Ætheldreda von Ely

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St. Etheldreda.jpg

Gedächtnis: 23. Juni

Ætheldreda (Audrey) von Ely, in den Quellen oftmals Æðelþryð von Ely, war eine Tochter des angelsächsischen Königs Anna (auch Onna) von East Anglia. Demnach stammte sie aus dem Geschlecht der Wuffinger, benannt nach Annas Großvater Wuffa, dessen 571 verstorbener Vater Wehha das Königtum in East Anglia begründet hatte. Die Wuffinger leiten sich über Wehh Wilhelming, Wilhelm Hrypping, Hryp Hroðmunding, Hroðmund Trigling, Trygil Tymaning, Tyttman Casericg und Caser Wodning von Wodan (Woden Frealafing) her.

Ætheldreda wurde 636 in Exning in Suffolk geboren. Damals herrschte ab 630 in East Anglia Annas Vetter Sigebert, welcher im Exil im Frankenreich getauft worden war und als König das Christentum in East Angla wieder einführte. Da Sigebert nur ein Stiefsohn des langjährigen und mächtigen Königs Rædwald (reg. 593 bis 625) war, fiel er bei diesem wegen seiner Machtansprüche in Ungnade und mußte gezwungenermaßen zu den Franken fliehen. Bereits sein Halbbruder Eorpwald, der nach Rædwalds Tod König wurde, hatte sich 627 auf Ansinnen des Bretwaldas (Großkönigs) Edwin von Northumbria (reg. 616 bis 633) in dessen Reich taufen lassen. Kurz darauf erlitt Eorpwald das Martyrium durch den heidnschen Adligen Ricbert, und East Anglia fiel in das Heidentum zurück, bevor sich eine Kirche entwickeln konnte. Auf diese Nachricht hin kehrte Sigebert zusammen mit Felix von Burgund, dem vormaligen Bischof von Chalon-sur-Saône, nach East Anglia zurück und machte seinen Anspruch auf die Krone gegen den Usurpator Ricbert mit Unterstützung des Bretwaldas erfolgreich geltend.

Im Jahre 637 zog sich Sigibert von den Regierungsgeschäften in ein von ihm erbautes Kloster zurück, und übergab seinem Unterkönig Ecgric, einem Blutsverwandten von ihm, die Krone. Felix amtierte weiterhin als vom Erzbischof von Canterbury geweihter Bischof der Ostangeln in Dommoc.

Als die Heilige vier Jahre alt war, wurde East Anglia vom benachbarten Königreich Mercia angegriffen und verlor die erste Schlacht. Daraufhin wurde Sigebert von den Ostangeln aus dem Kloster geholt, um das Heer in der folgenden Schlacht zu führen. Dieser zog infolge seines Gelübdes nur mit einem Stab in der Hand inmitten des Heeres in die Schlacht und fiel zusammen mit Ecgric. Daraufhin wählten im Jahre 640 die Ostangeln Ætheldredas Vater Anna zum neuen König, weil dieser der älteste Neffe Rædwalds war. Rædwalds Söhne waren nun alle tot, aber die Söhne seines Bruders Eni, dem Großvater der Heiligen, lebten noch.

Anna war bereits während der Regentschaft von Sigebert durch den Bischof Felix getauft worden und hatte auch die christliche Hereswitha, eine Verwandte des Königs Edwin von Northumbrien geehelicht, so dass die Heilige in der Atmosphäre eines neubekehrten Hauses aufwuchs. Hierdurch wurde sie ihr Leben lang geprägt.

Anna stattete kurz nach seinem Regierungsantritt das von Sigebert gegründete Kloster Cnobheresburg (Burgh Castle bei Great Yarmouth in Norfolk) des Abtes Fursa mit Gebäuden und Schenkungen aus.

Der König Penda von Mercia ließ in seinen Hegemoniebestrebungen nicht nach, so dass selbst König Cenwalh von Wessex im Jahre 645 zu Anna fliehen mußte und drei Jahre lang an dessen Hof lebte. In dieser Zeit wurde Cenwalh zum Christentum bekehrt, der im Gegensatz zu seinem 642 verstorbenen Vater Cynegils noch Heide war.

Im Jahre 648 konnte Cenwalh seine Herrschaft über Wessex zurückzugewinnen. Daraufhin bekriegte Penda von Mercia erneut East Anglia, welches er 650 eroberte. König Anna musste nun selbst fliehen, konnte das Königtum aber kurz darauf nach dem Abzug von Penda wiedererlangen.

Im Jahre 652 verheirate Anna die heilige Æthelthryth trotz deren Keuschheitsgelübde mit Tondberht, dem princeps Australium Gyruiorum (Ealdorman der Süd-Gyrwier). Diese Hochzeit sollte seine Macht festigen, da die Süd-Gyrwier ein bedeutender halbautonomer Stamm in den Fens an der Grenze zu Mercia waren. Die Fens (=die Sümpfe) sind eine Moorlandschaft in Ostengland, die sich um die Meeresbucht The Wash ausbreitet und das Überschwemmungsgebiet der Flüsse Witham, Welland, Nene und Ouse waren. Obwohl die Heilige von Tondberct die Isle of Ely als Morgengabe erhielt, hielt sie dennoch ihr Keuschheitsgelübde. Die Isle of Ely ist eine Region in Cambridgeshire rund um die Stadt Ely. Ihr Name stammt von island of eels (Insel der Aale), weil in den umliegenden Flüssen häufig Aale gefangen wurden.

Trotz dieses Schachzuges fielen bereits im Jahre 654 Anna und sein Sohn Jurmin in der Schlacht von Bulcamp im Kampf gegen Penda, der East Anglia damit ein zweites Mal eroberte und Annas Bruder Æthelhere als einen Schattenkönig (subregulus) von Pendas Gnaden einsetzte. Anna wurde in Blythburgh (bei Southwold, Suffolk) beigesetzt und bis ins 12. Jahrhundert als Märtyrer verehrt.

Im Jahre 655 starb auch der bereits sehr betagte Tondberht, ohne dass die Ehe mit der heiligen Æthelthryth vollzogen war. Als Witwe zog sich die Heilige nach Ely zurück.

Dieses Jahr war entscheidend für die ganze Region. Æthelthryths Onkel Æthelhere, der Unterkönig von Mercia für East Anglia, leistete Penda Heeresfolge im Feldzug 655 gegen Oswiu von Northumbria. In der Schlacht von Winwaed bei Loidis (Leeds) am 15. November fielen sowohl Penda als auch Æthelhere. Daraufhin fiel der Norden Mercias an Oswiu Northumbrias und der Süden an Pendas Sohn Peada. In East Anglia folgte Æthelwald seinem Bruder Æthelhere, so dass ein weiterer Onkel der Heiligen König wurde.

Durch die Niederlage Pendas kam auch Ecgfrith, der damals etwa zehnjährige Sohn des Königs Oswiu von Northumbria, aus der Geiselhaft am Hof der mercischen Königin Cynewise frei. Nur damit Oswiu seinen Einfluß auch im Südosten des angelsächsischen Gebietes ausbauen konnte, wurde Æthelthryth im Jahre 660 mit dem damals erst fünfzehnjährigen Ecgfrith verheiratet. Auch in dieser zweiten Ehe hielt die Heilige standhaft an ihrem Keuschheitsgelübde fest.

Oswiu von Northumbria installierte zu jener Zeit auch eine Oberherrschaft East Anglias über Essex. So wurde König Æthelwald von East Anglia 661 zum Taufpate von König Swithhelm von Essex. Die Taufe fand sogar in Rendelsham, dem Königssitz East Anglias, statt, obwohl sie von Bischof Cedd von Essex vollzogen wurde.

Im Jahr 664 starb König Æthelwald bei einer Seuche, die zahlreiche Opfer in Britannien forderte. Nachfolger wurde sein noch sehr junger Sohn Ealdwulf, dessen fast fünfzigjährige Herrschaft bis 713 endlich wieder Stabilität nach East Anglia brachte.

In demselben Jahr versuchte Ealhfrith, Oswius Sohn aus einer früheren Ehe, Deira von der Vorherrschaft Oswius zu lösen. Nach dessen Beseitigung trat Ecgfrith an dessen Stelle als Unterkönig in Deira.

Oswiu starb am 15. Februar 670 und wurde in der St. Peter’s Church des Klosters Whitby Abbey bestattet, in das seine Witwe Eanflæd als Nonne eintrat. Ecgfrith folgte ihm als Oberkönig in Northumbrias nach, während sein Bruder Ælfwine als subregulus in Deira herrschte. Hierdurch wurde die Heilige zur Oberkönigin von Northumbria und dadurch von Ecgfrith hart bedrängt, ihren ehelichen Pflichten endlich nachzukommen. Aber die Heilige weigerte sich weiterhin standhaft, ihr Keuschheitsgelübde zu brechen.

Ætheldreda suchte nun Hilfe bei Bischof Wilfrith von York (in diesem Amt ab 669) und schenkte ihm 672 ein großes Landgut bei Hexham, auf dem er die dem heiligen Andreas geweihte Hexham Abbey errichten ließ. Daraufhin ermöglichte er der Oberkönigin ein Leben als Nonne im Kloster Coludi (heute Coldingham, Schottland), der Priorei von Ecgfriths Tante.

673 kehrte sie nach East Anglia zurück und gründete das Doppelkloster Ely Abbey auf einer Anhöhe der Isle of Ely in einem ehemaligen Sumpfgebiet. Dort wurde sie auch die erste Äbtissin und führte ein sehr asketisches und heiligmäßes Leben. Nach schwerer Krankheit entschlief sie am 23. Juni 679 und erhielt wunschgemäß ein sehr schliches Begräbnis in einem hölzernen Sarg auf dem Friedhof der Abtei. Nachfolgerin als Äbtissin wurde ihre Schwester Seaxburg von Ely. Heute befindet sich an der Stelle des Klosters die Kathedrale von Ely.

Ihre Reliquien befinden sich heute in der ihr geweihten Kirche am Ely Place in London.

Gebete

Troparion (3. Ton)

Lasset uns preisen die Jungfrau Etheldreda, die Flamme des Glaubens über der Kirche von Ely, Mutter Äbtissin, Fürbitterin und Beschützerin aller. In ihr erstrahlte das Abbild Gottes in neuem Glanze, und gekrönt ward sie mit großer Herrlichkeit von Christus unserem Erlöser; und immerfort betet sie im Heiligen Geist vor dem Thron des Vaters, dass uns Sein großes Erbarmen zuteilwerden möge.

Literatur

  • Ælfric Grammaticus: The Life of St. Aethelthryth
  • Beda der Ehrwürdige. Kirchengeschichte des Englischen Volkes, hrsg. von Günther Spitzbart, 2 Bde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982.
  • Storia degli inglesi - Historia ecclesiastica gentis Anglorum, hrsg. von Michael Lapidge, Rom 2008.
  • The Anglo-Saxon Chronicle. Hrsg. von Dorothy Whitelock, David C. Douglas, Susie I. Tucker. Rutgers University Press, New Brunswick 1961.
  • Michael Swanton (Hrsg.): The Anglo-Saxon Chronicle. Routledge, New York 1998.
  • Dorothy Whitelock (Hrsg.): English Historical Documents. Band 1. London 1955 (2. Aufl. 1979).
  • E. B. Pryde, D. E. Greenway, S. Porter, I. Roy (Hrsg.): Handbook of British Chronology (Royal Historical Society Guides and Handbooks), Cambridge University Press, 1996 (3. Auflage), ISBN 978-0521563505.
  • R. C. Love: Æthelthryth. In: Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u.a. 2001, ISBN 978-0-631-22492-1, S. 18.
  • Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 0-631-22492-0.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of Early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3.
  • Janet Fairweather (Übers.): Liber Eliensis. A History of the Isle of Ely from the Seventh Century to the Twelfth, compiled by a Monk of Ely in the Twelfth Century, Boydell, Woodbridge 2005, ISBN 978-184383015-3.
  • M. Dockray-Miller, Saints Edith and Æthelthryth: Princesses, Miracle Workers, and their Late Medieval Audience. The Wilton Chronicle and the Wilton Life of St Æthelthryth, Brepols Publishers, 2009, ISBN 978-2-503-52836-6.
  • Richard Hoggett: The Archaeology of the East Anglian Conversion (Anglo-Saxon Studies), Boydell & Brewer, 2010, ISBN 978-1-84383-595-0