Benutzer:Christian/Ökumene

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Haltung zum Ökumenismus

Von den aktuellen innerorthodoxen inhaltlichen und kirchenpolitischen Differenzen, die rund um das Panorthodoxe Konzil deutlich wurden, ist auch der katholisch-orthodoxe Dialog mitbetroffen. Darauf hat der Orthodoxie-Experte und Pressesprecher der ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“, Erich Leitenberger, in der deutschen Zeitung „Die Tagespost“ hingewiesen. Leitenberger sprach von einer „Belastungsprobe“ für die Ökumene, wobei sich die katholische Seite zweifellos „vor Besserwisserei hüten“ und für eine „Haltung respektvoller Solidarität“ optieren werde.

Ein Nebeneffekt bestehe zudem zweifellos darin, „dass man das Thema Synodalität umfassender wird sehen müssen, als dies bisher geschehen ist“. Leitenberger: „Die naive Vorstellung von Synodalität als Allheilmittel zur Lösung innerkirchlicher Probleme hält dem Test der Wirklichkeit nicht stand, wie sich jetzt anhand der Vorgänge um das ‚Heilige und Große Konzil’ der orthodoxen Kirche zeigt.“

Zweifellos gebe es zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem Patriarchat von Moskau Spannungen, räumte Leitenberger ein. Die eigentlichen Bruchlinien verliefen aber anders, nämlich in der Haltung zum Ökumenismus, der für die Radikalkonservativen die „Grund- und Haupthäresie der Gegenwart“ darstellt. Wie Leitenberger unterstrich, richte sich die Kritik der Unzufriedenen in gleicher Weise gegen den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios wie auch den Moskauer Patriarchen Kyrill. In beiden Fällen seien auch deren Begegnungen mit Papst Franziskus in Jerusalem beziehungsweise in Havanna Motiv scharfer Angriffe gewesen.

Diese Ökumene-Bruchlinien innerhalb der Orthodoxie seien jetzt deutlich sichtbar geworden, sie müssten bearbeitet werden, forderte Leitenberger. Der Vorschlag des Bukarester Patriarchen Daniel, in regelmäßigen Abständen Panorthodoxe Synoden zu halten, sei in diesem Zusammenhang zu sehen.

Kein Heil außerhalb der orthodoxen Kirche

Der „Pro Oriente“-Pressesprecher erläuterte die innerorthodoxe Ökumene-Debatte, die rund um das Konzils-Dokument „Die Beziehungen der orthodoxen Kirche mit der übrigen christlichen Welt“ entbrannt ist. Er zitierte dabei den zum Patriarchat von Konstantinopel gehörende Erzbischof Job Getcha, der die konservative orthodoxe Position dermaßen beschrieb, dass es keine Notwendigkeit gebe, die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Der einzige Weg bestehe darin, „dass die Häretiker und Schismatiker durch Buße zur einzigen Kirche zurückkehren, das ist die orthodoxe Kirche“.

Das Gebet der Orthodoxen für die „Einheit aller“ werde als Gebet für jene interpretiert, die zur wahren Kirche zurückkehren sollten. Demnach gebe es auch keine Kirchen und keine christlichen Konfessionen außerhalb der orthodoxen Kirche, die die einzige wahre Kirche sei; und deshalb gebe es auch keine „christliche Welt“ außerhalb der orthodoxen Kirche, wie der Titel des Konzilsdokuments suggerieren könnte.

Erzbischof Job habe zugleich betrübt hinzugefügt, dass die verschiedenen orthodoxen „provokanten“ Äußerungen in diesem oben genannten Sinne nicht nur eine „Ignoranz“ der Geschichte und der Entwicklung der ökumenischen Beziehungen und der bilateralen Dialoge im 20. Jahrhundert, sondern auch eine „totale Unkenntnis von Geschichte, Theologie und Kirchenrecht“ aufzeigen würden.

Chania, 27.06.2016 (OID) Am gestrigen Sonntag wurde mit einer festlichen Liturgie das „Heilige und Große Konzil“ auf Kreta beendet. Die Hl. Liturgie wurde in der Kathedrale der Hl. Petrus und Paulus in Chania, vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I, sowie den anderen anwesenden orthodoxen Ersthierarchen zelebriert.

Erstes Konzilsdokument einstimmig angenommen

Kolymvari, 21.06.2016 (OID) Wie Metropolit Ignatius von Demetrias und Almyros der Presse über verlautbarte, wurde nach einer Diskussion das erste der sechs Konzilsdokumente über die „Mission der Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt“ einstimmig am Montagnachmittag angenommen.

Der Text des genannten Konzilsdokuments ist das Ergebnis von fünf vor-konziliaren pan-orthodoxen Konferenzen, die in Chambesy, Schweiz, abgehalten wurden. Beim Treffen der Ersthierarchen in Chambesy, im Januar 2016, wurde das Dokument von allen Ersthierarchen unterzeichnet, außer von der Delegation des Patriarchats von Antiochien.

Der Text trägt den Stempel von Metropolit Johannes (Zizoulas) von Pergamon, der als Vorsitzender der Vorbereitungskonferenzen großen Einfluss auf die Texte hatte. Das Konzilsdokument über die Mission der Orthodoxen Kirche wurde mit nur wenigen Veränderungen einstimmig angenommen, wobei die Änderungsvorschläge von Metropolit Hierotheos (Vlachos) gänzlich zurückgewiesen wurden.

Das pan-orthodoxe Konzil setzt heute seine Beratungen und Sitzungen zu den weiteren Konzilstagesordnungspunkten fort.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/580.html

Zwischenbericht vom 2. Tag der Pan-orthodoxen Synode auf Kreta

Kalymvari, 21.06.2016 (OID) Bei der heutigen Pressekonferenz, an der Pressevertreter von vier orthodoxen Ortskirchen sich den Fragen der Medienvertreter stellten, wurde eine kurze Darstellung der momentanen Atmosphäre beim „Heiligen und Großen Konzil“ geschildert.

Erzbischof Job von Tellmessos, Sprecher des Sekretariats der Synode, betonte, dass während der heutigen Beratungen ausschließlich das Thema der Diaspora, also der außerhalb ihrer kanonischen Gebiete lebenden Gläubigen und ihrer Kirchen. Hierbei konnte Erzbischof Job keine näheren Details zu den laufenden Diskussionen mitteilen, da die Sitzungen nicht öffentlich sind.

Die Frage der Absenz der Delegation des Patriarchats von Antiochien, so Erzbischof Job weiter, wäre ausschließlich auf das kanonische Problem von Katar bezogen. Obwohl die Delegation des Patriarchats von Antiochien drei der vor-konziliaren Dokumente nicht unterzeichnet hat, so hätte sie dennoch bis zuletzt an der Vorbereitung des Konzils mitgewirkt.

Die Ersthierarchen bzw. die Kirchenvertreter werden in weiterer Folge des Konzils darüber entscheiden, ob das Entscheidungssystem des Konsenses beibehalten wird, oder eventuell einem Mehrheitsbeschlusssystem weichen wird, so Erzbischof Job. Bis zu einer eventuellen Entscheidung, bleibe aber der Konsens weiterhin als Entscheidungsgrundlage für das Konzil.

Der Sprecher des Patriarchats von Alexandrien, Metropolit Alexander von Nigeria, kommentierte die gestrige Annahme des Konzilsdokumentes zum Thema „Mission der Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt“ und betonte dabei, dass die Kirche von Afrika (Patriarchat von Alexandrien) sehr glücklich ist über dieses Dokument. Es könnte zwar etwas dynamischer sein, werde aber Diskussionen auslösen. Die Diskussionen, so der Sprecher, werden sich auf die internationale Ökonomie richten und den Fokus darauf lenken, dass wir in der jetzigen Situation einen neuen Liberalismus spüren.

„Wir sind aufgerufen, so Metropolit Alexander, genauer anzusprechen wo das Übel steckt. Insbesondere die Kirche von Afrika ist aufgerufen aufzuzeigen, welche Zusammenhänge es von Ökonomie und Aids gibt, denn Aids ist ein Faktor für Armut. Wir müssen auch die Rolle der Weltbank und der Europäischen Union hier deutlich machen, sowie ihre Verbindungen zu den verschiedenen Regierungen in Afrika,“ so der Sprecher des Patriachats von Alexandrien.

„Die Länder Afrikas sind zwar in den 1960er Jahren größtenteils unabhängig geworden, aber dennoch bis heute unter einer gewissen Vormundschaft, einem Kolonialismus unter anderem Namen, denn der Wohlstand der Nationen ist unter der Kontrolle einiger weniger Großgrundbesitzer oder anderer Marktteilnehmer.“

„Wir brauchen die Ortskirchen, um diese Punkte anzusprechen, diese Argumente zu verfolgen, und einen Diskurs anzuregen, der die Aufmerksamkeit der Menschen dahin lenkt, was eigentlich passiert und was getan werden muss, um die Dinge zu verbessern.“

Der Sprecher der Kirche von Zypern, Bischof Gregorios von Mesaoria, unterstrich in seinen Ausführungen nochmals die Bedeutung des Konzils.

„Es ist wahr, dass dieses Konzil ein wichtiges Ereignis ist, es ist ein Geschenk Gottes. Das Heilige und Große Konzil ist eine Erfahrung, wie das Leben innerhalb der Orthodoxie ist.“

„Die Aufgabe der Orthodoxen Kirche, sowohl des Klerus wie auch der Gläubigen, ist es die Wahrheit in die Welt zu tragen. Die Kirche ist aufgefordert das Wort der Wahrheit in der ganzen Welt zu verbreiten. Das ist die Aufgabe, der sich die orthodoxen Christen gegenübersehen, denn die ganze Orthodoxe Kirche zu sein bedeutet, dies durch Erfahrung zu erleben, die Erfahrung hier zu sein, präsent zu sein in Demut, Einfachheit, im Geiste der Liebe und Barmherzigkeit für alle und dem vollen Bewusstsein, wer wir sind.“

„Wenn wir uns nicht als einig zeigen können, wenn wir nicht zeigen können, dass wir in unseren Herzen Liebe untereinander haben, dann können wir nicht sagen, dass wir vereint sind mit der Kirche Gottes oder dass wir Liebe zu Gott zeigen.“

Am morgigen dritten Tag der pan-orthodoxen Synode werden die Beratungen und Diskussionen fortgesetzt.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/582.html

Pan-orthodoxe Synode auf Kreta setzt ihre Arbeit fort

Kolymvari, 23.06.2016 (OID) Am gestrigen Mittwoch haben die Ersthierarchen und Bischofsdelegationen aus den verschiedenen autokephalen orthodoxen Ortskirchen ihre Beratungen in der Orthodoxen Akademie von Kreta fortgesetzt.

Wie Erzbischof Job von Tellmessos, Sprecher des Sekretariats der Synode, bei der täglichen Pressekonferenz mitteilte, verlaufe die Synode in konstruktiven und interessanten Diskussionen, sowie „brüderlicher Liebe und dem Geist der Einheit“.

„Heute hat das `Heilige und Große Konzil` bereits begonnen, über das dritte Dokument zu diskutieren, bezüglich der Autonomie von Kirchen und wie diese erlangt werden kann“, so Erzbischof Job von Tellmessos.

„Im weiteren Verlauf ist man zurückgegangen auf die Änderungsanträge bezüglich des Dokuments über die Mission der Orthodoxen Kirche in der heutigen Zeit und der Anträge zum zweiten Dokument über die Diaspora, so dass die finalisierten Texte nochmals überprüft wurden“, so der Sprecher des Konzils-Sekretariats.

Für den Nachmittag, so Erzbischof Job, war die erste Unterzeichnung eines Konzilsdokuments vorgesehen, nämlich das Dokument über die Diaspora.

Für den Donnerstag ist im weiteren Verlauf der Synode die Diskussion über das Dokument zum Thema Fasten vorgesehen.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/584.html

Kirchendelegationen unterzeichnen erste Konzilsdokumente

Kolymvari, 24.06.2016 (OID) Am gestrigen Donnerstag haben die orthodoxen Kirchendelegationen zwei der sechs Konzilsdokumente definitiv in ihrem Inhalt beschlossen und diese unterzeichnet. Die pan-orthodoxe Synode auf Kreta hat die Dokumente zu den Themen „Autonomie und wie diese erlangt werden kann“ und „Diaspora“.

Bei der Pressekonferenz betonte der Sprecher des synodalen Sekretariats, Erzbischof Job von Telmessos, dass die Dokumente mit nur wenigen Änderungsanträgen von den Bischöfen angenommen wurden.

„Wir haben sehr gute Nachrichten, um sie mit ihnen zu teilen, denn wir haben an diesem Morgen den Prozess begonnen, der Unterzeichnung von zwei Dokumenten, das Dokument über die „Autonomie und wie sie erlangt werden kann“, welches mit nur wenigen Änderungen akzeptiert wurde und das Dokument über die Diaspora, sowie die Regulierung der regionalen Bischofskonferenzen“, so Erzbischof Job.

Erzbischof Job betonte, dass der Prozess der Unterzeichnung der Dokumente länger dauert, da die 290 Bischöfe, die als Delegaten an der Synode teilnehmen, alle Dokumente in den vier offiziellen Sprachen unterzeichnen müssen.

„Im Allgemeinen geht das Konzil gut voran,“ so der Sprecher des Konzilssekretariats, „mit sehr interessanten Diskussionen in brüderlichem Geist.“

Die Frage der Abwesenheit einiger Kirchendelegationen in Bezug auf die Verabschiedung der Dokumente kommentierte Erzbischof Job mit den Worten:

„Wir sind hier nicht zusammen gekommen für eine Konferenz oder Konsultationen, sondern zu einem Konzil unserer Kirche. Dieses `Heilige und Große Konzil` wurde von der Versammlung der Ersthierarchen im letzten Januar, in Chambesy, einberufen. Diese Entscheidung wurde auf Basis des Konsensus der Synaxis der Ersthierarchen getroffen, und nur durch einen Konsensus der Synaxis könnte diese Entscheidung geändert werden. Das ist der Grund, warum die Entscheidung beibehalten wurde.“

Das „Heilige und Große Konzil“ wird sich im weiteren Verlauf mit den Konzilsdokumenten zu den Themen der Ehe und des Fastens widmen, während die beschlossenen Dokumente von den Bischöfen unterzeichnet werden.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/586.html

Orthodoxe Kirchendelegationen beraten über die Enzyklika des „Heiligen und Großen Konzils“

Kolymvari, 25.06.2016 (OID) Die Versammlung und die Beratungen der orthodoxen Kirchendelegationen auf der Insel Kreta kommen in die Schlussphase. So haben die Teilnehmer des „Heiligen und Großen Konzils“ am gestrigen Freitag zwei weitere Konzilsdokumente unterzeichnet. Wie der Sprecher des pan-orthodoxen Sekretariats, Erzbischof Job von Telmessos, bei der täglichen Pressekonferenz mitteilte, wurde die Paraphierung der Dokumente über das „Fasten“ und über die „Mission der Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt“ begonnen.

Während die Diskussion über das Konzilsdokument über die Ehe am Donnerstagabend bereits abgeschlossen wurde, war die Diskussion über das Dokument über die Beziehungen zu anderen Konfessionen am gestrigen Freitag geführt worden. Die Ergebnisse dieser Diskussion werden für heute, dem letzten Tag der pan-orthodoxen Synode erwartet.

Die gestrige Frühsitzung der Synode wurde nicht abgehalten, da die Ersthierarchen gesonderte Konsultationen mit ihren Delegationen abhielten, bei denen die Endfassung der synodalen Enzyklika, sowie eine Kurz-Botschaft des Konzils, besprochen werden sollten. Die Veröffentlichung aller Konzilsdokumente, sowie der Enzyklika und der Kurz-Botschaft des Konzils werden direkt nach Beendigung der pan-orthodoxen Synode erwartet.

Erzbischof Job erklärte auf Anfrage der Journalisten bezüglich der Stellung von Bischöfen in der Diaspora und ihrer Bischofssitze, dass die Synode beschlossen hat, wenn „in Zukunft neue Bischöfe für die Diaspora gewählt werden, ihnen keine Titel gegeben werden, die bereits für andere Bischöfe existieren“.

„Wenn ein Bischof bereits einen Titel besitzt, so kann ein neuer Bischof nicht diesen Titel annehmen“, so der Sprecher des pan-orthodoxen Sekretariats.

Die pan-orthodoxe Synode hat heute ihren letzten offiziellen Konzilstag, so dass die Unterzeichnung aller Dokumente für heute erwartet wird.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/588.html

Pan-orthodoxe Synode mit feierlicher Liturgie beendet

Die pan-orthodoxe Synode hat in intensiven Diskussionen und Sitzungen in der letzten Woche wichtige Konzilsdokumente bearbeitet und schließlich mit Konsensus angenommen. Auch eine Enzyklika an alle orthodoxen Ortskirchen und ihre Gläubigen wurde von der Synode ausgearbeitet und verabschiedet. Alle diese Dokumente können auf den vier offiziellen Sprachen unter folgendem Link eingesehen werden:

https://www.holycouncil.org/documents

In den nun folgenden Wochen, Monaten und Jahren sind alle Orthodoxen, Kleriker und Laien, aufgefordert, die verabschiedeten Konzilsdokumente zu rezipieren und sie anzunehmen. Denn erst durch ihre Annahme von der Gesamtheit der orthodoxen Kirche kann diese pan-orthodoxe Synode von Kreta eines Tages als Konzil bezeichnet werden, so wie es die orthodoxe und konziliare Tradition der Apostel und Kirchenväter vorsieht.

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/home/article/590.html

Metropolit Arsenios: Das Große und Heilige Konzil der Orthodoxen Kirche

Das Große und Heilige Konzil der Orthodoxen Kirche

Metropolit Arsenios von Austria

Einführungen

Während der fünften Synaxis (Zusammentreffen) der Vorsitzenden der Orthodoxen Autokephalen Kirchen im Jahre 1992, die vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus vom 06.-09.03.2014 in der Patriarchalkirche des Heiligen Georg im Phanar zusammengerufen worden war, wurde von den Patriarchen und Erzbischöfen der Orthodoxen Autokephalen Kirchen die lang erwartete Entscheidung getroffen, am orthodoxen Pfingstfest des Jahres 2016 in Konstantinopel in der Irenenkirche, wo schon 381 n. Chr. die II. Ökumenische Synode stattgefunden hatte, das „Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche“, wie es offiziell heißt, einzuberufen. Die Orthodoxen Ersthierarchen der Autokephalen Kirchen waren sich jedoch auch der unruhigen politischen Lage in verschiedenen Regionen der Welt, vor allem im Nahen Osten, bewusst, was sie dazu führte, in ihren Entscheidungen über das Konzil den Satz: „Außer unvorsehbaren Gegebenheiten“ einzufügen. Damit wollten sie sicherlich nicht ihre Entscheidung über die Einberufung eines Konzils relativieren, jedoch vor allem die unruhige politische Lage in Regionen ansprechen, in denen vor allem auch Orthodoxe Christinnen und Christen beheimatet sind und die evtl. zu Veränderungen der getroffenen Entscheidungen führen könnten. Dieser Satz hat sich als sehr weise erwiesen. Die politischen Spannungen zwischen der Türkei und Russland zwangen das Ökumenische Patriarchat, eine Synaxis der Ersthierarchen der Autokephalen Orthodoxen Kirchen, die für Januar 2016 im Phanar vorgesehen war, kurzfristig ins Zentrum des Ökumenischen Patriarchates nach Chambesy (Schweiz) zu verlegen. Die gesamte Synaxis der Orthodoxen Ersthierarchen sah sich in Chambesy gezwungen, das Große und Heilige Konzil der Orthodoxen Kirche von Istanbul nach Kreta zu verlegen und dies aus dem Grund, da die Sicherheit der Konzilsteilnehmenden in Istanbul einerseits nicht gewährleistet werden könnte und andererseits die Erlaubnis des Ausführungsorts des Konzils (die Irenenkirche) jederzeit vom türkischem Staat zurückgezogen werden könnte, was die Ausführung des Konzils an sich gefährden würde.

Das Große und Heilige Konzil der Orthodoxen Kirchen wird also auf Grund der historischen Gegebenheiten nun in der Orthodoxen Akademie auf Kreta vom 18. - 27. Juni 2016 stattfinden. Wie während der fünften Synaxis vom Jahre 2014 im Phanar beschlossen, wird von jeder Autokephalen Orthodoxen Kirche eine Delegation mit maximal 24 Bischöfen vertreten sein, die vom jeweiligen Ersthierarchen (Patriarch oder Erzbischof) angeführt wird. Jede Autokephale Kirche wird hierbei eine Stimme haben, die der jeweilige Ersthierarch abgibt. Die Entscheidungen werden im Konsens getroffen. Ebenfalls wurde beschlossen, dass der Ökumenische Patriarch im Namen aller Ersthierarchen zum Konzil auf Kreta einladen wird, und dies aus dem Grund, da er das Ehrenoberhaupt der gesamten Orthodoxen Kirche ist. Jede Autokephale Kirche kann darüber hinaus bis zu sechs theologische Berater/innen und drei Assistenten/innen zum Konzil mitbringen.

Als Autokephale Kirchen gelten in diesem Fall:

  • Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel
  • Das Patriarchat von Alexandrien
  • Das Patriarchat von Antiochien
  • Das Patriarchat von Jerusalem
  • Das Patriarchat Russland
  • Das Patriarchat von Serbien
  • Das Patriarchat von Rumänien
  • Das Patriarchat von Bulgarien
  • Das Patriarchat von Georgien
  • Die Autokephale Kirche von Zypern
  • Die Autokephale Kirche von Griechenland
  • Die Autokephale Kirche von Polen
  • Die Autokephale Kirche von Albanien
  • Die Autokephale Kirche von Tschechien und der Slowakei

Somit werden maximal 336 Bischöfe von allen Kirchen sowie 126 Berater/innen am Konzil von Kreta teilnehmen, was zur Maximalzahl von 462 Teilnehmenden führt. De facto wird jedoch die Zahl der Teilnehmenden sicherlich nicht diese Höhe erreichen, da es kleinere Kirchen gibt, wie z.B. die von Tschechien und der Slowakei, Albanien oder Polen, die in ihrer Gesamtheit nicht 24 Bischöfe besitzen. Somit werden rund 400 Konzilsteilnehmer/innen erwartet[1].

Historischer Rückblick

Das Panorthodoxe Konzil der Neuzeit, wie es allgemein genannt wird, hatte eine sehr lange Entstehungsgeschichte, was oft dazu führte, dass man es in ökumenischen Foren als ein nicht wirklich zu erwartendes Ereignis darstellte. Ohne die genaue Geschichte der Orthodoxen Kirche zu kennen, sollte man allerdings nicht vorschnell ein Urteil über die Orthodoxe Kirche treffen, wenn es um das Konzil geht.

Wie bekannt, entstanden durch den Geist der Französischen Revolution in den ehemaligen besetzten Gebieten des Osmanischen Reiches schon im 19. Jahrhundert verschiedene Nationalstaaten. Besonders auf dem Balkan entstanden nationale Identitäten, die tief mit dem Orthodoxen Glauben verbunden waren und ihn sogar zur „Identitätsbildung“ nutzten. Aufgrund der erkannten Gefahr der Nationalisierung der verschiedenen Orthodoxen Ortskirchen berief das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel im Jahre 1872 eine Synode ein, bei der unter anderem die Patriarchate von Alexandrien und Antiochien teilnahmen. Die Synode verurteilte wie Karmiris betonte auf strengste den „Phyletismus, d.h. die nationalen Rivalitäten und Streitigkeiten, die Eifersüchteleien und Trennungen innerhalb der Kirche Christi, da sie der Lehre des Evangeliums und den heiligen Kanones der seligen Väter“, wie es im Dokument heißt, „wiedersprechen“[2].

Man erkennt also durch diesen Schritt, dass die Orthodoxe Kirche auch auf Panorthodoxer Ebene schon immer synodal Entscheidungen getroffen hat, die für alle Ortskirchen verbindlich sein sollten und Dinge betrafen, die die Einheit der Orthodoxen Kirche gefährdeten. Leider konnte sich die Entscheidung, die damals im Rahmen der Synode getroffen worden ist, letztlich nicht durchsetzen, was die Nationalisierung verschiedener Orthodoxen Kirchen zur Folge hatte. Mit Recht betont Anastasios Kallis, dass „in Anbetracht dieser Entwicklung, bei der sich ein Prinzip der Gemeinschaft eigenständiger Ortskirchen zu einem nationalkirchlichen Trennungsfaktor gestaltete, um die Jahrhundertwende in der orthodoxen Kirche das Bewusstsein der Sorge um ihre sichtbare Einheit und die Gemeinschaft der Kirchen überhaupt (...) begann“[3]. Diese Sorge drückte immer wieder besonders das Ökumenische Patriarchat aus, das die Nationalisierungen der verschiedenen Orthodoxen Ortskirchen mit Sorge beobachtete. Die Einheit der Orthodoxen Kirche auch nach außen hin sollte und durfte nicht des Nationalismus wegen aufgegeben werden. Um dem entstandenen Nationalismus entgegenzuwirken, verfasste der Ökumenische Patriarch Joakim III. am 12. Juni 1902 eine Patriarchal- und Synodalenzyklika, die er an alle Orthodoxen Autokephalen Kirchen richtete. Die Enzyklika betonte drei Punkte, die für Patriarch Joakim besonders wichtig waren, was die Einheit der Orthodoxie auf globaler Ebene angeht. Diese waren:

Die Möglichkeiten der Kooperation und des gemeinsamen Wirkens der orthodoxen Kirchen bei der Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen Die Gestaltung der Beziehungen der orthodoxen Kirchen zu den zwei großen Zweigen der Westkirchen, der römisch-katholischen und den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen, sowie zu der altkatholischen Kirche Die Reform des Julianischen Kalenders und die damit eng verbundene Frage nach dem Osterdatum[4].

Auf die Enzyklika des Ökumenischen Patriarchen antworteten die Orthodoxen Kirchen von Jerusalem, Russland, Griechenland, Rumänien, Serbien und Montenegro positiv und begrüßten die Initiative des Ökumenischen Patriarchates. Die Kirchen von Alexandrien, Antiochien und Zypern reagierten ihrerseits nicht auf die Enzyklika, da sie mit inneren Problemen und Unruhen zu kämpfen hatten.

Das Patriarchat von Jerusalem ging sogar so weit, jährliche Konsultationen von Vertretern der orthodoxen Ortskirchen vorzuschlagen, damit durch einen lebendigen Austausch der Kontakt zwischen den verschiedenen Orthodoxen Kirchen wieder gefördert werde. Die Kirche Russlands schlug einen lebendigen und permanenten Briefaustausch zwischen den Autokephalen Kirchen vor, damit die Kirchen die geographische Distanz bewältigen könnten.

Patriarch Joakim III. betonte unter anderem in seinem Antwortbrief an die Autokephalen Kirchen: „Solche und ähnliche Fragen kann man auch durch einen brüderlichen Briefwechsel klären, wenn es möglich wäre, wie einige der Brüder in Christus vermuten, dass Theologen, die von den einzelnen Kirchen gesandt werden, an einem Ort alle drei Jahre zusammenkämen und sich mit diesen Fragen gebührend befassten. Die Ergebnisse ihrer Beratungen würden dann durch den Rangersten, den Erzbischof von Konstantinopel den anderen Kirchen zu Entscheidung mitgeteilt“[5]. Somit hat sich das Ökumenische Patriarchat, die Anregungen der anderen Orthodoxen Autokephalen Kirchen aufgreifend, für einen permanenten Theologenkongress entschieden, der durch theologische Vertreter aller Autokephalen Kirchen Fragen der Orthodoxie diskutieren und lösen sollte. Die Lösungsvorschläge sollten dann dem Ökumenischen Patriarchen weitergeleitet werden, der dann die anderen Ersthierarchen um ihre Zustimmung oder Ablehnung bittet.

In diesen historischen Gegebenheiten kann also die Geburtsstunde der Idee eines Panorthodoxen Konzils gesehen werden, auch wenn noch viele Schritte folgen mussten, die oft von den politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts in Europa eingeholt werden sollten.

Der angestrebte Theologenkongress kam jedoch nicht zustande, da durch die Balkankriege 1912-1913, den ersten Weltkrieg 1914-1918, sowie die Ereignisse der Oktoberrevolution in Russland (1917), alle „Heimatländer der Orthodoxen Kirchen“ entweder untereinander im Krieg standen, oder wie im Falle Russlands die politische Veränderung die Kirche in eine vollkommen neue Situation brachte und damit handlungsunfähig machte.

Durch die neuen politischen Gegebenheiten in Europa schien der Traum von einer panorthodoxen Zusammenkunft in weite Ferne gerückt zu sein. Erst 1920 wurde mit der Enzyklika des Ökumenischen Patriarchen Joakim „An die Kirchen Christi überall“ wieder eine Enzyklika ausgesandt, die an alle Kirche und nicht nur die Orthodoxen geschickt worden ist, mit dem Wunsch, einen Kirchenbund zu bilden. Hierbei sollte der gerade gegründete Völkerbund als Prototyp gelten. Die Enzyklika betonte elf konkrete Beispiele, die dahin führen sollten:

  • Annahme eines einheitlichen Kalenders
  • Austausch von brüderlichen Briefen
  • Freundschaftliche Kontaktpflege vor Ort
  • Kommunikation zwischen den theologischen Ausbildungsstätten
  • Studentenaustausch
  • Einberufung panchristlicher Versammlungen
  • Objektives Studium der dogmatischen Unterschiede
  • Gegenseitiger Respekt der Sitten und Bräuche
  • Gegenseitige Überlassung von Friedhofskapellen und Friedhöfen
  • Regelung der Frage interkonfessioneller Ehen
  • Gegenseitige Förderung kirchlicher Werke

Einiger dieser Punkte stießen in manchen Autokephalen Kirchen auf Widerstand. Eine weiterführende Diskussion konnte jedoch nicht gewährleistet werden, da der Griechisch-Türkische Krieg (1919-1920) die gesamte Diskussion und Initiative stoppte.

Erst im Februar 1923 schickte der Ökumenische Patriarch Meletios IV. einen Brief an die Kirchen von Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Serbien, Zypern, Griechenland und Rumänien, mit dem er die Kirchen nach dem Orthodoxen Osterfest desselben Jahres zu einem Panorthodoxen Kongress nach Istanbul/Konstantinopel einlud. Jede Kirche sollte eins bis zwei Vertreter entsenden. Der Panorthodoxe Kongress sollte sich vor allem mit der Kalenderfrage, aber auch mit anderen relevanten Fragen der Weltorthodoxie befassen. Es entstand auch die Diskussion, ob die Lösungsvorschläge für verschiedene Probleme, die auf dem Kongress besprochen werden sollten, an die Synoden der Autokephalen Orthodoxen Kirchen zur Bestätigung geschickt werden sollen, oder ob es als notwendig befunden werden solle, dass ein Orthodoxes Konzil sich nochmals mit diesen Fragen befassen müsse, um verbindliche Entscheidungen für alle zu treffen. Auch wenn die Patriarchate von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem dem Kongress fern blieben, nahmen russische Delegierte der damaligen Auslandskirche mit dem Einverständnis des Ökumenischen Patriarchates teil. Obwohl der Kongress viele wichtige Panorthodoxe Themen besprochen bzw. vorbesprochen hat, hat sich gezeigt, dass ein Panorthodoxes Konzil als nötig befunden wird, um konkrete Entscheidungen zu treffen, die verbindlich für die gesamte Orthodoxe Kirche sein sollten. „Der Kongress zeigte“, so Kallis, „zum einen, den Willen der orthodoxen Kirchen, ihre Einheit Lebenswirklichkeit im Alltag werden zu lassen und den Dialog mit den anderen Kirchen aufzunehmen, doch zum anderen auch ihre Achillesferse, die Anfälligkeit für nationalen Provinzialismus, der in der Diaspora am auffälligsten war“[6].

Auch wenn verschiedene Komplikationen den Innerorthodoxen Dialog sehr ins Stocken brachte, wie z.B. die Absetzung des Ökumenischen Patriarchen Meletios IV. im Zug der Kleinasiatischen Katastrophe, stimmte sein Nachfolger Patriarch Gregorios III. einem Vorschlag der Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem zu, ein Orthodoxes Konzil in Jerusalem zwischen Ostern und Pfingsten einzuberufen. Am 3. Juli 1924 kündigte er in einem Brief an alle Orthodoxen Autokephalen Kirchen die Einberufung eines „Allgemeinen Panorthodoxen bzw. Ökumenischen Konzils“ an, das zu Pfingstgen 1925 stattfinden sollte.

Das Ökumenische Patriarchat verteilte daraufhin eine Themenliste an alle Autokephalen Kirchen, die konkreter diskutiert werden sollte. Diese Themenliste beinhaltete sechs konkrete Punkte:

  • Dogmatische Fragen
  • Die administrative Struktur der Kirche
  • Der Gottesdienst
  • Der Klerus
  • Die Kalenderfrage
  • Verschiedenes

Die Diskussionen, die daraufhin in und zwischen den verschiedenen Orthodoxen Kirchen entstanden, führten dazu, dass es unmöglich war, das Konzil im Jahre 1925 abzuhalten. Somit sah sich Patriarch Basileios III Ende 1925 gezwungen, das Konzil auf das Pfingstfest 1926 zu verlegen; es sollte auf dem Berg Athos stattfinden. Auch dieser Versuch scheiterte, da viele Orthodoxe Kirchen in der Vordiskussion zum Entschluss gekommen waren, dass viele Themen noch genauer besprochen werden müssten bzw. die Themenliste überhaupt diskutiert werden müsse. Daraufhin wurde das Konzil abgesagt. Durch die neu entstandene Lage wurde es als notwendig befunden, einen Präliminaren Interorthodoxen Ausschuss einzuberufen, der sich mit der Themenliste beschäftigen sollte. Daraufhin hat der Ökumenische Patriarch Photios II. zum Orthodoxen Pfingstfest 1930 die Autokephalen Kirchen gebeten, jeweils zwei delegierte Bischöfe zu einer Präliminaren Zusammenkunft im Vatopedikloster auf dem Heiligen Berg zu schicken, um einen Themenkatalog zu erstellen, der in einer Prosynode dann genauer ausgebaut werden sollte. Überschattet wurde diese Zusammenkunft besonders durch die Spaltung der Russisch Orthodoxen Kirche (Moskau und die Auslandskirche) aber auch das sogenannte Bulgarische Schisma: Beide Kirchen waren in der Situation, keine Delegierten schicken zu können bzw. zu dürfen. „Dass die Problematik der Abwesenheit der zahlmäßig stärksten orthodoxen Kirche [Anm.: i.e. die der Russischen] auf der Versammlung den Delegierten bewusst war, zeigt sich auch darin, dass sie auf den verabschiedeten Themenkatalog für die künftige Prosynode die Frage der Russischen Orthodoxen Kirche an die erste Stelle setzten, verbunden mit der Bitte an das Ökumenische Patriarchat, sich darum zu bemühen, dass bei der Prosynode eine Vertretung der Russischen Kirche möglich gemacht werden sollte“[7].

Patriarch Photios II. wandte sich mit einem Brief vom 7. Februar 1931 an alle Orthodoxe Autokephalen Kirchen und kündigte eine Prosynode für das Pfingstfest des Jahres 1932 an. Er betonte mit Nachdruck, dass sich die Kirchen nun auf diese Prosynode vorbereiten sollten, damit diese die Einberufung eines Konzils möglich machen sollte. Auch wenn anfangs alle eingeladenen Kirchen mit großer Freude ihre Zustimmung zur und Teilnahme an der Prosynode mitteilten, sah sich das Ökumenische Patriarchat am 2. Juni 1932 gezwungen, die Prosynode abzusagen. Der Patriarch selbst erklärte den Grund, indem er schrieb, dass „Einige der heiligen Kirchen trotz ihres starken Wunschs wegen ihrer Sonderlage nicht an der Prosynode teilnehmen können. Demzufolge meinen wir, dass eine Vertragung geboten ist“[8].

1936 fand dann in Athen vom 29. November bis zum 6. Dezember 1936 ein Theologenkongress statt, der sich vor allem mit der Frage eines Panorthodoxen Konzils beschäftigte. Hierbei herrschte die allgemeine Meinung, dass eine Ökumenische Synode bzw. Konzil zu diesem Zeitpunkt eher gefährlich sein würde als hilfreich, weil durch die politische Lage Europa sehr gespalten war, was die Kirchen unmittelbar beeinflusste[9]. Dem Theologenkongress von Athen sollte ein zweiter Kongress 1939 in Bukarest folgen, der jedoch wegen der Ereignisse des II. Weltkrieges nicht stattgefunden hat. Erst 1976 konnte wieder ein Theologenkongress, wiederum in Athen, einberufen werden, der jedoch keine konkreten Fortschritte brachte. Der Zweite Weltkrieg und die nachfolgende Trennung Europas in einen kapitalistischen Westen und den sozialistischen Osten, also der Kalte Krieg, haben dazu beigetragen, dass der Traum eines Panorthodoxen Konzils in weite Ferne rückte. Besonders während der Zeit des Ökumenischen Patriarchen Maximos V. spitzte sich die Lage zwischen dem Ökumenischen Patriarchat und dem Moskauer Patriarchat zu, als Moskau durch verschiedene Gesten immer wieder versuchte, die Panorthodoxe Stellung des Ökumenischen Patriarchates anzuzweifeln, nicht zuletzt auf Druck Stalins. Als Höhepunkt verschiedener Provokationen kann wohl die Einberufung der Moskauer Konferenz, zu der alle Orthodoxen Oberhäupter eingeladen wurden, gezählt werden. Diese galt als ein direkter und wohl auch politisch motivierter Schritt, das Recht des Ökumenischen Patriarchates als einziges Patriarchat, Panorthodoxe Konferenzen einzuberufen, anzuzweifeln. Es hat sich jedoch schnell gezeigt, dass die anderen Orthodoxen Länder zwar der Einladung gefolgt sind, da diese Konferenz mit der 500 Jahrfeier der russischen Autokephalie in Verbindung gebracht worden war, jedoch haben sich die anderen Orthodoxen Autokephalen Kirchen geweigert, das Ereignis insgesamt als eine Konferenz zu betrachten, sondern bewerteten es lediglich als eine Jubiläumsfeier. In diesem gesamten Klima wurde schnell klar, dass die Träume von einer Panorthodoxen Synode weiterhin durch die politischen Polaritäten des Kalten Krieges immer wieder in die Zukunft verschoben werden müssten.

Als im Oktober 1948 Patriarch Maximos krankheitsbedingt zurückgetreten ist, stand das Ökumenische Patriarchat vor eine Grundsatzfrage, wer als Nachfolger des zurückgetretenen Patriarchen gewählt werden sollte: Es musste ein Kandidat sein, der die Einheit der Orthodoxie in der gesamten politischen Situation gewährleisten könnte. Im November 1948 wurde der Erzbischof von Nord- und Südamerika Athenagoras mit 11 von 17 Stimmen gewählt, was als ein starkes und zugleich auch politisches Signal galt, da Athenagoras beste Beziehungen zur US-Regierung pflegte. Seine negative Haltung gegenüber dem Kommunismus sorgte dafür, dass von Seiten des Moskauer Patriarchates immer wieder Beschwerden gegen Athenagoras eingereicht worden waren, die seine „Erststellung“ in der Gesamtorthodoxie bezweifelten. Trotz dieser Situation sandte Patriarch Athenagoras zur 1500-Jahrfeier des Konzils von Chalkedon am 12. Feburar 1951 einen Brief an alle Ersthierachen der Autokephalen Kirchen und griff den fast in Vergessenheit geratenen Gedanken eines Konzils wieder auf, indem er konkret die Einberufung eines Großen Ökumenischen Konzils vorschlug und den erarbeiteten Themenkatalog von Vatopedi aus der Schublade zog. Athenagoras schlug vor, die beschlossene und in Vergessenheit geratene Prosynode einzuberufen, die das Konzil vorbereiten sollte. Trotz der eher negativen Reaktionen von den Orthodoxen Autokephalen Kirchen, die den historischen Moment für eine solche Prosynode wegen des politischen Bruchs, der durch die orthodoxen Länder ging, nicht für günstig hielten, beschloss Patriarch Athenagoras, den Themenkatalog von Vatopedi an alle Autokephalen Kirchen zu schicken mit der Bitte, dass er durch Kommissionen in den jeweiligen Kirchen korrigiert und bearbeitet werden sollte. Das Moskauer Patriarchat beschwerte sich mit Nachdruck und zweifelte wiederum die Rolle des Ökumenischen Patriarchates an. Hierbei erhielt Moskau Unterstützung von jenen orthodoxen Ländern, die innerhalb des „Eisernen Vorhanges“ beheimatet waren, insbesondere von Bulgarien.

„Das Verhältnis des Moskauer Patriarchats zum Ökumenischen Patriarchat und überhaupt zu den Kirchen der kapitalistischen Welt änderte sich mit dem Tod Stalins am 05.03.1953 bzw. der Ära Chruschtschov, der eine Wende in der Innen- und Außenpolitik der Sowjetunion einleitete. Die im Mai 1960 erfolgte Ablösung des Leiters des kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Nikolaj, der kirchlich den scharfen Kurs der Stalin-Doktrin vertrat, durch den 31-jährigen Archimandriten Nikodim, der ein Jahr später auch zum Erzbischof von Jaroslavl und Rostov und 1963 zum Metropoliten von Leningrad ernannt wurde, signalisierte das Ende des Geistes des Kalten Krieges, der die Kirchenpolitik Moskaus nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmt hatte. Zwar war man nicht bereit, Konstantinopel mehr als einen rein protokollarischen Ehrenprimat zuzuerkennen, jedoch pflegte man brüderliche Beziehungen zum Phanar “[10].

Als Frucht dieser politischen Veränderung können sicherlich die vier Panorthodoxen Konferenzen der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts gelten. 1961, 1963 und 1964 fanden auf der Insel Rhodos in Griechenland und 1968 in Chambesy bei Genf auf Initiative des Ökumenischen Patriarchates, und dem Willen aller Autokephalen Orthodoxen Kirchen entsprechend, sogenannte Panorthodoxe Konferenzen statt, die sich mit doktrinären, missionarischen und ethischen Fragen beschäftigen. Als besonders wichtig gelten die Entscheidungen der Konferenzen bezüglich der Teilnahme der Orthodoxen Kirche an verschiedenen Ökumenischen Foren, wie dem ÖRK und die Bestätigung verschiedener Bilateraler Dialoge der Orthodoxen Kirche[11]. Die Konferenzen galten zwar als Zeichen und Weg hin zum Konzil der Orthodoxen Kirche, jedoch befassten sich die Konferenzen auf Rhodos fast überhaupt nicht mit dem Thema des Orthodoxen Allgemeinen Konzils. Lediglich die Konferenz von Chambesy verabschiedete einen Punkteplan, der den Weg zu einem Konzil erleichtern sollte. Dieser sah fünf konkrete Schritte vor, wie das Konzil zu erreichen sei:

  • Der Plan der Prosynode wird fallengelassen, an ihre Stelle soll eine Reihe vorkonziliarer Panorthodoxer Konferenzen treten.
  • Zur Durchführung des Gesamtvorhabens wird eine Interorthodoxe Vorbereitungskommission gegründet.
  • Im Zentrum des Ökumenischen Patriarchates in Chambesy/Genf wird ein Sekretariat für die Vorbereitung des Konzils eingerichtet.
  • Für die Vorbereitung und Durchführung der Dialoge mit den anderen Kirchen werden Interorthodoxe Kommissionen gebildet.
  • Das Verfahren der Bearbeitung der Themen wird modifiziert. Zu einzelnen Themen werden von einer oder mehreren Kirchen Studienberichte erstellt, die dem Sekretariat für die Vorbereitung des Konzils dienen, indem es Vorlagen für das Konzil erarbeitet.[12]

Ab dem Jahre 1971 fanden eine Zahl von Interorthodoxen Vorbereitungskommissionen zum Konzil statt, wie Vorkonziliare Konferenzen, die sich mit der Revidierung und Bearbeitung des Themenkataloges von Rhodos 1961 beschäftigten. Bezüglich des Themenkataloges konnten sich 10 Haupthemen herauskristallisieren, die mehr oder weniger alle Kirchen beschäftigen und bis heute als grundlegendste Vorlagen für weitere Besprechungen gelten sollten. Diese sind:

  • Orthodoxe Diaspora
  • Die Autokephalie und ihr Proklamationsmodus
  • Die Autonomie und ihr Proklamationsmodus
  • Die Diptychen
  • Die Frage nach einem gemeinsamen Kalender
  • Ehehindernisse
  • Anpassung der kirchlichen Fastenvorschriften
  • Beziehungen der orthodoxen Kirchen zu der übrigen christlichen Welt
  • Orthodoxie und ökumenische Bewegung
  • Der Beitrag der lokalen orthodoxen Kirchen zur Durchsetzung der christlichen Ideale des Friedens, der Freiheit, der Brüderlichkeit und der Liebe zwischen den Völkern und zur Aufhebung der Rassendiskriminierung

Durch die Neugründung verschiedener Orthodoxer Kirchen besonders seitens der Kirche von Russland in der „Neuen Welt“ sowie durch den Wunsch nach Autonomie seitens verschiedener Kirchen, die nach dem Fall der Sowjetunion wieder ihre Unabhängigkeit von Moskau verlangten, bahnten sich neue Spannungen zwischen dem Ökumenischen Patriarchat und dem Patriarchat von Moskau an, was erneut die Konzilsvorbereitungen stark bremste.

Erst durch den persönlichen Einsatz und den innigsten Wunsch und das Verlangen des heutigen Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus konnte bei der Synaxis (dem Treffen) der Orthodoxen Ersthierarchen aller Kirchen am 06.-09. Mai 2014 der Wunsch und der Wille für die Durchführung eines Konzils konkret bestätigt werden.

Die Vorbereitungskommission, die in mehreren Sitzungen seit dem Jahre 2014 bis heute den Themenkatalog endgültig erarbeiten sollte, und der von den Ersthierarchen in ihrer Januarsitzung 2016 im Chambesy bestätigt worden war, lautet nun wie folgt:

  • Die Mission der Orthodoxen Kirche in der gegenwärtigen Welt: Ihr Beitrag zur Bewahrung des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Geschwisterlichkeit und Liebe zwischen den Völkern und die Überwindung nationalistischer und anderer Unterscheidungen.
  • Orthodoxe Diaspora
  • Autonomie und die Weise ihrer Proklamation
  • Das Sakrament der Ehe und seine Hindernisse
  • Die Bedeutung des Fastens und seine Anwendung heutzutage
  • Die Beziehung der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt

Vorbereitungskommissionen mit Vertretern der verschiedenen Kirchen haben darüber hinaus in langen und schwierigen Diskussionen Vorlagetexte verfasst, die auf dem Konzil verabschiedet oder umgewandelt werden sollen. Wichtig hierbei ist wohl, dass es keiner Kirche gestattet wird, neue Punkte auf die Themenliste des Konzils zu setzen, da man somit den Frieden und den Erfolg des Konzils gefährdet sieht. Für diesen ersten Schritt des Konzils mag dies wohl auch ein weiser Schritt gewesen sein.

3. Zukunft

Wie wir gesehen haben, gab es einen langen und komplizierten historischen Weg von der Idee bis hin zur Einberufung eines Orthodoxen Konzils. Viele komplizierte und wichtige Fragen, die im Laufe der Zeit die Orthodoxe Kirche in sich gespalten und beschäftigt haben, werden leider auch nicht in diesem Konzil diskutiert und gelöst werden, weil viele wichtige Themen, wie das der Diptychen, also der Hierarchischen Reihenfolge der Orthodoxen Kirchen, aus dem Themenkatalog gestrichen worden sind, um eventuellen Streitigkeiten, die das Konzil gefährden könnten, vorzubeugen. Sicherlich wird sich die Orthodoxe Kirche jedoch aus dem Leben heraus in Zukunft auch mit solchen Themen befassen.

Ich persönlich bin der Meinung, dass die Einberufung des Konzils an sich schon ein großer Erfolg für die Orthodoxe Kirche ist. Es wird meines Erachtens eine neue Ära auf Panorthodoxer Ebene einleiten. Sicherlich sollte man das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche nicht mit dem II. Vatikanischen Konzil und der gesamten Aggiornamentobewegung vergleichen, dennoch sind die Dynamik und die Symbolkraft, die das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche mit sich bringt - besonders auch nach außen hin- nicht zu unterschätzen. Die Einberufung des Konzils durch den Ökumenischen Patriarchen und die Besprechung des Themenkataloges in einem schweren, aber fruchtbaren Dialog aller Orthodoxen Autokephalen Kirchen hat im Vorfeld des Konzils neue Richtlinien geschaffen, mit denen sich die Orthodoxe Kirche in Zukunft auf globaler Ebene bewegen wird. Der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel sprach sogar in der letzten Synaxis der Ersthierarchen vom Auftakt zu regelmäßigen synodalen Beratungen auf panorthodoxer Ebene. Johannes Oeldemann vermutet sogar, dass das Konzil auf Kreta die Chance hat, „als erste Session eines länger andauernden Konzils in die Kirchengeschichte einzugehen“[13].

Auch Gregorios Larentzakis betont, dass die Zukunft das Entscheidende ist: „Der Sensus des Pleroms der Kirche, das höchste Kriterium der Kirche, wird diese Synode auf den ihr gehörigen Platz einordnen und wird ihr die geeignete endgültige Bezeichnung zuweisen.“[14]

Ich persönlich bin als Orthodoxer Hierarch im Rahmen meiner pastoralen Sorge besonders erfreut, dass der lange Versuch des Ökumenischen Patriarchates, ein äußeres Zeichen der Einheit der Orthodoxen Kirche auf globaler Ebene zu erlangen, erreicht worden ist. Das Zeichen der Einheit, das wir hier in Österreich durch die Orthodoxe Bischofskonferenz schon lange haben, wird durch das Konzil auch auf die globale Ebene gebracht.

Ob es die erste Session eines länger andauernden Konzils oder der Auftakt zu regelmäßigen synodalen Beratungen sein wird, wird die Zeit und die Dynamik und die Rezeption, die das Konzil ausstrahlen und erreichen wird, zeigen. Mir als Hierarchen bleibt nur eins zu tun: Zu beten und zu hoffen, dass für die Einheit der Kirche und die Martyria Christi das Konzil erfolgreich sein wird; und in dieser Verantwortung müssen wir alle die Konzilsteilnehmenden in unsere Gebete einschließen.

[1] Vergl. bezüglich der Entscheidungen der Vorsitzenden der Orthodoxen Kirchen über das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche, Τό Μήνυμα τῶν Ὀρθοδόξων Προκαθημένων, in Ἐκκλησία (2014), Bd. 3, 168 f. Gregorios Larentzakis führte in seiner am 20. Mai 2016 anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats durch die Theologische Fakultät der Aristoteles Universität Thessaloniki gehaltenen Rede aus, dass die Zahl 24 eine relative ist und die Festlegung auch anders hätte ausfallen können. Larentzakis hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass die Gültigkeit und Bedeutung einer Synode nicht von der Anzahl der teilnehmenden Bischöfe abhängt und die Nicht-Teilnahme oder Abwesenheit einiger Bischöfe auch nicht die Zusammenkunft an sich oder die Beschlussfassung behindert. Schließlich sei aus dem historischen Befund bekannt, dass auch bei keinem der Ökumenischen Konzilien jemals alle Bischöfe der Kirche teilgenommen haben.

Vgl. http://panorthodoxcemes.blogspot.co.at/2016/05/h.html (zuletzt aufgerufen am 06.06.2016).

[2] Karmiris II, 1015. Aus Anastasios Kallis, Auf dem Weg zum Konzil, Theophano Verlag Münster, Münster 2013, 45.

[3] Anastasios Kallis, Auf dem Weg zum Konzil, Theophano Verlag Münster, Münster 2013, 46.

[4] Patriarchale Enzyklika vom 12.06.1902, deutsche Fassung Kallis, Auf dem Weg, 50-54.

[5] Patriarchale Enzyklika vom 12.05.1904, deutsche Fassung Kallis, Auf dem Weg, 88.

[6] Kallis, Auf dem Weg, 97.

[7] Kallis, Auf dem Weg, 99.

[8] Orthodoxia 7 (1932), 226.

[9] Vgl. Kallis, Auf dem Weg, 100.

[10] Kallis, Auf dem Weg, 184.

[11] Siehe Theodoros Meimaris, The Holy and Great Council of the Orthodox Church and the Ecumenical Movement, Thessaloniki 2013, 41-74.

[12] Siehe Kallis, Auf dem Weg, 191.

[13] Johannes Oeldemann, Konzil auf Kreta, Herder Korrespondenz, 3/2016, 25-28, hier 28.

[14]Gregorios Larentzakis, Die Große und Heilige Synode der Orthodoxen Kirche. Ihre Botschaft für die gegenwärtige Krise. - Rede anlässlich der Verleihung des Ehrendok­torrats an Gregorios Larentzakis durch die Theologische Fakultät der Aristoteles Universi­tät Thessaloniki am 20. Mai 2016.

Vgl. http://panorthodoxcemes.blogspot.co.at/2016/05/h.html (zuletzt aufgerufen am 06.06.2016).

http://www.orthodoxe-kirche.at/site/inforechts/article/576.html