeschlagen wurde. Damit würde das Konzil als höchste beschlussfassende Instanz der Orthodoxie zur Normalität werden, was zugleich die Aufgeregtheiten, wie sie diesmal den jahrzehntelangen Vorbereitungsprozess erschwerten, verringern dürfte.

Entscheidender als der Inhalt der beschlossenen Dokumente, der zwangsläufig viele Kompromissformeln und Unschärfen enthält, war nach Einschätzung vieler Teilnehmer und Beobachter das Ereignis selbst: Erstmals konnten sich die versammelten Bischöfe als orthodoxe Weltkirche erfahren, erstmals diskutierten sie - über den Kreis ihrer eigenen Kirche hinaus - untereinander über Fragen, die sie alle gemeinsam angehen. Die Notwendigkeit zur Kompromissfindung ist für so manchen Kirchenoberen noch eine große Herausforderung. Die Orthodoxie sei damit im 21. Jahrhundert angekommen, meinte der Pressesprecher des Patriarchats von Konstantinopel, John Chryssavgis. Zugleich betonte er, das Konzil sei ein Lernprozess für alle Beteiligten, sowohl was die Vorgehensweise betreffe als auch die Meinungsbildung zu Fragen der modernen Welt.

Lernfeld Ökumene

Zu den Lernfeldern gehört auch die Ökumene. Obwohl 15 Gäste anderer Kirchen als "Beobachter" eingeladen waren - die freilich nur an der Eröffnungs- und Schluss-Sitzung teilnehmen durften - gab es heftigen Streit in der Debatte um das Ökumene-Dokument, ob die "Heterodoxen" nun Kirchen seien oder Häretiker. Bartholomaios fing dies auf, in dem er in der abschließenden Sitzung die Gäste betont herzlich begrüßte und dabei mehrmals demonstrativ das "K-Wort" benutzte. "Wir alle haben die vitale Bedeutung des Dialogs mit anderen christlichen Kirchen betont."

Einen Unterschied zum Pfingstgottesdienst vor einer Woche gab es dann doch: Bei den Zelebranten fehlte der Vorsteher der Orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos von Athen. Grund war dem Vernehmen nach, dass er sich mit seiner Forderung nicht durchsetzen konnte, in die "Botschaft" auch einen Absatz über die mit Rom "unierten" Ostkirchen aufzunehmen. Stoff für weitere Lernprozesse gibt es also genug.

https://www.domradio.de/themen/%C3%B6kumene/2016-06-26/orthodoxe-kirche-sucht-mit-konzil-anschluss-die-moderne


26.06.2016 Orthodoxie formuliert "Botschaft" zum Abschluss des Konzils Flüchtlingsschutz und Religionsfreiheit

Am Ende seiner einwöchigen Tagung auf Kreta hat das orthodoxe Konzil eine "Botschaft" an die orthodoxe Christenheit und "alle Menschen guten Willens" verkündet. Sie appellieren darin unter anderem für mehr Engagement in der Flüchtlingskrise.

In dem während des Abschluss-Gottesdienstes am Sonntag in der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale in Chania verlesenen Text drückt das Konzil zudem seine Sorge über die Lage der Christen und aller verfolgten Minderheiten im Nahen Osten aus. Im Blick auf die Flüchtlingskrise appellieren die orthodoxen Kirchenführer an die Länder, in denen Flüchtlinge Schutz suchten, "bis zur Grenze oder sogar über die Grenze ihrer Möglichkeiten hinaus" Hilfe zu leisten.

Weiter hebt die zwölf Punkte umfassende Erklärung das "fundamentale Menschenrecht auf den Schutz der Religionsfreiheit" hervor.

Zusammenfassung der Beschlüsse

Die von den Vorstehern der am Konzil teilnehmenden Kirchen und allen weiteren Delegationsmitgliedern unterzeichnete "Botschaft" fasst die zentralen Themen und Beschlüsse des "Heiligen und Großen Konzils" zusammen. Dessen oberstes Ziel sei es gewesen, die Einheit der Orthodoxen Kirche zu proklamieren. Diese sei "keine Föderation von Kirchen", sondern die "Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche" des Glaubensbekenntnisses.

Zugleich wird die "große Wichtigkeit" des Dialogs vor allem mit nicht-orthodoxen Christen unterstrichen. Dabei dürfe es aber niemals "Kompromisse in Glaubensangelegenheiten" geben. Angesichts der "Explosionen des Fundamentalismus" in unterschiedlichen Religionen setzt sich das Konzil ferner für einen "nüchternen interreligiösen Dialog" ein.

Bekräftigung der Ehe

Ohne Homosexualität ausdrücklich zu verurteilen, wird die Ehe als die "unauflösliche liebende Verbindung von Mann und Frau" bekräftigt. Im Blick auf das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft würdigt das Konzil zunächst deren Leistungen und erklärt, in diesen Fragen keine "Vormundschaft" anzustreben. Die Kirche wolle auch nicht zu allen wissenschaftlichen Fragen Position beziehen.

Zugleich wird an die "negativen Konsequenzen" mancher Errungenschaften wie die Manipulation der Freiheit, den Verlust kostbarer Traditionen und die Zerstörung der natürlichen Umwelt erinnert. Dies seien "Fragen der moralischen Werte". Die ökologische Krise, heißt es weiter, habe "geistliche und moralische Ursachen". Die christliche Antwort darauf sei die Forderung nach "Buße" und einer asketischen Grundhaltung.

https://www.domradio.de/themen/%C3%B6kumene/2016-06-26/orthodoxie-formuliert-botschaft-zum-abschluss-des-konzils

25.06.2016 Orthodoxes Konzil endet Ein ökumenischer Akzent

Das orthodoxe Konzil auf der griechischen Insel Kreta hat seine Arbeit beendet. Seit Montag hatten 166 Delegierte aus zehn eigenständigen orthodoxen Kirchen in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari sechs Dokumente beraten und im Konsens verabschiedet.

Besonders kontrovers und langwierig war die Diskussion über das zuletzt behandelte Papier zu den Beziehungen der orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt. Dabei ging es vor allem darum, ob die nichtorthodoxen Kirchen auch als "Kirche" bezeichnet werden sollten.

An der Schlussversammlung am Samstagabend durften auch die 15 eingeladenen "Beobachter" aus anderen Kirchen wieder teilnehmen. Unter ihnen waren der vatikanische "Ökumeneminister", Kardinal Kurt Koch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Ein "großes Ereignis"

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel bezeichnete in der Abschlusssitzung das Konzil als "großes Ereignis im Leben der orthodoxen Kirche". An die ökumenischen Gäste gewandt, betonte der Patriarch auf Englisch seine Dankbarkeit über ihre Anwesenheit und dafür, dass sie und ihre Kirchen für den Erfolg des Konzils gebetet hätte. "Wir alle bestätigen den Wert des Dialogs mit allen christlichen Kirchen". Außerdem hob Bartholomaios I. hervor, das Patriarchat von Konstantinopel sei schon seit 100 Jahren ein "Vorreiter der ökumenischen Bewegung" gewesen und habe zu den Gründungsmitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen und der Konferenz Europäischer Kirchen gehört.

Weder die Texte der sechs Beschlüsse noch die abschließende "Enzyklika" und die kürzere "Botschaft" des Konzils sind bisher in der Endfassung veröffentlicht. Das liegt nach Angaben des Konzilssekretariats vor allem an der Schwierigkeit, die jeweiligen Texte in den vier offiziellen Konzilssprachen Griechisch, Russisch, Englisch und Französisch vorzulegen. Die Dokumente müssten zudem von allen offiziellen Delegierten in allen vier Sprachen unterzeichnet werden. Die "Botschaft" soll am Sonntag im Abschlussgottesdienst des Konzils in der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche in Chania verlesen werden.

Vielfältige Themen der verabschiedeten Papieren

Bei den beschlossenen Dokumenten geht es zum einen um innerorthodoxe Fragen wie die Ordnung der weltweiten orthodoxen Diaspora und die Regelung der Erklärung des Autonomiestatus einer Landeskirche; festgeschrieben werden auch die Fastenregeln und Bestimmungen zum Sakrament der Ehe und seiner Hindernisse. Zum anderen geht es um die Weltverantwortung der orthodoxen Kirche in der Gegenwart und um das "Ökumenismus"-Papier.

Überschattet wurde das seit mehr als fünf Jahrzehnten vorbereitete Konzil durch die kurzfristige Absage von vier Kirchen, darunter die russisch-orthodoxe Kirche, der mehr als die Hälfte aller orthodoxen Gläubigen weltweit angehören. Die Teilnehmer in Kolymvari hoben hervor, dass dies nach ihrem Verständnis den Charakter eines "allorthodoxen" Konzils nicht beeinträchtige. Auch die fehlenden Kirchen hätten an allen Texten in der kompletten Vorbereitungsphase mitgearbeitet und die vorliegenden Entwürfe mitgetragen

https://www.domradio.de/nachrichten/2016-06-25/orthodoxes-konzil-endet

27.06.2016 Metropolit Augoustinos über das orthodoxe Konzil "Die Tür ist nicht zugeschlagen"

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos, hat als Delegierter am orthodoxen Konzil auf Kreta teilgenommen. Im Interview zog er eine erste Bilanz - und freut sich vor allem, dass das Konzil eine ständige Einrichtung werden soll.

KNA: Wie haben Sie das Konzil erlebt?

Metropolit Augoustinos (Griechisch-orthodoxer Metropolit von Deutschland und Exarch von Zentraleuropa): Es waren acht sehr erfüllte, aber auch anstrengende Tage. Das ist nicht nur auf die hier in meiner Heimat Kreta herrschende Hitze zurückzuführen, sondern auch darauf, dass wir detaillierte Textarbeit (in vier Sprachen!) an komplizierten theologischen Dokumenten geleistet haben - und zwar in bischöflichem Ornat. Knapp 300 Bischöfe aus aller Welt haben äußerst intensiv gearbeitet; ich selbst habe viele Bekannte wiedergetroffen, nicht nur aus dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, dem ich angehöre, sondern auch aus anderen Kirchen.

KNA: Welches sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse?

Augoustinos: Da ich selbst schon seit über fünf Jahrzehnten in Deutschland lebe, war ich neben dem Thema der Diaspora insbesondere an dem Ökumene-Beschluss interessiert. Das wichtigste Ergebnis ist wahrscheinlich, dass das Heilige und Große Konzil zu einer ständigen Einrichtung unserer Kirche erklärt wurde, auf die wir also nicht wieder Jahrzehnte oder Jahrhunderte warten müssen, selbst wenn der Sieben-Jahres-Rhythmus, der auf dem Konzil anvisiert wurde, letztendlich nicht im Hirtenbrief des Konzils ausdrücklich erwähnt wird.

KNA: Welche Auswirkungen hat das Dokument über die Diaspora für die Orthodoxie in Deutschland?

Augoustinos: Der Zustand, dass es in Deutschland, ebenso wie in anderen Gebieten der Welt, mehrere sich überdeckende Diözesen gibt, wurde in dem besagten Dokument als kanonische Anomalie bezeichnet, für deren kirchenrechtlich einwandfreie Lösung wir aber noch nicht reif sind. Deshalb wurde beschlossen, in allen betroffenen Gegenden die bestehenden Bischofskonferenzen zu konsolidieren, sie werden jetzt also mit konziliarem Auftrag arbeiten, nicht als freiwillige oder lose Arbeitsgemeinschaften, sondern als lebendiger Ausdruck der Synodalität unserer Kirche.

KNA: Wird Ihr Nachfolger auch noch den Titel "Metropolit von Deutschland" tragen?

Augoustinos: Sie spielen darauf an, dass es auch die Empfehlung an die Ortskirchen gegeben hat, Doppelungen von Titeln zu vermeiden. Das betrifft auch Deutschland. Ich kann Ihnen aber versichern, dass auch mein Nachfolger diesen Titel tragen wird ...

KNA: Über die Ökumene wurde heiß diskutiert. Gab es dabei auch vorwärtsweisende Elemente?

Augoustinos: Unbedingt. Die Diskussion, die Sie ansprechen, hängt ja nicht zuletzt damit zusammen, dass auch die Orthodoxe Kirche eine Weltkirche ist, die in ganz unterschiedlichen Kontexten lebt. Bischöfe aus allen fünf Kontinenten haben von ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit der Ökumene berichtet; diese Berichte sind in das Ökumenepapier eingeflossen, das den Dialog und Suche nach der verlorenen Einheit als bleibende Aufgabe unserer Kirche festschreibt. Das ist gut.

KNA: Sie haben die Absagen der vier Kirchen vor Beginn des Konzils heftig kritisiert. Haben Sie mittlerweile von diesen Kirchen Signale gehört, wie sie sich weiter verhalten wollen?

Augoustinos: Alle vier Patriarchen haben ihre Absagen mit den jeweils gefassten Synodenbeschlüssen ihrer Kirche begründet und uns - mehr oder weniger direkt - einen Erfolg der Arbeiten in Kreta gewünscht. Da von der Geschäftsordnung her auch eine nachträgliche Unterzeichnung der Beschlüsse von Kreta möglich ist und bei den verabschiedeten Dokumenten auch die Korrekturvorschläge einiger dieser Patriarchate berücksichtigt wurden, ist die Tür gar nicht zugeschlagen. Und wie gesagt: Das nächste Heilige und Große Konzil kommt.

KNA: Aus der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland waren drei Bischöfe auf Kreta, drei andere, die als Delegierte ihrer Kirchen vorgesehen waren, durften nicht mitkommen. Wird das die künftige Zusammenarbeit in der Orthodoxen Bischofskonferenz (OBKD) in Deutschland beeinflussen?

Augoustinos: Ja, es waren drei Bischöfe aus der OBKD, der rumänische Metropolit Serafim, der serbische Bischof Sergije und ich, in Kreta. Vergessen Sie nicht, dass auch der "Ökumenemann" unserer Bischofskonferenz als Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats dabei war. Wir werden bei unserer Sitzung im November in Berlin natürlich den Daheimgebliebenen berichten. Übrigens auch dem Bundespräsidenten, den wir dann besuchen werden. Für die künftige Zusammenarbeit sehe ich keine Schwierigkeiten: Wir sind ein eingespieltes Team.

https://www.domradio.de/themen/%C3%B6kumene/2016-06-27/metropolit-augoustinos-ueber-das-orthodoxe-konzil

es folgt die deutsche Übersetzung eines Statements S.E. des Metropoliten Augoustinos von Deutschland zu den aktuellen Ereignissen bzgl. des Heiligen und Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. Dieses hat Metropolit Augoustinos, der am Konzil teilnehmen wird, kurz vor seinem Abflug nach Kreta abgegeben.

In Chalki haben wurden wir durch die Lebensweise darüber belehrt, eine wie große Tugend das kirchliche Bewusstsein ist. Darum habe ich bis zum letzten Augenblick gehofft, die Kirche Russlands, die ihre vielgepriesene Autokephalie von der Mutterkirche Konstantinopel so empfangen hat, wie sie sie empfangen hat, hätte nach mehr als fünf Jahrhunderten und jedenfalls nach den Schrecknissen der langen Jahre des Atheismus wenigstens ein gesundes kirchliches Denken erworben und sich zur Höhe der Tatsachen erhoben. Gewiss, die Höhe gehört den Aufrichtigen und nicht den Worten, den Glaubensmächtigen und nicht den Zahlen.

Der ins Feld geführte Vorwand war von vielen erwartet worden. Denn er hat durch die allbekannten Spielchen, die Täuschungsmanöver und unsinnigen Boykottmaßnahmen bereits die präkonziliaren Verhandlungen gelähmt und zielt nicht auf die Verschiebung, sondern auf das Scheitern des Heiligen Großen Konzils.

Sie haben das schlecht verstandene persönliche Interesse, das auf nationalistischen Bestrebungen und Vormachtstreben beruht, über das höchste Interesse der Einheit unserer heiligen orthodoxen Kirche gestellt.

Selbst das braucht uns nicht zu befremden, wenn eine Kirche nach der Logik und dem Kalkül weltlicher Macht lebt.

Es ist noch Zeit, diese Position zu revidieren und in Übereinstimmung mit dem recht verstandenen Interesse unserer Kirche zu handeln.


Mit freundlichen Grüßen für die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland - Metropolitanbüro - i.A. Dr. Vliagkoftis, Sekretär ____________________________________________ Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland Exarchat von Zentraleuropa Metropolitanbüro Hausadresse: Dietrich-Bonhoeffer-Str. 2, 53227 Bonn Postanschrift: Postfach 30 05 55, 53185 Bonn Tel.-Nr.: +49.228.973784-13 Fax-Nr.: +49.228.973784-24 Dr. Konstantinos Vliagkoftis, Sekretär